VON MARCO BLANCO UCLES

“Eine neue Herausforderung wagen, den nächsten Schritt machen!” Wenn Fußballer den Verein wechseln, benutzen sie häufig diese Floskeln. Im Sommer befand auch ich mich in der Situation, den Arbeitgeber zu wechseln. Weg von der Mediengruppe Müncher Merkur/tz, bei der ich mein Handwerk erlernen und mein Volontariat absolvieren durfte - hin zu db24, einem Online-Portal, welches sich ausschließlich mit dem TSV 1860 beschäftigt. Als erster fester Mitarbeiter an der Seite von db24-Gründer Oliver Griss seit der Gründung 2011. Mich als Löwenfan reizte diese Aufgabe natürlich unheimlich - und das tut sie selbstredend immer noch.

Es ging von null auf hundert los: Trainingslager in Windischgarsten, Fanfest mit 2.500 Besuchern an der Grünwalder Straße 114, Testspiele gegen europäische Top-Teams wie Gladbach und Newcastle, Drittliga-Auftakt, Pokal-Highlight gegen den BVB, erfolgreichster Saisonstart aller Zeiten. Über Langeweile konnte ich mich definitv nicht beklagen.

Wobei: Langeweile und 1860 - das passt ohenhin nicht zusammen. Dieser Klub polarisiert ungemein, das merkt man überall, wo man hinkommt. Und damit automatisch auch die Personen, die täglich über ihn berichten. Jeder hat eine Meinung, viele geben ihr Feedback - konstruktiv oder weniger konstruktiv. Damit musste ich in den ersten Tagen lernen, umzugehen. Da bin ich ehrlich. Ich bin 25 Jahre alt, stehe (hoffentlich) noch lange nicht am Ende meiner Entwicklung.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich mich nicht an der Grünwalder Straße 114 aufhalte. Das hilft natürlich zum einen, um sich einen sportlichen Eindruck von den Löwen-Profis zu verschaffen. Zum anderen sammle ich täglich Eindrücke davon, wie dieser alles andere als simple Verein tickt, wie die Strukturen bei den Löwen aussehen. Das hat mir im vergangenen halben Jahr besonders zwei Dinge klargemacht: Zum einen, dass in diesem Klub viele fähige Leute arbeiten, die diesen einst so ruhmreichen Verein wieder in diese Gefilde zurückbringen möchten, in die er gehört. Dass das keinesfalls die Dritte Liga ist, sollte jedem, der sich etwas länger als fünf Minuten in seinem Leben mit Sechzig beschäftigt hat, klar sein.

Zum anderen aber wurde mir auch bewusst, dass sich 1860 häufig selbst im Weg steht, sich das Leben unnötig schwer macht. Von dem viel gepriesenen Gemeinsam ist wenig zu sehen. Das stimmt mich nachdenklich. Und bringt mich gleichzeitig zur Erkenntnis, dass ohne ein gemeinsames Ziel die Rückkehr in den deutschen Top-Fußball wahrscheinlich ein frommer Traum bleibt. Und somit meine Generation noch lange darauf warten muss, die Löwen ähnlich erfolgreich wie in der Vergangenheit zu erleben. Ja, ich weiß: Die Wahrheit tut manchmal weh…

Löwen-Flop des Jahres?

Umfrage endete am 07.01.2023 16:00 Uhr
Pyro-Spitzenreiter der Dritten Liga
46% (661)
Internas werden an die Presse weitergegeben
22% (309)
Streit um die Markenrechte
12% (174)
Enttäuschende Kulisse bei der Mitgliederversammlung im Zenith
12% (166)
Fake-News über fehlende Gelder für die Drittliga-Lizenz
8% (117)

Teilnehmer: 1427

Ich würde mich zweifelsohne als Fußball-Romantiker bezeichnen. Einzig: Die Zeiten haben sich verändert. Die Globalisierung schreitet immer weiter voran, die Welt dreht sich immer schneller. Von der Tradition und der Stimmung alleine kann kein Fußballverein seine Ziele erreichen. Man muss es schaffen, bei 1860 die große Strahlkraft der Löwen für sich zu nutzen, neue wirtschaftliche Möglichkeiten für Sechzig zu schaffen. Die anderen Vereine entwickeln sich weiter, rennen den Löwen davon. Das muss sich ändern. Mit Verwalten kommst du nicht weiter.

Wem es bei einem Fußballklub ausschließlich um die Party am Spieltag geht, der sollte sich vielleicht bei einem niederklassigeren Klub umsehen. Übrigens: Dass Erfolg und gute Stimmung auch zusammengehören können, beweist seit Jahren der SC Freiburg. Die Breisgauer haben sich in den letzten Jahren zu einem deutschen Top-Klub entwickelt, ohne dabei von ihrem Charme irgendetwas einzubüßen. Selbst der Umzug vom kultigen Dreisamstadion in das Europa-Park Stadion hat funktioniert.

Soviel zu den Löwen. Ich hoffe natürlich, dass 1860 die Herbst-Krise überwunden hat und im Aufstiegskampf der Dritten Liga die Konkurrenz hinter sich lässt. Was meine Person angeht: Ich versuche weiterhin, Sie, liebe Leser, mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln, stets mit allen wichtigen Informationen zum TSV 1860 zu versorgen - so wie bisher auch. Sieben Tage die Woche, 52 Wochen im Jahr. Das kann ich Ihnen versprechen.

Liebe Grüße und einen guten Rutsch in das neue Jahr, bleiben Sie gesund!

Marco Blanco Ucles