VON MARCO BLANCO UCLES

Den Papst als Ehrenmitglied in seinem Verein zu haben - klingt für alle Klubs auf der Welt auf den ersten Blick wie eine Traumvorstellung. Doch im beschaulichen München-Giesing läuft bekanntlich nunmal eben vieles anders.

Am 31. Dezember verstarb Papst Benedikt XVI im Alter von 95 Jahren. In vielen Medien war infolgedessen von einer Ehrenmitgliedschaft des ersten deutschen Papstes seit 482 Jahren bei 1860 die Rede, die er in Form einer Urkunde der Fußballabteilung auch im Jahre 2006 nachgewiesen bekommen hatte. Auch Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik schrieb von einer Ehre, dass der emeritierte Papst über Jahre Ehrenmitglied bei den Löwen gewesen ist.

Das Besondere: Der große FC Bayern kam erst sechs Jahre nach Sechzig, nämlich 2012, auf die Idee, den oberbayerischen Papst Benedikt zum Ehrenmitglied zu ernennen. Die Löwen waren schneller als die Roten - ein Szenario, das in den vergangenen 20 Jahren eher Seltensheitswert hatte.

Und was macht der TSV 1860 e.V.? Dementiert auf seiner Website die Ehrenmitgliedschaft. Nach Ansicht aller Protokolle der Delegierten- und Mitgliederversammlungen seit 2005 könne kein Beschluss über eine Ehrenmitgliedschaft festgestellt werden. Es erweckt den Eindruck, als würde man sich bei den Löwen intern dagegen sträuben, mit dem verstorbenen christlichen Oberhaupt in Verbindung gebracht zu werden. Ein Signal nach draußen, das nicht bei jedem Löwenfan gut angekommen ist - im Gegenteil.

Es sollte für alle Vereine eine Ehre sein, wenn eine Person mit solch weltweiter Strahlkraft wie der Papst Ehrenmitglied des Klubs ist. Das kommt gut an, rückt den Verein in ein gutes Licht. So die Denke bei den Allermeisten. Aber nein, 1860 will mit dem Papst nichts zu tun haben. Die Kluboberen ticken anders - und das obwohl Vize Hans Sitzberger selbst bei einem 1860-Besuch im Vatikan mal dabei war. Die Papst-Posse bestätigt das erneut. Manchmal sollte die Devise gelten: Schweigen ist doch Gold! Sogar bei den Löwen.