VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER UND BERND FEIL (FOTO)

Jesper Verlaat (26) ist einer der großen Gewinner der bisherigen Saison des TSV 1860: Er ist nicht nur ein großer Sympathieträger bei den Fans, sondern sorgt auch für die nötige Stabilität im Abwehrverbund der Löwen. Obendrein schießt er wichtige Tore. Wir haben den früheren Mannheimer zum Interview getroffen.

db24: Herr Verlaat, wie wird man eigentlich Publikumsliebling?

JESPER VERLAAT (lacht): Das sucht man sich nicht aus. Ich bleibe mir einfach selbst treu. Es ist die Entscheidung der Fans selbst und nicht von einem Spieler.

db24: Zuletzt hat sogar Münchens OB Dieter Reiter beim Besuch auf der Löwen-Wiesn über Sie positiv gesprochen - und gesagt: “Die Löwen-Fans sollten sich über den Lockenkopf freuen…”

Wir sind letzte Woche im Bierzelt zufällig nebeneinander gestanden - und dann habe ich ihm zu seinem Wiesn-Anstich mit den drei Schlägen gratuliert. Er war mit dieser Leistung nicht so zufrieden - und dann sind wir auch kurz ins Gespräch bekommen. Ich habe ihn gefragt, ob er Blau oder Rot ist? Er meinte: “Beides, aber natürlich ein bisschen mehr Rot.” Er hat mir auch gesagt, dass ich ihm schon aufgefallen bin. Das freut einen natürlich schon, dies zu hören. Es war eine schöne Geste von ihm, dass wir miteinander gesprochen haben - auch, dass wir noch ein gemeinsames Bild gemacht haben. Das ist keine Selbstverständlichkeit.

db24: Ihre positive Art hat sich auf die Mannschaft bereits übertragen. Woher kommt diese positive Sunnyboy-Ausstrahlung mit dem spitzbübischen Lachen?

Die habe ich wahrscheinlich von meiner Mutter mitbekommen. Das ist meine Art. Das ist nicht gekünstelt oder vorgetäuscht, weil das könnte man auf Dauer gar nicht durchziehen. Ich bin einfach ein positiver Mensch, für den es aber auch Tage mit kleinen Durchhängern gibt. Und trotzdem versuche ich in diesen Momenten positiv zu bleiben. Ich versuche aus jeder Niederlage das Positive mitzunehmen. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass wir als Familie viel gereist sind und viele Lebenskulturen aufgesaugt haben.

db24: Sie sind in Holland geboren, lebten aber auch schon in Österreich und Portugal - und sind nun seit einigen Jahren in Deutschland sesshaft: Von welchen Land haben Sie am meisten mitgenommen?

Die Holländer sind schon sehr offen, aber das kann ich auch von den Deutschen sagen. Wir nehmen jeden auf in der Gruppe. Und das spiegelt sich in meiner Person ganz gut wider. Aber auch die Zeit in Portugal ist noch sehr präsent, immerhin waren es vier prägende Jahre im Alter von 12 bis 16 Jahren. Für mich wäre es schon komisch, das ganze Leben an einem Fleck zu wohnen. Und trotzdem will ich irgendwann sesshaft werden - aber wo das irgendwann sein wird, weiß ich noch nicht.

db24: Hoffentlich sitzen Sie nicht schon wieder auf gepackten Koffern bei 1860…

(lacht): Nein, auf gar keinen Fall. Aber trotzdem gebe ich zu: Ich habe schon ein paar Wochen gebraucht, bis ich mich akklimatisiert habe. Von der Stadt her, vom Verein, mit den Mitspielern. Es war einfach alles neu für mich. Da habe ich zum ersten Mal gespürt, welche Wucht hinter diesem Verein steckt - obwohl ich davor viele Geschichten zu diesem Verein erzählt bekommen habe. Aber das selbst zu erleben, das war neu. Aber so wie es sich jetzt anfühlt, wie die Leute zu mir sind, wie wir als Mannschaft auftreten, kann ich mir vorstellen länger bei 1860 zu bleiben …