VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)

Spiele gegen die alte Liebe - das Salz in der Suppe im Fußball…

Zugegeben, dass beim Spiel der Löwen gegen Bayreuth (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker) aufseiten der Gäste ein Ex-Sechzger auf dem Platz stehen wird, ist keine Besonderheit. Nicht weniger als sechs ehemalige 1860-Spieler stehen im Aufgebot der Oldschdod. Einer von ihnen: Markus Ziereis.

Der 30-Jährige verbrachte den größten Teil seiner Jugend im NLZ an der Grünwalder Straße 114, schaffte im ersten Anlauf den Sprung zu den Profis nicht und kehrte 2017 nach dem Absturz in die Regionalliga Bayern zu den Löwen zurück. Heute geht der Angreifer für die Bayreuther auf Torejagd, ist einer der Führungsspieler der Oberfranken, die derzeit vier Zähler Rückstand auf das rettende Ufer in der Dritten Liga haben.

Im großen db24-Interview spricht Ziereis über die emotionale Rückkehr ins Grünwalder Stadion, seine besondere Bindung zu den Löwen, die angespannte Situation in Bayreuth sowie die Chancen, dass sein Kumpel Kevin Volland eines Tages nochmal für 1860 auflaufen wird.

db24: Herr Ziereis, reden wir nicht lange um den heißen Brei herum: Wie heiß sind Sie auf den Samstag?

MARKUS ZIEREIS: Ganz klar, es ist etwas Besonderes, im Grünwalder Stadion vor den Löwenfans zu spielen. Ich habe neun Jahre lang für Sechzig gespielt. Die Vorfreude ist riesig.

db24: Wie viele Tickets mussten Sie im Vorfeld organisieren?

Es ging eigentlich bislang. Acht Stück waren es glaube ich. Also noch ganz okay (lacht).

db24: Die Lage ist klar: Für Bayreuth geht es ums nackte Überleben, für die Löwen sportlich um nicht mehr viel. Ein Vorteil für die SpVgg?

Vorteil kann man nicht sagen. Die Löwen möchten ihr Heimspiel natürlich gewinnen, wir kommen mit einer Niederlage im Rücken. Wir versuchen aber natürlich zu gewinnen, brauchen dringend die Punkte. Wir werden alles reinhauen und das Spiel hoffentlich auf unsere Seite ziehen können.

db24: Zwei Duelle gab es in dieser Saison bislang gegen die Löwen. Sowohl im Hinspiel als auch im Test kurz vor Weihnachten siegte Bayreuth. Macht es das leichter für den Kopf?

Wir wissen, dass wir die Chance haben, sie zu schlagen. Dass wir das Hinspiel gewonnen haben, gibt uns natürlich Auftrieb und Mut. So wollen wir auch auftreten. Wir wollen nicht nur verwalten, sondern mutig spielen. Wenn wir unsere Leistung auf den Platz kriegen, ist etwas drinnen.

db24: Ist es das Ziel, von Beginn an die Stimmung aus dem Grünwalder Stadion zu nehmen?

Natürlich möchten wir ein wenig Unruhe aufkommen lassen. Ich weiß aber, wie der Support der Löwenfans ist, wenn es läuft - einfach fantastisch. Die Stimmung in diesem Stadion ist unfassbar. Das ist für jeden Spieler etwas Besonderes, egal ob er schonmal bei Sechzig gespielt hat oder nicht.

db24: Welche Erinnerung schießt Ihnen als erste durch den Kopf, wenn Sie an das Grünwalder Stadion denken?

Natürlich sofort der Aufstieg 2018. Das war das allergrößte Highlight. Einfach beeindruckend, auch der Platzsturm nach dem Spiel gegen Saarbrücken. Unbeschreiblich waren auch die Feierlichkeiten danach auf dem Bus mit zigtausenden Fans. Bis heute habe ich Gänsehaut, wenn ich daran denke. Deshalb freue ich mich umso mehr und werde mit einem positiven Gefühl das Stadion betreten.

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Freude über den Drittliga-Aufstieg 2018: Markus Ziereis (r.) und Teamkollege Lukas Aigner.

db24: Vier Punkte beträgt der Rückstand für die SpVgg aufs rettende Ufer bei noch sechs ausstehenden Spielen. Wieso hält Bayreuth dennoch die Klasse?

Wir sind von außen immer der Absteiger Nummer Eins. Gefühlt sind wir auch schon sieben Mal abgestiegen in dieser Saison - und immer wieder zurückgekommen. Das macht uns stark. Als wir zuletzt vier Spiele in Folge verloren haben, sind wir nach Dresden gefahren. Jeder hat gedacht, wir verlieren dort 5:0 - auf einmal gewinnen wir das Spiel mit 2:1. Wir geben bis zum Schluss nicht auf, das haben wir noch nie. Das macht Hoffnung. Vor ein paar Wochen hatten wir vier Punkte Vorsprung auf den Abstiegsplatz, jetzt sind wir vier Zähler hintendran. Es kann so schnell gehen. Wir haben noch sechs Spiele und da müssen wir alles reinhauen. Wir haben als Team schon öfter gezeigt, dass wir auch solche Spiele wie gegen Sechzig gewinnen können.

db24: Bei einem Abstieg stehen natürlich auch Arbeitsplätze im Verein auf dem Spiel. Wie kann man so etwas auf dem Feld ausblenden?

Auf dem Platz geht es nur um Fußball. Außenrum gibt es natürlich noch andere Themen. Aber es ist normal, dass du als Aufsteiger in der Regel gegen den Abstieg spielst. Jeder hat sich von Beginn an darauf eingelassen. Wir werden alles versuchen, am Ende über dem Strich zu stehen. Jeder weiß, worum es geht. Natürlich ist das nicht schön, es geht um viel. Es geht um Personen, um den Verein. Wir wollen alle den Abstieg vermeiden.

db24: Auffällig: Im Gegensatz zu den anderen Kellerkindern wurde in Bayreuth am Cheftrainer festgehalten, es geht mit Thomas Kleine in den Saisonendspurt…

Wir wollen den Weg gemeinsam gehen, das haben wir von Anfang an gesagt. Wir hauen alles rein - sowohl das Trainerteam als auch wir Spieler. Grundsätzlich ist die Frage: Bringt ein Trainerwechsel etwas? Man kann auch bei Sechzig darüber diskutieren, ob der Trainerwechsel etwas gebracht hat. Da ist immer viel Konjunktiv dabei.

db24: Sind erfahrene Spieler wie Sie in dieser angespannten Situation besonders gefragt, Verantwortung zu übernehmen?

Natürlich. Die Führungsspieler müssen die Mannschaft leiten. Wir müssen alle unsere Erfahrung einbringen. Das Wichtigste ist, dass wir ein Team bleiben und keiner wegbricht. Wir müssen zusammenhalten, den Glauben bewahren.