VON MARCO BLANCO UCLES UND ULI WAGNER (FOTO)

Seit über 40 Jahren sind sie unzertrennlich: Der Löwe und Roman Wöll.

Der 68-Jährige ist Allesfahrer, verpasst seit mehreren Jahrzehnten kaum ein Spiel der Sechzger. Auch die Trainingslager sind für den passionierten Löwenfan ein Muss. So steigt auch Wöll heute in den Sunexpress-Flieger, reist der Mannschaft von Trainer Michael Köllner ins türkische Belek hinterher. Im db24-Interview spricht Wöll über das Trainingslager an der türkischen Riviera, die Aufstiegschancen von 1860 sowie den bislang ausbleibenden Neuzugang.

db24: Herr Wöll, der Löwe ist im Herbst auf Rang sechs der Dritten Liga abgestürzt. Klappt´s dennoch mit dem Aufstieg?

ROMAN WÖLL: Ja, ich bin ja von Haus aus Optimist. Der Start wird aber entscheidend sein. In Mannheim wäre noch ein Unentschieden okay, die Heimspiele danach müssen aber gewonnen werden. Es müssen Punkte her, es gibt keine Ausreden mehr. Es ist eine Hopp-oder-Top-Saison für 1860. Wenn wir nicht aufsteigen sollten, gehen wir schlechten Zeiten entgegen, glaube ich.

db24: Ist Trainer Michael Köllner der richtige Mann für den Turnaround?

Es war richtig, mit ihm weiterzumachen. Köllner hat diesen Kader zusammengestellt, ihm muss man das Vertrauen geben. Jetzt mitten in der Saison den Trainer zu wechseln, ist sinnlos. Ich glaube daran, dass wir es schaffen können. Wenn es nicht klappt, ist Köllners Zeit bei 1860 zu Ende - das weiß er aber selber.

db24: Seit Wochen warten die Löwenfans auf die erhoffte Verstärkung für das Mittelfeld…

Ja, ein Mittelfeldspieler wäre wünschenswert. Aber eigentlich muss der aktuelle Kader ausreichen, wenn er wieder an seine Leistungen vom Saisonbeginn anknüpfen kann. Ich hoffe natürlich, dass bei Martin Kobylanski der Knoten platzt, dann brauchen wir überhaupt niemanden mehr. Sein Engagement ist in den letzten Wochen immer besser geworden - und dass er Fußball spielen kann, wussten wir bereits vorher.

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Auf ihm ruhen große Hoffnungen für das neue Jahr: Martin Kobylanski.

db24: Heute geht es ins Trainingslager nach Belek (Türkei). Rhetorische Frage: Sind Sie dabei?

Ja, logisch (lacht). Es dürfte ungefähr mein 25. Trainingslager mit den Löwen sein. Ich habe für elf Leute die Reise organisiert. Ein Auto brauchen wir dieses Mal nicht, alles liegt nahe beieinander. Zweimal am Tag trainiert die Mannschaft, dazu finden zwei Testspiele statt. Optimal!

db24: Konnten Sie die Kritik von Präsident Robert Reisinger am Trainingslager im Vorfeld nachvollziehen?

Das Hotel hätte vielleicht etwas billiger sein können, andererseits sind die Preise dort unten nunmal überall gestiegen. Eine gute Vorbereitung ist für die Mannschaft enorm wichtig, sonst braucht sie nicht ins Trainingslager zu fliegen. Der Löwe muss gut untergebracht sein (lacht).

db24: Waren Sie überrascht, dass trotz des guten Saisonstarts anschließend im Krisen-Herbst große Unruhe im Umfeld des TSV 1860 aufkam?

Das war selten anders bei Sechzig, ich bin es nicht anders gewohnt. In diesem Verein gibt es so viele Strömungen. Du musst damit rechnen, dass bei ausbleibendem Erfolg irgendetwas kommt. Aber das wissen alle hier, damit muss man fertig werden. Wenn die Siege wieder kommen, ist wieder alles gut.

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Geht mit den Löwen durch dick und dünn: Allesfahrer Roman Wöll.

db24: Im Januar gab es den lang ersehnten Stadion-Gipfel zwischen der Stadt und 1860. Sie waren mit Sechzig in so vielen Stadien. Was ist aus Ihrer Sicht die optimale Lösung?

Die Endlösung kann nur ein neues Stadion sein. Wenn wir mehr Leute reinlassen dürften, wäre ich sofort für das Sechzgerstadion, aber das wird nie wieder passieren. Und mit 15.000 Zuschauern brauchen wir dort definitiv nicht mehr weitermachen, auch nicht mit 18.000. Bei 30.000 Plätzen wäre das eine ganz andere Sache. Wenn man kein neues Stadion bekommt, wird man Jahrzehnte lang nicht mehr nach oben kommen.

db24: Also steht bei Ihnen der sportliche Erfolg über allem?

Natürlich. Wir sind ein Fußballverein. Da geht es um Siege und nicht um ein Stadion. Ich mag das Grünwalder Stadion, bin mit ihm großgeworden. Aber das macht keinen Sinn mehr, auch kein Umbau. Die Kosten sind ja irre, wer soll denn das zahlen? Das kannst du auch nicht mehr nach außen verkaufen.