VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Es war der letzte Auftritt der Saison im Grünwalder Stadion - der 3:1-Triumph am vergangenen Freitag über Waldhof Mannheim. Es war der vierte Heimsieg in Folge. Die Fans hatten ihren Spaß. Nicht nur in der Kurve, sondern auch auf der Ehrentribüne. Als die Fans “Steht auf, wenn ihr Löwen seid” anstimmten, standen viele auf und feierten mit. Präsident Robert Reisinger nicht. Der 59-jährige Ober-Löwe wirkte in diesem Moment nachdenklich, in sich gekehrt - kein Wunder: Der TSV 1860 kommt unter seiner Regie nicht vom Fleck. Der Altmeister von 1966 geht ab August in sein sechstes Drittliga-Jahr.

Und was ihn zudem beschäftigen dürfte: Die Preise für das Grünwalder Stadion ziehen immer mehr an (dazu gab es auch ein Protest-Plakat in der Westkurve), die Kritik in der aktiven Fanszene wird immer größer - doch 1860 braucht Gelder, um den Betrieb irgendwie aufrecht zu halten. Das Budget muss - Stand jetzt - um rund zwei Millionen Euro gesenkt werden. Große Sprünge erlaubt diese Reduzierung nicht. Deswegen ist auch in der nächsten Saison nicht von einem Zweitliga-Aufstieg auszugehen. Trainer Maurizio Jacobacci dürfte sich durchaus mehr Unterstützung erwartet haben, um den schlafenden Riesen 1860 entscheidend zu wecken.

Sind Sie zufrieden mit der aktuellen Löwen-Situation?

Umfrage endete am 04.06.2023 10:00 Uhr
Nein! Das hat nichts mit Sechzig zu tun!
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Ja, natürlich!
10% (494)

Teilnehmer: 4713

Thema war nicht nur auf der Haupttribüne die durchaus unwürdige Verabschiedung rund 45 Minuten vor dem Anpfiff: Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel verteilte vor einer Trauerkulisse zu diesem Zeitpunkt an Kapitän Stefan Lex, Marcel Bär, Daniel Wein & Co. jeweils ein Bild aus der 1860-Zeit und einen Plüsch-Löwen. Präsident Reisinger, der sonst vor den Spielen oft im Innenraum anzutreffen ist, fehlte bei der Verabschiedung. Warum Yannick Deichmann, der den Klub definitiv verlassen wird, nicht aufs Abschiedsfoto durfte oder wollte, ist nicht bekannt. Wie Abschiede im Profifußball funktionieren, zeigten an diesem Wochenende verschiedene Klubs von Liga 1 bis 3.

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Kurz vor dem Abpfiff wurde es übrigens auf der VIP-Tribüne wieder einmal äußerst kurios: Ein aus diversen Social Media-Kanälen bekannter Fan, der in einer Reihe mit den 1860-Verwaltungsräten Nicolai Walch und Gerhard Mayer saß (sie casten bei den Löwen den Präsidenten), stand auf und brüllte das “Scheichlied”. Dabei drehte er sich um, provozierte auch noch andere Haupttribünen-Gäste mit einer Geste - dass der Aktivist inmitten der 1860-Funktionäre saß, war vermutlich reiner Zufall. Ein Zufall ist natürlich auch, dass er in den letzten Tagen diverse Medien aufsucht, um seine Gedanken mitzuteilen. Er selbst wird auf dem Fan-Magazin “11 Freunde” als Vorstand der Kreative für Sechzig e.V. beschrieben. Dem Mann passt offenbar nicht, dass Hasan Ismaik mit der Merchandising-Firma Geld verdient. Zur Erinnerung: Der Verein verkaufte die Rechte an Ismaik, als es finanziell bei 1860 wieder einmal brannte…

Spannend auch zu beobachten: Derjenige, der zuletzt auf der Ehrentribüne “Power muss weg” schrie und von Präsident Reisinger beruhigt werden musste, durfte am Freitagabend unweit des Präsidiums Platz nehmen. Neuerdings kommt der Aufsichtsratsvorsitzende Saki Stimoniaris mit Bodyguards ins Stadion - damit will sich der ehemalige VW-Aufsichtsrat vor möglichen Angriffen auf der Haupttribüne und in der VIP-Alm schützen. Zustände bei 1860, die absolut unwürdig, aber inzwischen notwendig sind. Ein Armutszeugnis für den Klub.

Die Rubrik “Giesinger Tribünengeflüster” wird es ab der neuen Saison an jedem Heimspieltag geben.

Richtigstellung

„Auf „www.dieblaue24.com“ habe ich am 21. Mai 2023 unter der Überschrift „Neue Rubrik: Giesinger Tribünengeflüster“ unter Bezugnahme auf die Begegnung TSV 1860 München gegen Waldhof Mannheim berichtet:

„Kurz vor dem Abpfiff wurde es übrigens auf der VIP-Tribüne wieder einmal äußerst kurios: Ein aus diversen Social Media-Kanälen bekannter Fan, der in einer Reihe mit den 1860-Verwaltungsräten Nicolai Walch, Christian Groß und Gerhard Mayer saß (sie casten bei den Löwen den Präsidenten), stand auf und brüllte das “Scheich-lied”. Dabei drehte er sich um, provozierte auch noch andere Haupttribünen-Gäste mit einer Geste – dass der Aktivist inmitten der 1860-Funktionäre saß, war vermutlich reiner Zufall.“

Dazu stelle ich richtig: Die Behauptung ist unwahr; Christian Groß hat bei der Begegnung weder auf der VIP-Tribüne noch auf der Haupttribüne gesessen.

Oliver Griss