VON MARCO BLANCO UCLES

Vor kurzem feierte Löwen-Coach Michael Köllner sein dreijähriges Jubiläum beim TSV 1860…

Natürlich wurde diesbezüglich auch das unrühmliche Ende seines Vorgängers Daniel Bierofka an der Grünwalder Straße 114 thematisiert. Die Sechzig-Legende trat am 5. November 2019 entnervt von seinem Amt zurück. In den Tagen vor seinem Ende hatte Bierofka öffentlich erklärt, dass Informationen aus dem internen Kreis an die Presse weitergegeben wurden. Das störte ihn vehement - verständlicherweise.

Zudem war der 43-Jährige genervt davon, dass Präsident Robert Reisinger in einem Zeitungs-Interview öffentlich Bierofkas Gehalt thematisiert hatte - ein No-Go. Auch, dass Reisinger Bierofka und Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel vor Jahren frozzelte, weil sie die Nähe zu Ismaik suchten, war Bierofka sauer aufgestoßen. Der Ober-Löwe erklärte süffisant: “Sie dachten, sie können den Tiger reiten.”

Erkennen Sie Parallelen? In der Spieltags-Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Essen (Montag, 19 Uhr, db24-Ticker) wählte Köllner kritische Töne. Der Vorwurf: Informationen wurden von Insidern an die Presse weitergegeben - Geschichte in München-Giesing wiederholt sich. Ach ja, ein öffentliches Interview von Präsident Reisinger, das Köllner sauer aufgestoßen haben durfte, gab es natürlich auch. Wenige Tage vor dem Auftakt-Hammer bei Dynamo Dresden im Juli dieses Jahres erhielt Köllner Verhaltenstipps: “Reden ist Silber, Schweigen ist Gold” - von seinem Präsidenten. Nicht etwa intern, sondern im “Münchner Merkur”. Interessante Art der Kommunikation.

Köllner hat inzwischen verstanden, wie der TSV 1860 tickt, welche Strömungen im einst so ruhmreichen Traditionsverein aus München-Giesing fließen. Er weiß, auf welche Stimmen im Klub er hören sollte und auf welche eben nicht. Und dennoch: Die vielen Störfeuer zermürben - auch einen widerstandsfähigen Mann wie Köllner. Dazu kommen die sportlichen Tiefschläge der vergangenen Wochen. Der Oberpfälzer, bester Botschafter des TSV, wirkt schon seit längerer Zeit angefressen. Einzig: Müde, wie Bierofka es einst war, wirkt er nicht. Stattdessen schickte er in der Pressekonferenz am Freitag Grüße an seine Kritiker im Klub hinterher: “Diese Leute im Verein können sich sicher sein, dass ich alles dafür tun werde, mein Ziel (den Aufstieg in die Zweite Bundesliga; d. Red.) zu erreichen.”

Klar ist: Um den Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen, sollte Köllner gegen Essen liefern - ansonsten werden die Stimmen, die seinen Rauswurf fordern, lauter werden - intern und extern. Der Trainer muss versuchen, die vielen Nebenkriegsschauplätze an der Grünwalder Straße 114 auszublenden, sich auf das Sportliche konzentrieren, seine vor wenigen Wochen noch so erfolgreiche Mannschaft wieder in die Spur bringen. Dann wird auch das Lachen in Köllners Gesicht zurückkehren. Und der Plan einiger Leute, Köllner ähnlich wie Bierofka loszuwerden, wäre gescheitert.