VON OLIVER GRISS, MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTO)

“Das Ziel ist natürlich, Sechzig in fünf Jahren wieder in den Profifußball zurückzuführen, wir wollen auch wieder in der Zweiten Liga spielen!”

Mit diesen Worten trat Günther Gorenzel am 19. Januar 2018 seinen Dienst beim TSV 1860 als Sportlicher Leiter an - heute ist das genau fünf Jahre her. In den Profifußball kehrte Sechzig bereits rund ein halbes Jahr nach der Aussage des damals 46-jährigen Österreichers zurück. Das andere Ziel, die Rückkehr in die Zweite Bundesliga, soll in diesem Sommer folgen.

Die Installierung Gorenzels als Sportlicher Leiter 2018 war keineswegs dessen erste Anstellung bei 1860. Bereits zwischen Januar 2006 und August 2008 war Gorenzel in Amt und Würden bei den Löwen. Damals als Co-Trainer der Zweitliga-Mannschaft - erst unter Walter Schachner, später als Assistent von Marco Kurz. Zwischen November 2014 und Juni 2015 war er zudem Coach der U17. 2018 folgte dann die Stelle des Sportlichen Leiters.

Längst ist der heute 51-jährige Gorenzel nicht mehr Sportlicher Leiter bei den Löwen. Seit dem 1. Februar 2019 trägt er den Titel “Geschäftsführer Sport”. Als solcher war er maßgeblich daran beteiligt, dass sich der Kultverein aus München-Giesing vom Abstiegskandidaten zu einem Top-Team der Dritten Liga mauserte. Zuletzt schrammte der Löwe mit zwei vierten Plätzen in Folge knapp am Aufstieg in die Zweite Bundesliga vorbei - heuer soll es endlich mit dem großen Wurf klappen.

Dazu veränderte Gorenzel zusammen mit Löwen-Coach Michael Köllner (53) das Gesicht des Sechzger-Kaders im vergangenen Sommer gravierend: Nicht weniger als neun Neuzugänge wurden bei 1860 vorgestellt, vergangene Woche folgte mit der Leihe von Raphael Holzhauser der zehnte. Die Vorgabe ist klar: Für die Löwen gilt nur der Aufstieg. Die sportliche Krise der letzten Partien - nur ein Punkt aus den vergangenen fünf Drittliga-Spielen - haben das Ziel gehörig ins Wanken gebracht. Aktuell steht der Löwe nur auf Rang sechs, wenngleich die Aufstiegsränge sich weiterhin in greifbärer Nähe befinden.

Der bis zum Sommer laufende Vertrag Gorenzels scheint sich automatisch um ein Jahr verlängert zu haben, da er nicht bis zum 31. Dezember 2022 gekündigt wurde - zumindest wurde in der Öffentlichkeit nichts anderes kommuniziert. Ob Vertrag hin oder her: Verpasst 1860 in dieser Saison erneut die Rückkehr in die Zweite Bundesliga, wäre die sportliche Kommandobrücke der Löwen - bestehend aus Köllner und Gorenzel - gescheitert. Kaum vorstellbar, dass es dann eine Zukunft für einen der beiden Protagonisten in München-Giesing gibt.

In den fünf Jahren unter Gorenzel ist vieles passiert an der Grünwalder Straße 114 - im positiven wie negativen Sinne. Wir blicken zurück:

TOPS

Externe Kommunikation: Gorenzel ist keiner, der öffentlich voranprescht. Das war in der Vergangenheit an der Grünwalder Straße 114 auch schon anders - nicht immer zum Wohle des Vereins. Stets reflektiert gibt er sich in Interviews, versteht es gut, Schärfe aus brisanten Themen wie der Mölders-Trennung im Dezember 2021 zu nehmen. Eine Eigenschaft, die wichtig ist bei einem Verein wie 1860, bei dem es häufig Themen mit Konflikt-Potenzial zu kommentieren gibt.

Moderation in der Corona-Phase: Als die Pandemie im Frühjahr 2020 über die Welt hereinbrach, behielt Gorenzel einen kühlen Kopf. Hinter den Kulissen kämpfte er verbissen dafür, dass die Dritte Liga schnellstmöglichst wieder den Spielbetrieb aufnehmen kann - unter Einhaltung des Hygiene-Konzepts des DFB. Der Österreicher versuchte mit aller Macht zu verhindern, dass es bei den Löwen aufgrund zu lascher Corona-Regelungen zu einem Infektions-Ausbruch kommt. Auch dank Gorenzel - penibler Verfechter der FFP2-Masken zum Schutz vor Ansteckungen - kam Sechzig verglichen mit anderen Vereinen einigermaßen glimpflich durch die heikle Corona-Phase. Vorbildliches Verhalten!

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Transfersommer 2022: Nach zwei vierten Plätzen in Folge war im Sommer 2022 klar: Der Löwe muss etwas ändern, um den Sprung in die Zweite Bundesliga endlich zu realisieren. Zusammen mit Köllner und Ismaiks Statthalter Anthony Power baute Gorenzel frühzeitig einen allemal konkurrenzfähigen Kader zusammen, war maßgeblich daran beteiligt, dass Spieler wie Jesper Verlaat, Jo Boyamba und Albion Vrenezi an der Grünwalder Straße 114 unterschrieben. Auch den Kontakt zu Landsmann und Winter-Neuzugang Holzhauser (1,4 Millionen Euro Marktwert) hatte der Österreicher hergestellt. Auf dem Papier steht ein aufstiegsfähiger Kader - wie sieht´s in der Praxis aus?