VON OLIVER GRISS

Mitte der zweiten Halbzeit des 3:1-Heimerfolgs gegen Mannheim hatten die Fans in der Westkuve ein Plakat ausgerollt - die Botschaft: “Teuerste Tickets Deutschlands! Sechzig muss bezahlbar bleiben!” Diese Message hört sich prinzipiell vernünftig an, allerdings ist das liebste Kind vieler Löwen-Fans das ruinöse Grünwalder Stadion. Und die Erlösquellen sind mit diesem Stadion eben nunmal überschaubar - und genau das blenden die Stadion-Fans immer wieder aus. Wenig Plätze, kaum Vermarktungsmöglichkeiten, keine Logen, keine Parkplatzmöglichkeiten - und auf der Haupttribüne teilweise schlechte Sicht. Alles in einem: Das Grünwalder ist nicht mehr zeitgemäß.

Und die Kosten für die Giesinger Kultstätte nehmen überhand (auch aufgrund der steigenden Betriebskosten) - einem Drittligisten wie 1860 wird die Luft zum Atmen abgeschnürt. Und genau deswegen müssen die Löwen - und das war die Anspielung der Fans - die Dauerkartenpreise massiv für die neue Saison erhöhen. Bis zu 15 Prozent mehr, damit das Minus in der Kasse nicht zu groß ausfällt. Marc Pfeifer, der vom TSV 1860 eingesetzte Finanz-Geschäftsführer, kann gar nicht anders handeln als die Preise zu erhöhen. An den Löwen verdient nur der Stadtteil Giesing, aber der Klub kaum.

Der Weg der Löwen zurück nach Giesing war 2017 freilich selbstgewählt. Und das hat selbstverständlich alles seinen Preis. Zum Glück kann der Altmeister für die neue Saison mit den MVV-Kosten aussetzen. Immerhin. Und weil alles teurer wird, wird der Löwen-Kader der Spielzeit 2023/2024 - zumindest Stand jetzt - nicht mehr mit dem von der aktuellen Saison zu vergleichen sein. Leistungssträger Yannick Deichmann wird beispielsweise 1860 verlassen.

Sollte das Grünwalder Stadion wider Erwarten bei 18.105 Plätzen doch noch umgebaut werden, werden die Ticketpreise am Giesinger Berg weiter steigen - aber das ist selbstredend. Die Stadt müsste ja die Kosten für einen Umbau (derzeit rund 100 Millionen Euro) auch wieder irgendwie einspielen.

Immerhin gibt es vom DFB in der neuen Saison mehr Geld aus dem TV-Topf - stattliche 1,3 Millionen Euro. Das ist ein schöner Batzen Kohle. Allerdings wird es dafür auch eine Gegenleistung geben: Zwar sind die ungeliebten Montagabendspiele nun Geschichte, dafür gibt es pro Spieltag künftig am Sonntag um 16.30 und 19.30 Uhr Spiele.

Wetten, dass es bald Proteste gegen diesen Termin gibt? Der Fußball ist nur finanzierbar, wenn man Kompromisse eingeht und dazu gehört eben auch die Spieltagszerstückelung, damit die TV-Partner möglichst viel Reichweite schaffen.