VON MARCO BLANCO UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Heute um 11 Uhr steigen die Löwen in die Winter-Vorbereitung ein - ab dem 14. Januar zählt es für 1860: Das Aufstiegsrennen in der Dritten Liga wird wieder aufgenommen!

Sechzig geht als Sechster in das neue Jahr, in Lauerstellung. Lange Zeit sah es so aus, als würde der Löwe auf einem Aufstiegsrang überwintern können. Doch eine schwer verdauliche Krise vor der Winterpause mit lediglich einem Sieg aus vier Partien kostete 1860 eine bessere Ausgangslage. Diese Saison jedoch auf die letzten vier oder die ersten fünf Partien - Startrekord - zu reduzieren, wäre falsch. Wir machen den großen Kadercheck: Welche Spieler haben abgeliefert? Welche enttäuscht. Welche überrascht?

Die Unverzichtbaren


Marco Hiller: Die unumstrittene Nummer Eins im Löwen-Tor. Seine Stärken auf der Linie sind seit jeher bekannt - allerdings auch seine fußballerischen Schwächen, die er auch in dieser Saison nur bedingt abstellen konnte. Der Publikumsliebling muss zukünftig noch mehr Verantwortung übernehmen, lauter werden. Rettete den Löwen insbesonders bei den beiden Auswärtssiegen in Dresden (4:3) und Osnabrück (2:0) mit zahlreichen Glanzparaden den Dreier. Am Keeper lag es nicht, dass der Löwe im Jahres-Endspurt abstürzte. 17 Einsätze - db24-Durchschnittsnote: 2,72.

Leandro Morgalla: Das Super-Talent hat endgültig den Durchbruch bei den Profis geschafft - der 18-Jährige ist aus der Löwen-Startelf nicht mehr wegzudenken. Glänzte mit überragendem Stellungsspiel und Zweikampfverhalten. Dazu trotz seines jungen Alters einer der lautesten Sechzger auf dem Platz. Wie wertvoll er für 1860 bereits ist, fiel auf, als er bei den Pleiten gegen Ingolstadt (1:2) und Freiburg II (0:2) fehlte. Unterschrieb neulich seinen ersten Profi-Vertrag an der Grünwalder Straße 114. Dennoch: Bei Nicht-Aufstieg wohl kaum zu halten. 14 Einsätze - db24-Durchschnittsnote: 2,67.

Jesper Verlaat: Entpuppte sich auf Anhieb zum neuen Abwehrchef in München-Giesing. Ein echter Leader auf dem Rasen, der praktisch überhaupt keine Eingewöhnungszeit benötigte. Im Luftkampf fast nicht zu überwinden. Stand in 16 von 17 Partien über die komplette Distanz auf dem Feld. Bei Rückstand häufig als Stoßstürmer in den letzten Minuten eingesetzt. Zurecht: Verlaat bewies des Öfteren, dass er weiß wo das Tor steht, erzielte drei Treffer. Jedes seiner Tore gegen Oldenburg (1:0), Köln (1:1) und Osnabrück (2:0) sicherte 1860 Punkte. Einziger Makel: Als Sechzig im Spätherbst in die Krise schlitterte, baute auch der 26-Jährige ab. 17 Einsätze - 3 Tore - db24-Durchschnittsnote: 2,72.

Albion Vrenezi: Stieß nach dem Türkgücü-Crash im Frühjahr aus der Arbeitslosigkeit im Sommer zu den Löwen und benötigte einige Wochen zur Eingewöhnung. Der Knoten platzte bei seiner Gala-Vorstellung gegen Duisburg (4:1) am 7. Spieltag inklusive zweier Traumtore. Seine Wendigkeit und Spritzigkeit in Eins-gegen-Eins-Duellen machen ihn für 1860 unverzichtbar. Vrenezi übernahm auf dem Feld immer mehr Verantwortung, traf zweimal per Elfmeter. War in einer immer schwächer werdenden Offensive im Saisonverlauf häufig der gefährlichste Löwe. Fühlte sich auf der Linksaußen-Position deutlich wohler als auf der rechten Seite. 17 Einsätze - 4 Tore - 3 Vorlagen - db24-Durchschnittsnote: 3,11.

Yannick Deichmann: Der Allrounder im Löwen-Kader. Auf den 28-Jährigen ist Verlass - egal ob rechts hinten oder in der Mittelfeld-Zentrale. Seine leichten technischen Mängel macht er häufig durch Wille und tiefe Laufwege wieder wett. Während die Köpfe vieler Löwen bei Rückstand häufig nach unten gehen, versucht Deichmann mit seiner Körpersprache das Team wieder aufzurütteln - ein Leader. Muss im Spiel nach vorne noch mehr Torgefahr entwickeln. Es wird spannend zu beobachten sein, ob Köllner ihn nicht doch wieder vermehrt hinten rechts einsetzen wird. 16 Einsätze - 3 Tore - 2 Vorlagen - db24-Durchschnittsnote: 3,24.

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Im Normalfall gesetzt


Phillipp Steinhart: Wechselhafte Saison des Routiniers. Verletzte sich früh in der Saison am Knie, fiel wochenlang aus und wurde schmerzlich vermisst. Nach seiner Rückkehr bewies er seine Klasse, sowohl fußballerisch als auch kämpferisch. Hoch angesehen in der Mannschaft, führte den Löwen fünfmal als Kapitän aufs Feld. In den letzten Wochen vor der Winterpause defensiv jedoch häufiger überfordert. Muss Konstanz in seine Leistungen bringen, wenn sein im Sommer auslaufender Vertrag verlängert werden soll. Im Normalfall auf der Linksverteidiger-Position gesetzt. 9 Einsätze - 1 Vorlage - db24-Durchschnittsnote: 3,20.

Christopher Lannert: Biss sich nach seinem Grusel-Debüt im Pokal gegen Borussia Dortmund (0:3) nach und nach fest in der ersten Löwen-Elf. Lässt sich noch zu häufig von der Gesamtleistung des Teams mitreißen. Spielt 1860 dominant, marschiert er ununterbrochen auf seiner rechten Außenbahn, ist an zahlreichen Offensiv-Aktionen beteiligt. Wird es heikel, mehren sich die Unsicherheiten in seinem Spiel. Scheint immer besser mit der großen Erwartungshaltung an der Grünwalder Straße 114 zurechtzukommen. 16 Einsätze - 2 Vorlagen - db24-Durchschnittsnote: 3,18.

Fynn Lakenmacher: Startete in seinen ersten Wochen bei den Löwen aber mal so richtig durch - sechs Treffer in neun Spielen. Seitdem kam jedoch kein weiteres Tor mehr dazu. Anders als zu Beginn schaffte es der junge Neuzugang aus Havelse im Verlauf der Spielzeit zu selten, seinen bulligen Körper entscheidend einzusetzen. Zuletzt wirkte er müde, überspielt. Aus Mangel an Alternativen lief er dennoch beinahe ausnahmslos von Beginn an auf. Die dauerhafte Rückkehr des erfahrenen Marcel Bärs wird dem bislang besten Torschützen bei 1860 guttun. 17 Einsätze - 6 Tore - 3 Vorlagen. db24-Durchschnittsnote: 3,39.

Stefan Lex: So langsam wird klar, warum Lex sein Karriereende nach dieser Saison frühzeitig kommunizierte. Immer öfter plagen den 33-Jährigen kleinere Verletzungen, mal zwickt das Knie, mal der Oberschenkel. Dabei bewies der Kapitän bei seinen Einsätzen, wie wichtig er nach wie vor für 1860 sein kann. Seine cleveren Laufwege und Pässe in die Schnittstelle machen deutlich, wieso der Erdinger einst für Ingolstadt in der Bundesliga auflief. Sechzig muss hoffen, dass Lex in der Winterpause seine Verletzungsmisere in den Griff bekommt, es wäre ungemein wichtig im Aufstiegsrennen. Beliebter Kritikpunkt unter den Fans: Der Löwen-Spielführer ist manchmal zu leise auf dem Platz, kein Lautsprecher. 13 Einsätze - 1 Tor - 7 Vorlagen - db24-Durchschnittsnote: 3,64.

Tim Rieder: Der Rückkehrer war für die Chefrolle in der Mittelfeld-Zentrale vorgesehen. Eine Rolle, die er bislang jedoch zu selten ausfüllen konnte. Gegen den Ball zumeist unheimlich präsent, unterliefen dem 29-Jährigen mit dem Spielgerät zu häufig leichte Fehler, gerade wenn er auf die Position des Achters nach vorne schob. Auch wenn der dritte Kapitän bei Köllner prinzipiell unumstritten ist, muss mehr von ihm auf dem Platz kommen, auch was die Körpersprache angeht. Zu häufig duckte sich der Dachauer in kritischen Phasen weg - das ist nicht seinen Ansprüchen und seiner Qualität entsprechend. Wenn er in Form ist, ein unschätzbar wertvoller Spieler vor der Abwehrkette. 15 Einsätze - 2 Tore - db24-Durchschnittsnote: 3,63.

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Müssen sich strecken


Meris Skenderovic: Der von Regionalligist Schweinfurt gekommene Angreifer brauchte einige Zeit, um sich an das Tempo und die Körperlichkeit in der Dritten Liga zu gewöhnen. Mit der Zeit verstand es Skenderovic immer besser, seinen Körper gegen die robusten Defensivreihen einzusetzen. Technisch beschlagen, gut im Kopfballspiel - der 24-Jährige hat die Anlagen, um sich bei 1860 dauerhaft einzusetzen. Mauserte sich vom Reservisten im Saisonverlauf zum Stammspieler. Muss nach der Rückkehr von Bär allerdings gewaltig um seinen Platz kämpfen. 14 Einsätze - 4 Tore - db24-Durchschnittsnote: 3,31.

Fabian Greilinger: War durch die Verletzung Steinharts lange Zeit auf der linken Abwehrseite gesetzt. Ging es gegen technisch starke Gegenspieler wie Ingolstadts Kopacz, bekam Greilinger jedoch häufig seine Grenzen aufgezeigt. Sein Offensivdrang erhöht das Risiko für defensive Unzulänglichkeiten. Was für den 22-Jährigen spricht, ist sein unbändiger Wille, er gibt keinen Zweikampf vorzeitig verloren. Wird es links hinten gegen Steinhart schwer haben - vielleicht mal eine Option für das Mittelfeld? Dass er grundsätzlich über Talent verfügt, bewies er unter anderem beim Freundschafts-Turnier gegen Klagenfurt, als er gegen Bundesligist Hertha BSC - der Löwe siegte im Elfmeterschießen - überzeugte. 9 Einsätze - 1 Vorlage - db24-Durchschnittsnote: 3,67.

Erik Tallig: Der Saisonverlauf des 22-Jährigen wirft Rätsel auf. Als einer der großen Gewinner der Vorbereitung zählte Tallig anfangs zum Stammpersonal, als der Löwe den Startrekord von fünf Siegen aus fünf Spielen aufstellte. Bis zur Winterpause folgten jedoch lediglich zwei weitere Startelfeinsätze. Mit den geringeren Einsatzzeiten schwand natürlich auch das Selbstvertrauen des ruhigen, manchmal sogar schüchtern wirkenden Tallig. Der linke Fuß des Ex-Chemnitzers gehört dennoch zu einer der größten Waffen im Kader der Sechzger. Auch im Urlaub war Tallig sehr fleißig, arbeitete hart, um wieder häufiger für die Löwen auf dem Platz zu stehen. An seinem Abschluss muss der Linksfuß weiter feilen, ist noch ohne Saisontor. 16 Einsätze - 2 Vorlagen - db24-Durchschnittsnote: 3,44.

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Versprechen in die Zukunft


Marius Wörl: Ein Name, dem vor der Saison wohl nur die wenigsten Löwen-Kenner 326 Einsatzminuten in der Dritten Liga zugetraut hätten. Feierte am 9. Spieltag sein Drittliga-Debüt und stand wenige Wochen darauf beim Auswärtscoup an der Bremer Brücke erstmals in der Startelf von Köllner. Mit seiner frechen, galligen Art tat er dem Spiel der Sechzger auf der Sechserposition gerade in einer schwierigen Saisonphase ungemein gut. Natürlich ist sein Spiel noch fehlerbehaftet, darf es aber auch bei einem 18-Jährigen. Hatte zuletzt gegenüber arrivierten Kräften wie Quirin Moll und Daniel Wein häufig die Nase vorne. Das nächste große Talent aus dem NLZ an der Grünwalder Straße 114? 6 Einsätze - db24-Durchschnittsnote: 3,20.

Devin Sür: Machte in der Sommer-Vorbereitung mit starken Auftritten auf sich aufmerksam. Im Eins-gegen-Eins ist der Außenstürmer nur schwer vom Ball zu trennen. Dennoch muss sein Spiel noch reifer, überlegter werden. Zudem fehlt ihm bislang die körperliche Robustheit. Zu einem Einsatz in der Dritten Liga hat es für den 18-Jährigen noch nicht gereicht, dreimal stand er bisher im Spieltagskader. Sein Potenzial zeigte er in der A-Junioren-Bundesliga - sieben Scorerpunkte in neun Einsätzen. Ein Rohdiamant, der an der Grünwalder Straße 114 noch für viel Furore sorgen könnte.

Michael Glück: Stark im Luftzweikampf, abgeklärt im Spielaufbau - der Österreicher bringt vieles mit, was einen guten Innenverteidiger ausmacht. Mit seinen 19 Jahren konnte er in der Vorbereitung sowie im Toto-Pokal zumeist überzeugen, auch wenn es ihm freilich noch an Erfahrung fehlt. Feierte bei der 1:4-Niederlage in Elversberg kurz vor Schluss sein Drittliga-Debüt, sein bislang einziger Liga-Auftritt bei den Profis. Angesichts der enormen Konkurrenz auf seiner Position - Morgalla, Verlaat, Lang und Belkahia - wird er es in naher Zukunft schwer haben, auf Einsatzminuten zu kommen. Ist eine Leihe die Lösung? 1 Einsatz.

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