VON MARCO BLANCO UCLES

Das waren keine Steine, die von den Herzen der 1860-Protagonisten am Samstagnachmittag im Erzgebirge vom Herzen gefallen sind. Das waren Felsbrocken. Riesengroße Felsbrocken.

Der Löwe kann doch noch gewinnen. Und wie! Sechzig überzeugte wie lange nicht mehr - spielerisch wie kämpferisch. Der 3:1-Sieg im Erzgebirge war hochverdient - ohne jeden Zweifel. Unmassen an Kritik - größtenteils zurecht - waren auf die Mannschaft in den vergangenen Monaten eingeprasselt. Bezeichnend: Einer derjenigen, der am meisten Kritik einstecken musste, war Kapitän Stefan Lex. Seine Ausbeute im Erzgebirgsstadion: Zwei Tore, eine Vorlage. Starke Antwort!

Was im Erzgebirge aber am meisten beeindruckte, war nicht der Sieg der Löwen. Der Aufstiegszug ist abgefahren, zu viele Niederlagen musste 1860 in den vergangenen Wochen und Monaten einstecken. Der Erfolg in Aue diente lediglich dazu, die aufkeimende Abstiegsangst abebben zu lassen. Was allerdings über die gesamte Englische Woche über beeindruckte: Sechzig hat wieder eine Mannschaft. Ein Team, in dem jeder bereit ist, für den Nebenmann alles zu geben.

Das war (leider) in den Wochen vor der Jacobacci-Verpflichtung nicht zu erkennen. Vielmehr machte es den Eindruck, dass elf verunsicherte Löwen versuchten, den Karren alleine aus dem Dreck zu ziehen. Die Körpersprache der Sechzger - auch im Training - war erschreckend leblos. Und nun? Natürlich passieren weiterhin Fehler. Der Unterschied: Die anderen bügeln die Missgeschicke wieder aus. Und anstatt die Köpfe hängen zu lassen, werden die Mitspieler aufgebaut.

Auch die Spieler auf der Bank gehen voll mit, sind mit Herz dabei. Beispiel gefällig? Wenige Minuten vor dem Schlusspfiff in Aue stand Youngster Marius Wörl bei einer Ecke für die Veilchen ausgepumpt im Löwen-Strafraum. Und welcher Ersatzspieler redete von außen energisch auf ihn ein, trieb ihn an? Raphael Holzhauser. Der Österreicher, als hochgelobter Winter-Transfer zum Ersatzspieler degradiert, stellt sich dennoch in den Dienst der Mannschaft. Auf seiner Position lief der junge Wörl auf. Von Missgunst bei Holzhauser keine Spur. Eine tolle Szene. Für die einen eine Kleinigkeit, für die anderen ein Indiz dafür, dass es innerhalb der so oft kritisierten Löwen-Mannschaft stimmt.

Keine Frage: Die Saison ist gelaufen, das Projekt Aufstieg wieder einmal gescheitert. Gründe gibt es viele dafür. Nun gilt es, sich zukunftsfähig aufzustellen - 14 Verträge laufen zum Saisonende aus. Die kommende Spielzeit muss jetzt geplant werden - die Frage ist nur, von wem? Ob Jacobacci auch über den Sommer hinaus 1860 trainieren wird, ist offen. Was man dem Italiener bereits jetzt zugute halten kann: Er hat die Löwen wieder zu einer Einheit geformt. Sechzig hat wieder eine Mannschaft!