VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTOS)

TSV 1860 gegen Rot-Weiss Essen - mehr Tradition geht kaum in der Dritten Liga…

Taumelnde Spitzenmannschaft gegen gefestigten Aufsteiger - der Löwe steht vor dem Heimspiel gegen RWE (heute, 19 Uhr, db24-Ticker) gehörig unter Druck. Nach zuletzt drei Pleiten in Serie - ohne eigenen Treffer - muss Sechzig gegen die auswärtsstarken Essener dreifach punkten, um auf dem Aufstiegs-Relegationsplatz zu überwintern. Leicht wird das freilich nicht. Die Nordrhein-Westfalen kommen immer besser in Fahrt in der Dritten Liga. Wir haben RWE für Euch im Vorfeld genauer unter die Lupe genommen.

Stärken: RWE zeigte sich vor allem auswärts zuletzt in Torlaune, zwingt die Gegner durch hohes Anlaufen regelmäßig zu Fehlern. In den letzten drei Partien in der Fremde - Mannheim (2:1), Freiburg II (3:0) und Oldenburg (5:3) - traf Essen zehnmal. Sechs ungeschlagene Spiele in Serie lassen RWE mit breiter Brust nach München-Giesing reisen. Besonders auf die beiden formstarken Felix Götze und Ron Berlinski gilt es aufzupassen. Großes Faustpfand der Nordrhein-Westfalen sind zudem die eigenen Anhänger. 1.500 Fans unterstützen ihr Team an einem Montagabend im rund 650 Kilometer entfernten München - großer Sport. In der Auswärtstabelle liegt RWE auf einem starken siebten Rang und damit vor Sechzig (Platz neun).

Schwächen: Trotz der starken Serie von sechs ungeschlagenen Spielen in Serie: RWE präsentiert sich defensiv alles andere als sattelfest, fing sich bislang 26 Gegentreffer. Besonders nach Flanken ist Essen verwundbar, hier muss der Löwe allerdings die Qualität seiner Hereingaben im Vergleich zu den Vorwochen deutlich steigern. Trotz der Defensivschwäche steht mit Jacob Golz einer der besten Keeper der Liga im RWE-Kasten.

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Brandgefährlich: Essens Ron Berlinski.

Personal-Situation: RWE hat gleich vier Langzeitverletzte zu beklagen, die bereits seit einigen Wochen ausfallen und erst 2023 auf den Rasen zurückkehren werden: Michel Niemeyer, Thomas Eisfeld, Cedric Harenbrock und Simon Engelmann fehlen auch beim Jahres-Abschluss in München-Giesing. Auch der Einsatz von Andreas Wiegel steht auf der Kippe - Oberschenkelprobleme.

Trainer: Seit diesem Sommer steht Christoph Dabrowski bei RWE an der Seitenlinie. Für den früheren Bundesliga-Spieler - Bremen, Hannover, Bielefeld und Bochum - ist es nach Hannover 96 die zweite Station im Profifußball. Der 44-Jährige war nach dem schwachen Saisonstart bereits frühzeitig massiv in die Kritik geraten, konnte das Ruder an der Hafenstraße allerdings noch herumreißen und sitzt mittlerweile wieder fest im Sattel.

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Bisherige Saison: Der Beginn des Oktobers leitete beim TSV 1860 die Trendwende ein - in die falsche Richtung. Seitdem gewann der Löwe nur zwei von sieben Drittliga-Spielen. Andersherum verhält es sich bei RWE: Seit dem 1:3 bei Wehen Wiesbaden am 2. Oktober ist Essen in der Dritten Liga ungeschlagen, kletterte aus dem Tabellenkeller ins gesicherte Mittelfeld des Klassements. Der schwache Saisonstart geät an der Hafenstraße mehr und mehr in Vergessenheit.

Vereins-Historie: 1907 wurde der Klub unter dem Namen SV Vogelheim gegründet. 1923 entstand nach dem Zusammenschluss mehrerer Vereine der heutige Name Rot-Weiss Essen. Wie beim Löwen auch, liegen die größten Erfolge der Vereinsgeschichte bereits lange Zeit zurück. 1953 gewann RWE den DFB-Pokal und zwei Jahre später die Deutsche Meisterschaft. 1994 unterlag der damalige Zweitligist Essen dem SV Werder Bremen im DFB-Pokalfinale mit 1:3. Sieben Jahre lang spielten die Nordrhein-Westfalen seit 1963 insgesamt im Fußball-Oberhaus, stehen auf Rang 32 der ewigen Bundesliga-Tabelle (nur Spiele nach 1963 gewertet). Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga 2007 folgten viele Jahre, in denen das Chaos das Geschehen an der Hafenstraße bestimmte. Tiefpunkt war der Insolvenzantrag im Juni 2010. Seit diesem Sommer ist RWE zurück im Profifußball und strebt nach besseren Zeiten.