VON MARCO BLANCO UCLES

Die schwachen Ergebnisse sind das eine, die katastrophale Körpersprache der Löwen das andere…

Wer das Team um Kapitän Stefan Lex dieser Tage beobachtet, muss sich die Frage stellen: Gegen wen soll 1860 denn in dieser Liga überhaupt noch gewinnen? Die Köpfe der Spieler hängen, auf dem Trainingsplatz wird erschreckend wenig kommuniziert. Der neue Trainer Maurizio Jacobacci gibt auf dem Platz alles, um seiner verunsicherten Mannschaft wieder Leben einzuhauchen. Ob ihm das gelingt, wird man am Wochenende in Duisburg (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker) beobachten können.

Klar ist: In dieser jetzigen Situation braucht es keine Schönspieler, sondern Männer, die bereit sind, für 1860 durchs Feuer zu gehen. Jacobacci darf sich nicht davor scheuen, größere Namen auf die Bank zu setzen. Es macht momentan nicht den Eindruck, dass alle Spieler im Kader verstanden haben, worauf es aktuell ankommt. Mit Grauen erinnern sich viele Fans beispielsweise an die unnötigen Kabinettstückchen von Raphael Holzhauser in Halle (0:0) zurück. Dass der Österreicher einen Ballverlust auch noch mit einem Grinsen quittierte, versetzte der Szene einen weiteren faden Beigeschmack.

Es ist nicht der richtige Zeitpunkt für Selbstdarsteller. Viel mehr benötigt der Löwe Spieler, die kapiert haben, in welch brenzliger Sitaution sich der taumelnde Traditionsverein befindet. Spieler, die vielleicht etwas weniger Talent haben als andere, dafür aber kapiert haben, worauf es in der jetzigen Situation ankommt. Spieler, die noch lange nicht mit 1860 abgeschlossen haben, sondern sich für den - leider - wieder einmal notwendigen Neuaufbau im Sommer empfehlen wollen.

Ein Niklas Lang beispielsweise wartet seit Monaten auf seine Chance, scharrt mit den Hufen. Ähnlich verhält es sich mit Fabian Greilinger. Jo Boyamba bewies nach seiner Einwechslung gegen Köln, dass er gewillt ist, seine Kritiker Lügen zu strafen. Das willige Personal im 1860-Kader ist vorhanden, es muss nur eingesetzt werden. Kampf und Leidenschaft. Das wollen die Fans sehen von ihrer Mannschaft, der sie trotz der sportlichen Dauer-Misere treu zur Seite stehen.

Die U19 der Löwen ist gerettet, bleibt in der A-Junioren-Bundesliga. Chapeau an dieser Stelle! Jungs wie Marius Wörl oder Devin Sür haben mit starken Leistungen aufgezeigt. Sie sind hungrig, ihr Potenzial auch bei den Profis abzurufen. Das Risiko, diese Spieler ins kalte Wasser zu schmeißen, ist momentan überschaubar. Ihre erfahrenen Konkurrenten haben die Messlatte in den vergangenen Monaten schließlich nicht gerade hoch gelegt. Ein Versuch wäre es allenfalls wert.

Ob es bereits in Duisburg große Veränderungen in der Löwen-Startelf geben wird, bleibt abzuwarten. Eines ist klar: Mit jeder weiteren Nicht-Leistung wächst der Unmut der Fans, die - gerade für Auswärtsreisen - viel Geld ausgeben. Die Löwen-Anhänger sind leidgeprüft. Niederlagen werfen sie so schnell nicht aus der Bahn. Wohl aber sind sie - zurecht - sauer, wenn der Eindruck entsteht, dass sich die Sechzig-Spieler auf dem Rasen ihrem Schicksal ergeben. Einsatz, Wille und Leidenschaft. Die Grundtugenden muss das Team auf den Platz bringen, dann werden auch Negativerlebnisse anders wahrgenommen. Das ist die Mannschaft den Fans einfach schuldig!