VON OLIVER GRISS UND IMAGO (BILD)

Dieter Reiter hält wie erwartet Wort: Er lädt zum großen Stadion-Gipfel - am kommenden Freitag trifft sich Münchens OB nach exklusiven db24-Informationen aus dem Rathaus mit einer Delegation des TSV 1860, um die weitere Stadion-Zukunft des Drittligisten zu erörtern. Jetzt muss Tacheles gesprochen werden.

Zwei Monate nach dem Reiter-Vorstoß bei der Löwen-Wiesn kommt’s nun zum mit großer Spannung erwartetem runden Tisch zwischen Stadtspitze und den Bossen der Löwen - und dabei könnte es zum finalen Gespräch kommen: Viele dieser Termine wird es für die Löwen nicht mehr geben, darüber sollten sich alle im Klaren sein.

Reiter hatte im September gegenüber db24 bestätigt, dass er im Aufstiegsfall nicht nur für eine Löwen-Rückkehr ins Olympiastadion offen sei, sondern auch Grundstücke für einen Stadion-Neubau anbieten könne. Was sich Reiter aber vor allem wünscht: Einigkeit der Sechzger in dieser wichtigen Zukunftsfrage. Deswegen sollten beide Gesellschafter-Seiten längst die Köpfe zusammengesteckt haben und die beste Lösung für 1860 favorisieren. Die 50+1-Regel gilt übrigens in diesem Fall nicht. Der e.V. kann keinen Alleingang anstreben.

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Was die Löwen berücksichtigen müssen: Das Grünwalder Stadion wird nie eine Bundesliga-Lizenz erhalten und ist zudem im Falle des Umbaus auf 18.105 Besucher beschränkt - Investitionen in dieses Projekt wären damit für die Katz. Ob dies allen Löwen bewusst ist? Der TSV 1860 schreibt weiter rote Zahlen. Den sogenannten “Konsolidierungskurs”, der von Präsident Robert Reisinger ins Leben gerufen wurde, gibt es in Wirklichkeit nicht.

Dass die Sechziger zuletzt immer wieder an der Miete fürs Grünwalder Stadion (aktuell rund 1,6 Millionen Euro) schrauben wollten, hat die Stadt verärgert, allen voran Verena Dietl. Die Sport-Bürgermeisterin, die bis vor einigen Jahren im Verwaltungsrat des TSV 1860 saß, sagte vor einigen Wochen gegenüber der “SZ”: “Bei vielen Dingen, bei denen 1860 im Nachteil ist, wussten die Verantwortlichen ja, worauf sie sich einlassen mit der Rückkehr ins Grünwalder Stadion. Etwa, dass VIP-Loungen fehlen und deshalb zusätzliche Kosten über die entfernt gelegene VIP-Alm entstehen. Oder dass sie zu wenige Sitzplätze haben. All das war bekannt.”

Und genau deswegen sollten die Löwen auch dringlichst darauf verzichten, die Stadt für ihr eigenes unüberlegtes Handeln im Sommer 2017 verantwortlich zu machen. Alle wussten, dass die Löwen mit der Rückkehr ins Grünwalder Stadion in puncto Wirtschaftlichkeit einen Fehler begehen - diese strategische Ausrichtung ist nun nur schwer zu korrigieren. Es sei denn, Reiter macht den Löwen am Freitag so ein gutes Angebot, das sie nicht ausschlagen können.