VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTOS)

Spitzenspiel auf Giesings Höhen, die Rückkehr von Richard Neudecker an seine alte Wirkungsstätte sowie die Neuauflage des Relegations-Drama von 2018 - das Duell 1860 gegen Saarbrücken (heute, 15 Uhr, db24-Ticker) bringt jede Menge Brisanz mit sich…

Nach dem peinlichen 0:1 in Bayreuth will der Löwe gegen einen direkten Aufstiegskonkurrenten wieder in die Erfolgsspur zurückkehren - dafür bedarf es einer deutlichen Leistungssteigerung, soviel steht fest. Besonders in der Offensive wird Kreativität gefragt sein, um das Saarbrücker Abwehrbollwerk zu knacken. Wir haben im Vorfeld des Gipfel-Treffens die Saarländer genauer unter die Lupe genommen.

Stärken: Die Saarländer stellen die beste Defensive der Liga. Erst 11 Gegentreffer musste der 1. FCS in der aktuellen Saison schlucken. Mit Daniel Batz hat Saarbrücken einen der besten Keeper der Dritten Liga zwischen den Pfosten stehen. Vor dem 31-jährigen Schlussmann verteidigt zumeist eine kompakte Dreierkette, die gegen den Ball zur Fünferkette wird. Kann der Löwe das saarländische Bollwerk knacken?

Schwächen: Im Spiel nach vorne fehlen den Saarbrückern zu häufig die kreativen Momente. Je länger die Partie andauert, desto häufiger agiert der 1. FCS mit hohen Bällen in den gegnerischen Strafraum. Die unatraktive Spielweise verbunden mit fehlender Konstanz kostete schließlich auch Ex-Coach Uwe Koschinat den Job. Der mehrwöchige Ausfall des ehemaligen Löwen Adriano Grimaldi konnte nur schwer kompensiert werden - er könnte ausgerechnet gegen 1860 sein Comeback feiern. Noch bitterer für die Saarländer: Top-Scorer Sebastian Jacob - sieben Treffer, vier Vorlagen - fehlt mit einem Kreuzbandriss bis zum Saisonende.

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Bitter: Top-Torjäger Sebastian Jacob fällt mit einem Kreuzbandriss die komplette Saison aus.

Personal-Situation: Grimaldi könnte gegen die Löwen erstmals nach seinem vor rund sechs Wochen erlittenen Muskelbündelriss wieder für Saarbrücken auflaufen, erklärte FCS-Coach Rüdiger Ziehl: “Er ist defintiv eine Option.” Für einen Startelf-Einsatz kommt der 31-jährige Angreifer jedoch noch nicht in Frage. Neben Jacob, Dominik Ernst und Julius Bada, die alle drei definitiv ausfallen werden, steht auch hinter dem Einsatz von Tobias Schwede ein Fragezeichen. Der Verteidigte hatte zuletzt eine Knöchelprellung erlitten.

Trainer: Besonderes Spiel für Fynn Lakenmacher: Der Löwen-Angreifer trifft im Spitzenspiel gegen Saarbrücken auf seinen Ex-Coach Rüdiger Ziehl. Der 45-Jährige coachte vergangene Saison den TSV Havelse in der Dritten Liga, stieg mit Lakenmacher und dem Team in die Regionalliga ab. Seit dieser Spielzeit ist Ziehl Manager des 1. FCS und übernahm nach der Entlassung von Trainer Koschinat Mitte Oktober - zunächst bis zum Winter - das Amt des Chefcoaches. Seine bisherige Bilanz kann sich sehen lassen: zwei Siege, ein Remis, null Niederlagen.

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Bisherige Saison: Nach dem Traumstart zu Saisonbeginn - drei Spiele, drei Siege - mussten die Saarbrücker einen Monat auf den vierten Dreier warten. Insgesamt lässt der FCS die für den Aufstieg benötigte Konstanz vermissen. Das nicht gerade ruhige Umfeld macht es dem Team unnötig schwer. Aber: Beim 2:1-Sieg in Dresden bewies das Team von Coach Ziehl, dass es auch in einem stimmungsvollem Stadion auswärts bestehen kann. Das Spiel in München hat richtungsweisenden Charakter für den 1. FCS. Siegt der Löwe, kann er sich auf acht Punkte von den Saarländern absetzen.

Vereins-Historie: 1903 gegründet hieß der Verein zwischen 1909 und 1945 FV Saarbrücken. 1963 waren die Saarländer, wie die Löwen auch, Gründungsmitglied der Bundesliga und stiegen in der Premierensaison umgehend als Tabellenletzter ab. 1976 und 1992 stieg der 1. FCS erneut ins Fußball-Oberhaus auf, konnte sich dort jedoch nur zwei beziehungsweise ein Jahr halten. Danach begann der freie Fall, der erst in der Fünftklassigkeit gestoppt werden konnte. Seit 2010 pendelt der Klub zwischen der Dritten- und der Regionalliga. Das Ziel ist klar: Saarbrücken will erstmals seit dem Abstieg 2006 wieder in die Zweite Liga. 2020 schrieb der Klub Geschichte, als er sich als erster Viertligist durch Siege gegen Regensburg, Köln, Karlsruhe und Düsseldorf für das DFB-Pokal-Halbfinale qualifizierte und dort an Bayer Leverkusen scheiterte.