VON OLIVER GRISS

Wenn Werner Lorant (74) mit seinem Hund Jackson an der Strandpromenade am Waginger See entlang spaziert und über 1860 reden kann, dann blüht die Löwen-Legende regelrecht auf. “1860 ist immer noch ein großer Verein”, behauptet der 74-Jährige beim db24-Besuch im Landkreis Traunstein, “aber ich habe das Gefühl, dass einige wichtige Menschen bei 1860 nichts dagegen haben, wenn der Klub für die nächsten Jahre Dritte Liga spielt. Ich sage ganz klar: Ich habe damit ein Riesenproblem! Wie kann es sein, dass in den letzten zwei Jahren vierte Plätze gefeiert wurden. Da habe ich mich ein bisschen geschämt. Die Bequemlichkeit ist mir ein Dorn im Auge. Der Verein ist nicht auf Erfolg ausgerichtet. Wenn 1860 nicht aufpasst, spielen sie auch noch in zehn Jahren in der Dritten Liga, aber dann mit deutlich weniger Fans…”

Was Lorant aufgefallen ist, als er im vergangenen Herbst den Wörthersee-Cup in Klagenfurt besuchte: “Der Verein präsentiert sich nicht als Einheit. Ich war nach dem Halbfinal-Sieg gegen Hertha BSC im Mannschaftshotel der Löwen in Pörtschach und etwas erschrocken. Es war deutlich zu spüren, wie gespalten dieser Verein ist, vor allem unter den Fans.”

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Als Paradebeispiel für Gemeinsamkeit, denkt Lorant immer an seine Zeit bei 1860 zurück, als er den Klub von der drittklassigen Bayernliga bis in den Europapokal führte: “Früher haben nur Präsident Wildmoser und ich geredet - und das hat gepasst. Auch zu unserer Zeit gab es Fans, die ihre eigene Politik verfolgt haben. Sie hatten aber kein Gehör gefunden, weil die Breite Masse auf Erfolg getrimmt war. Heute ist das möglicherweise anders…”

Am Samstag wird Lorant bei der Trainer-Premiere von Maurizio Jacobacci gegen Viktoria Köln (14 Uhr, db24-Ticker) im Grünwalder Stadion in der Stehhalle sitzen. “Ich kenne den Trainer nicht”, sagt der Kult-Löwe, “ich lasse mich überraschen.” Glaubt Lorant noch an den Aufstieg? “Nein, dazu fehlt 1860 ein guter Stürmer. Ich bin mit dem Scouting überhaupt nicht einverstanden.”