VON MARCO BLANCO UCLES

Nun ist er also endlich da: Maurizio Jacobacci folgt nach 27 (!) langen Tagen als Löwen-Coach auf Michael Köllner. Die Zeit dazwischen war geprägt von internen Machtspielchen und an die Öffentlichkeit getragenen Informationen. Ach ja, zwei Punkte in der Dritten Liga gab es auch noch - in vier Partien gegen Oldenburg, Meppen, Verl und Halle. Gab schon bessere Monate in der Geschichte des TSV 1860. Nun ist der Februar ab morgen vorüber und mit dem Italiener Jacobacci soll ab März alles besser werden.

Nicht Achim Beierlorzer, Reiner Maurer, Tomas Oral, Marco Antwerpen, Jens Härtel oder Manuel Baum sollen die Löwen wieder in die Spur bringen, sondern der 60-jährige Jacobacci, der in Deutschland große Unbekannte. Dementsprechend groß war die Spannung vor dessen erstem öffentlichen Auftritt vor der Münchner Presselandschaft am gestrigen Montag. Als Nicht-Bayer im Freistaat eine Pressekonferenz mit “Servus” zu beginnen, ist mittlerweile gang und gäbe, keine Weltneuheit mehr. Doch Jacobacci überzeugte auch in den 35 Minuten danach, sammelte Pluspunkte mit seiner eloquenten, charmanten und gleichzeitig bestimmten Art. Der Köllner-Nachfolger hat positiv überrascht. Auch deswegen hat er eine faire Chance verdient!

Jacobacci ist kein Mann der Floskeln, sagte ehrlich und geradeaus, wie er seine Aufgabe in München-Giesing angehen möchte. Sätze wie “Die Spieler haben hier eine Aufgabe. Wer sich dem Erfolg nicht unterordnet, wird ein Problem mit mir bekommen”, kommen gut an beim Löwen-Anhang, der seinen Lieblingen im weiß-blauen Dress in den vergangenen Jahren doch häufiger den Drang zur Bequemlichkeit vorgeworfen hatte. Einen harten Hund forderten viele Fans. Jacobacci ist eben genau so einer. Der allerdings gleichzeitig mit den Spielern kommunizieren kann, sich auszudrücken weiß.

Erster Tag von Maurizio Jacobacci beim TSV 1860: Was ist Dein erster Eindruck?

Umfrage endete am 13.03.2023 17:00 Uhr
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53% (2990)
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23% (1291)
Naja!
17% (967)
Überzeugt mich nicht!
7% (423)

Teilnehmer: 5671

Das wurde auch beim anschließenden Training auf dem Einserplatz ersichtlich. Nachdem er sich zu Beginn noch etwas zurückhielt, übernahm Jacobacci schnell das Kommando, sprach energisch zum Team. Die Mannschaft war im Vergleich zu den Vorwochen nicht wieder zu erkennen: Tempo im Spiel, laute Kommandos auf dem Platz, Feuer in den Zweikämpfen. So - und zwar nur so - muss der Löwe auftreten, um in der kampfbetonten Dritten Liga zur Spitzengruppe gehören zu können. Mit Jacobacci haben sie nun wieder einen Coach an der Seitenlinie, der das vorlebt.

Klar ist: Der in Bern geborene Italiener, der bislang hauptsächlich in der Schweiz arbeitete, hat eine Herkulesaufgabe vor der Brust. Die Saison biegt in Richtung finale Phase ab, 14 Partien stehen noch aus. Der Mannschaft in Ruhe eine eigene Handschrift verleihen? Dazu bleibt keine Zeit. Sechzig muss unter Jacobacci sofort funktionieren, bereits fünf Tage nach dessen Amtsantritt gegen Köln (Samstag, 14 Uhr, db24-Ticker). Das Gute: Jacobacci kommt unvoreingenommen nach München-Giesing, wird keine Zeit haben, sich großartig mit den internen Strömungen im Verein zu beschäftigen. Für ihn liegt der Fokus klar auf dem Platz, bei seiner Mannschaft. Vielleicht wird gerade dieser Punkt zur entscheidenden Nuance, um doch noch einmal in den Aufstiegskampf eingreifen zu können. Viel Erfolg!