VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO (FOTOS)

Duelle gegen den Ex-Klub sind immer etwas Besonderes. Im Falle von Türkgücü München trifft das im Totopokal-Achtelfinale gegen die Löwen gleich auf mehrere Akteure im Kader zu. Einer davon: Stammtorhüter Johan Hipper. Der 23-Jährige war zwischen 2017 und 2019 bei 1860, für einen Einsatz in der Ersten Mannschaft reichte es für den jungen Keeper jedoch nie - zu stark war die Konkurrenz um Marco Hiller und Hendrik Bonmann. Im Interview mit db24 spricht Hipper über seine Zeit bei den Löwen, das Duell im Grünwalder Stadion sowie das “neue” Türkgücü München.

db24: Herr Hipper, Sie treffen mit Türkgücü München vor einer Regionalliga-unüblichen Kulisse auf die Löwen, Ihren Ex-Verein. Nervös oder voller Vorfreude?

JOHANN HIPPER: Ich freue mich riesig auf das Spiel. In der Drittligasaison 2018/2019 war ich an die 30-mal auf der Bank gesessen. Ich habe mir immer vorgestellt, wie es wäre, wirklich vor den Löwenfans im Grünwalder Stadion zwischen den Pfosten zu stehen. Auch wenn es jetzt über Umwege geschieht, freue ich mich sehr. Anspannung ist keine da, wir sind der Underdog. Es geht darum, dass wir das Spiel genießen, vor so vielen Zuschauern spielen wir sonst nicht. Das heißt aber nicht, dass wir nur in die Löwen-Kurve schauen und uns denken, wie cool das gerade ist. Wir sind heiß, wollen den Löwen Paroli bieten.

db24: Drei Jahre liegt Ihre 1860-Vergangenheit bereits zurück. Das Löwen-Team hat sich stark verändert seitdem. Haben Sie noch Kontakt zu Spielern?

Zu Tom Kretzschmar und Marco Hiller habe ich noch regelmäßigen Kontakt. Und natürlich zu Torwarttrainer Harry Huber. Er war mein Mentor, schon bevor ich zu den Löwen kam. Ich denke, ich werde mit Tom auch vor dem Spiel noch den ein oder anderen Spruch auf WhatsApp austauschen (lacht). Auch mit Marc Lamberger (Torwarttrainer im NLZ der Löwen; d. Red.) pflege ich ein freundschaftliches Verhältnis. Ab und zu nehme ich eine Einheit bei ihm mit und trainiere dafür immer mal wieder die jungen Löwen-Keeper.

db24: Damals musste sich Hiller mit Hendrik Bonmann um den Platz im Tor streiten, heute ist er eine absolute Identifikationsfigur bei Sechzig. Wie sehen Sie aus der Ferne seine Entwicklung?

Vor Marcos Weg kann man nur den Hut ziehen. Er wird lachen, wenn er das hier dann lesen wird: Wir haben häufig nach dem Training die langen Bälle geübt, das sah schon sehr wild aus (lacht). Heute sind wir Gott sei Dank beide besser darin geworden. Bei Marco ging es nicht immer steil nach oben, er hatte einen harten Konkurrenzkampf. Allerhöchsten Respekt, wie er sich entwickelt hat. In seiner Art und Weise passt er auch einfach perfekt zu Sechzig.

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db24: Was macht die Löwen in dieser Saison so stark?

Sie haben eine unfassbare Qualität im Kader, können gut auf Ausfälle reagieren. Ich bin davon überzeugt, dass es dieses Jahr mit dem Aufstieg klappt. Dazu haben sie mit Michael Köllner einen super Trainer, der es versteht, mit diesem interessanten Umfeld - bei Sechzig ist einfach immer was los - umzugehen.

db24: Anders als 1860 steckt Türkgücü aktuell im Abstiegskampf…

Wenn man sich mittlerweile die Qualität in unserem Kader ansieht, möchten wir eigentlich oben mitspielen. Zuletzt haben wir leider gegen Nürnberg II und Pipinsried bittere und unnötige Niederlagen kassiert. Zudem hatten wir ein hartes Auftaktprogramm. Deswegen stehen wir unten drin momentan. Wir werden alles dafür tun, dass sich das Tabellenbild bald verändert - im positiven Sinne.

db24: Türkgücü haftete zuletzt das Image eines Chaosklubs an. Wieso haben Sie sich im Sommer dennoch zu einem Wechsel dorthin entschieden?

Natürlich macht man sich seine Gedanken. Allerdings sind jetzt andere Leute im Verein, die nicht mit denen aus der Vorsaison zu vergleichen sind. Nach außen hin überwiegt mittlerweile die Bescheidenheit, der Klub weiß, wo er steht und hingehört. Ich sehe hier die Möglichkeit, mich weiterzuentwickeln - noch dazu in meiner Heimatstadt.

db24: Sie sind 23 Jahre alt. Setzten Sie weiterhin alles auf die Karte Profifußball?

Ich glaube daran, es im Profifußball zu packen, studiere aber auch Sportmanagement, war zuletzt ein halbes Jahr in den USA. Aber jeder weiß, wie ehrgeizig ich bin. Ich bin in der glücklichen Lage, mit Fußball Geld zu verdienen. Wenn es nochmal ein oder zwei Ligen nach oben geht, wäre das natürlich Bonus.