Vor dem Stadion-Gipfel im Rathaus: Der Grünwalder-Check – die Pro- und Kontraliste

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Die einen wollen den Grünwalder-Ausbau, weil neben der Tradition um die Kultstätte auch das nötige Flair – sprich Kneipenkultur vorhanden ist, die anderen wollen eine Spielstätte, die den TSV 1860 zukunftsfähig macht. Beides scheint nicht miteinander vereinbar zu sein. Wir haben vor dem heutigen Stadion-Gipfel im Rathaus die Pro- und Kontraliste für das Grünwalder Stadion aufgeführt.

PRO GIESING

Heimatgefühle gibt es für nicht wenige Fans nur am Giesinger Berg. Dort feierte der TSV 1860 seinen bislang einzigen Meistertitel 1966, doch auch schon damals gehörte das “Sechzger” längst wieder der Stadt. Als die Löwen im Sommer 2018 in den Profifußball zurückkehrten, gab’s laut Ex-Trainer Daniel Bierofka “in ganz Giesing kein Bier mehr”.

Die Nähe zum Trainingsgelände: Von der Grünwalder Straße 114 bis zum Stadion ist es nicht mal ein Kilometer – wo gibt’s das schon in der heutigen Zeit?

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Das Kneipenviertel: Vor und nach den Spielen zum Trepperlwirt oder ins Blue Adria – bequem für jeden, das auf Geselligkeit und ein paar Kaltgetränke steht.

Die Knappheit: Damit ist Reiz auf Tickets größer als in einem modernen Fußballstadion mit 30.000 Fans plus. Dass die Ticketpreise bereits jetzt Bundesliga-Niveau haben, blenden die Fans (noch) aus.

Die Verkehrsanbindung: Straßenbahn und U-Bahn vor der Haustür (Wettersteinplatz) – Drehscheibe für Fans. Ideal.

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KONTRA GIESING

Sollte die Stadt sich für den 80-Millionen-Euro Umbau entscheiden, werden nie mehr als 18.105 Zuschauer Spiele des TSV 1860 verfolgen können – das predigt OB Dieter Reiter immer wieder. Großes Wachstum ist bei den Löwen damit für immer ausgeschlossen.

Die Kosten-Explosion! Bereits vor der Baukrise wurden die Kosten auf rund 80 Milllionen Euro taxiert – wohlgemerkt für 3000 Plätze mehr. Laut Bürgermeister Verena Dietl hat der Bund Deutscher Steuerzahler bereits ein Auge auf das Projekt geworfen.

Bundesliga-Lizenz unmöglich! Wird das Bauvorhaben umgesetzt, beschränkt sich der TSV 1860 auf das Maximum Zweite Liga. Eine Bundesliga-Zulassung wird es im Grünwalder Stadion nie mehr geben (u.a. werden 8000 Sitzplätze gefordert, 180 stadionnahe Parkplätze für Medienvertreter). Einer Ausstiegsklausel für 1860 wird die Stadt vermutlich nicht zustimmen können.

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Die Kartensituation sorgt bereits jetzt für viele enttäuschte Löwen-Fans: 11.800 Dauerkarten sind in der Spielzeit 2022/2023 verkauft – und mehr geht bei der aktuellen Kapazität auch nicht. Das Restkontingent ist schneller weg als warme Semmeln. Kurzfristigen Kartenwünschen muss eigentlich immer eine Absage erteilt werden, erst recht, wenn man mit einer Familie spontan zu Sechzig will. Die eigenen Jugendspieler müssen die Tickets für einen Stadionbesuch bezahlen, weil man das Defizit ja irgendwie ausgleichen muss. Bereits jetzt hat 1860 bei seinen Eintrittspreisen Bundesliganiveau – billiger wird’s garantiert nicht mehr…

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Finanziell limitiert. Selbst im Falle des Umbaus wird der TSV 1860 nie so viel Geld einspielen können, dass man sich auch richtig gute Kicker leisten kann. In den 90er Jahren konnte man sich erst mit dem Umzug ins Olympiastadion so aufstellen, dass der Verein mit Derby-Siegen und internationalem Wettbewerb an Bedeutung gewann.

Rund ums Stadion gibt es nahezu keine Parkplätze – und im Falle des Umbaus wird es auch keine Parkmöglichkeiten für die Logenbetreiber geben.

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Keine Vermarktungsmöglichkeit! Weil das Stadion der Stadt München gehört, kann 1860 diesen Posten nicht für sich verbuchen – ein deutlicher Wettbewerbsnachteil. Und eine Spieltags-Vermarktung, wie von Bürgermeisterin Verena Dietl angeregt, macht vermutlich kein Unternehmen mit.

Keine ausreichenden Stellplätze für die TV-Anstalten – auch ein nicht zu unterschätzendes Kriterium.

Aktuell gibt’s eine unzureichende Stromversorgung auf Giesings Höhen – das ging im DFB-Pokal-Spiel gegen Borussia Dortmund (0:3) sogar so weit, dass das ZDF ein Notstromaggregat organisierte, um die TV-Übertragung abzusichern.

Kein Fanshop im Stadion – dem TSV 1860 respektive der Merchandising GmbH entgehen damit deutliche Mehreinnahmen.

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Das Catering. Der Traditionsverein verdient in der aktuellen Konstellation keinen Cent – nur bei der Brauerei “Hacker Pschorr” und dem “Stiftl” klingeln die Kassen. Von den Löwen profitieren im Viertel nur die Wirte, aber nicht die Blauen.

Die Jugend-Teams müssen aufgrund der unbefriedigenden Stadionlösung ausweichen – die U21 trägt momentan ihre Heimspiele in der Bayernliga in Gilching aus. Die Amateur-Mannschaften müssen auf dem Sechserplatz in Haidhausen spielen.

Ausnahmezustand in Giesing: Oft wird die Grünwalder Straße gesperrt, damit man die Fans besser trennen kann. Heulende Sirenen, Polizei-Einsätze – kein schöner Zustand für die Anwohner.

Entscheidet sich die Stadt für einen Umbau, werden der aktiven Fanszene mehr als 1000 Stehplätze in der Westkurve “geklaut”. Aktuell bietet das Herzzentrum der Löwenfans 8800 Stehplätze, nach dem möglichen Umbau nur noch 7700.

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