VON OLIVER GRISS

Wären die Entscheider des TSV 1860, die die Zukunft dieses wunderbaren Klubs in der Hand haben, gestern bei der Trainingseinheit an der Grünwalder Straße 114 vor Ort gewesen, dann würden sie sofort handeln. Denn das, was die Kiebitze schon seit einigen Tagen beboachten, war auch gestern wenig erfreulich und aufbauend: Die Mannschaft macht weiterhin einen stark verunsicherten, fast eingeschüchterten Eindruck - und das obwohl die Ausgangsposition auf Platz 3 (bitte lachen Sie nicht!) bei fünf Punkten Rückstand nicht hoffnungslos ist. Doch der Löwe wirkt in diesen Tagen paralysiert. Er steht sich selbst im Weg - und das selbstverschuldet.

Soll 1860 Michael Köllner zurückholen?

Umfrage endete am 08.03.2023 11:00 Uhr
Nein!
57% (2618)
Ja!
40% (1806)
Ich weiß nicht: Gorenzel wird schon das Richtige tun.
3% (148)

Teilnehmer: 4572

Während Co-Trainer Stefan Reisinger wenigstens motiviert und lautstark auftrat, hatte sich Interimstrainer Günther Gorenzel in seinen schwarzen Parka eingepackt - und das bei frühlingshaften Temperaturen um die 19 Grad. Zeitweise hatte der Österreicher auch eine Mütze auf. Er beobachtete - teilweise regungslos. Die Mannschaft ist inzwischen eine Gorenzel-Kopie, die Spieler sind genervt von den Querelen im Verein und der Trainersuche. Gorenzel wirkt nicht überzeugt. Die “tz” titelt heute wenig charmant: “Wer hört noch auf sein Kommando?”

22 Tage sind seit dem Köllner-Aus vergangen, noch immer ist kein neuer Trainer verpflichtet. Man kann davon ausgehen, dass Wunschkandidat Achim Beierlorzer inzwischen wieder aus dem Rennen ist. Die Situation ist ein Armutszeugnis für den einst so ruhmreichen TSV - kurz gesagt: Unverantwortlich!

Sind Sie mit dem Kurs von Präsident Robert Reisinger noch einverstanden?

Umfrage endete am 04.03.2023 07:00 Uhr
Nein! Überhaupt nicht.
74% (5985)
Ich hätte mir mehr erwartet.
13% (1090)
Ja! Ich gehe konform.
13% (1019)

Teilnehmer: 8094

6,3 Millionen Euro hat der Klub allein in dieser Saison in das Unternehmen Aufstieg gepumpt - und nur weil der Egoismus vor dem Erfolg in München-Giesing steht, gibt 1860 (wieder einmal) ein katastrophales Bild ab. Alle Bosse sind abgetaucht. Der Mannschaft muss dringend geholfen werden - und das funktioniert nur mit einem Input von außen. Robert Reisinger ist der Präsident des Muttervereins. Er gibt sich gern als Vereinsversteher. Seit knapp sechs Jahren hat der Unternehmensberater, der den Aufstieg via “BILD”-Zeitung vorschnell ohne Rücksprache mit dem Partner abgeblasen hat, keinen persönlichen direkten Kontakt zu Hasan Ismaik - wie es eben in einer ehrlichen und aufrichtigen Parnerschaft sein sollte. Der Ober-Löwe muss jetzt zum Telefonhörer greifen, den in der Köllner-Causa brüskierten Mehrheitsgesellschafter anrufen und mit ihm zum Wohle von 1860 handeln. Es reicht nicht mehr, die wichtigen Entscheidungen des Klubs nur über den Aufsichtsrat zu klären. Wenn Reisinger nicht einen anderen Weg einschlägt, macht er sich mitschuldig.