VON MARCO BLANCO UCLES UND IMAGO

Der Löwe klärt seine Fans auf…

Bei der digitalen Veranstaltung “Mehr als 3.Liga – Wie auch unsere Partner den Weg in die 2. Liga ebnen” gibt der Verein heute um 19 Uhr seinen Anhänger einen Einblick in die Themen Sponsoring und Vermarktung bei 1860. Unter anderem werden dabei die Fragen “Wie hängen Gesamtfinanzierung und Sponsoring zusammen?” sowie “Welche strategischen Ansätze verfolgen unsere Partner?” beantwortet. HIER können Sie sich anmelden, um online teilzunehmen.

Moderiert wird die Veranstaltung von Claudia Pichler. Folgende Gäste sind vertreten: Marc-Nicolai Pfeifer und Günther Gorenzel (Geschäftsführung des TSV 1860 München), Martin Gräfer (Mitglied der Vorstände des Hauptsponsors die Bayerische), Christian Dierl (Geschäftsführer des LöwenPartners Maler Dierl) sowie Wilson Pearce (Teamleiter Infront München).

Wie schließt 1860 die Saison 2022/2023 ab?

Umfrage endete am 05.09.2022 10:00 Uhr
Auf Platz 2
40% (1950)
Auf Platz 1
40% (1926)
Auf Platz 4 und schlechter
11% (545)
Auf Platz 3
9% (437)

Teilnehmer: 4858

Christian Henne hat mit den mächtigsten Unternehmen Deutschlands zu tun. Täglich. Der 47-Jährige ist Gründer und Gesellschafter des Munich Digital Institute. Das Unternehmen berät Firmen wie BMW, DATEV, Evonik und XING in digitalen Strategiefragen. Der gelernte Journalist, der jahrelang Nike in PR-Fragen rund um den Profifußball beriet, ist seit vielen Jahren erfolgreich in der Branche unterwegs, gilt als kritischer Beobachter der Marketing- und Kommunikationsbranche. Im exklusiven db24-Interview verrät Henne, wie er die Marke 1860 von außen betrachtet, wie sich der Wert einer Brustwerbung im Profifußball berechnen lässt und wo die Löwen noch dazulernen können, um mehr Gelder zu generieren.

db24: Herr Henne, der TSV 1860 veranstaltet eine digitale Veranstaltung für die Fans, um ihnen zu zeigen, mit welchen Strategien die Löwen in den Themen Sponsoring und Vermarktung agieren. Eine sinnvolle Idee?

CHRISTIAN HENNE: Heutzutage kommt man um eine gewisse Transparenz den Fans gegenüber nicht drumherum. Von daher halte ich es für einen guten Weg, die Fans mit reinzunehmen.

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db24: Welche Punkte könnten die Fans besonders interessieren?

Zuallererst, welche finanziellen Leistungen mit den Partnerschaften einhergehen. Grundsätzlich ist es interessant zu wissen, wie sich 1860 als Marke positioniert. Geht es bei den Partnerschaften um maximalen Ertrag, um Langfristigkeit, um Nachhaltigkeit oder um regionale Bezüge? Diese Punkte halte ich für einen Verein wie 1860 für viel wichtiger als für Klubs wie beispielsweise den FC Bayern.

db24: Wie nehmen Sie als Außenstehender die Marke 1860 wahr? Wo erkennen Sie Defizite im Bereich der Vermarktung?

Wenn ich die letzten 10, 15 Jahre betrachte, ist der Wert der Marke 1860 kontinuierlich gesunken. Es gab Zeiten, da bewegte sich 1860 punktuell auf Augenhöhe mit dem FC Bayern - davon sind wir heute weit entfernt. In meinem Leben als Münchner Fußballfan kommt die Marke 1860 nicht wirklich vor. Das spricht nicht gerade für die Marke 1860.

db24: Wie könnten man das ändern?

Natürlich hängt das eng mit dem sportlichen Erfolg zusammen. Du brauchst Spieler, an denen man sich reiben kann. Typen eben! Ich nutze sehr häufig die sozialen Medien und sehe den Verein so gut wie gar nicht. Wenn ich Sechzig in den letzten Jahren wahrgenommen habe, dann meistens negativ: Inverstorprobleme, Leute, die aus irgendwelchen Gründen bei 1860 aussteigen oder sportlicher Misserfolg. Ich glaube, ich stehe da repräsentativ für die Menschen, die nicht so nah am Verein dran sind.

db24: Geschäftsführer Marc Pfeifer geht den Weg mit vielen lokalen Unternehmen, über 70 Partner haben die Löwen mittlerweile, die mindestens 18.600 Euro pro Saison zahlen. Die richtige Strategie für einen Verein wie 1860?

Grundsätzlich ist es sicherlich kein Fehler, Geldgeber aus der Region zu suchen. Auf der anderen Seite lechzen die Fans nach sportlichem Erfolg, wollen, dass Geld für Transfers in die Kassen kommt. Deshalb muss eine Marke, die sich entwickeln möchte, eine Doppelstrategie fahren. 1860 besitzt immer noch eine große Strahlkraft. Es wäre naiv zu denken, dass es nur mit regionalen Partnern geht.

db24: Vom Hauptsponsor “Die Bayerische” erhalten die Löwen aktuell rund 1,1 Millionen Euro pro Jahr für die Brustwerbung. Wie viel mehr könnte 1860 im Falle eines Zweitliga-Aufstiegs verlangen?

Das ist schwierig zu beantworten, dafür müsste ich die genauen Daten zur Marke 1860 kennen. Grundsätzlich spielen bei dieser Berechnung jedoch ganz rational bezifferbare Leistungsdaten eine Rolle. Am Wichtigsten ist dabei natürlich die mediale Reichweite. Die Geldgeber möchten natürlich, dass möglichst viele Menschen ihr Logo auf der Brust sehen. Natürlich möchte ich zudem einen Transfer von positiven Emotionen mit meinem Sponsoring hinbekommen. Ich kann als Sponsor eigentlich nur bei einem Verein werben, der positiv dargestellt wird. Ansonsten müsste ich ja ständig erklären, warum ich mein Geld in einen Klub stecke, bei dem nicht einmal klar ist, wie es kommendes Jahr weitergeht. Ich muss leider sagen: 1860 ist sicherlich nicht die Marke, die mir als erstes einfällt, wenn es um den Transfer positiver Emotionen geht.

db24: Der Löwe spielt im alten und kleinen Grünwalder Stadion. In anderen Stadien können Partner durch Werbestände beispielsweise direkt mit den Anhängern in Kontakt treten. Das ist in Giesing nicht möglich. Bremst man sich dadurch aus, was den Gewinn großer Werbepartner angeht?

Auf alle Fälle. Der wichtigste und qualitativ interessanteste Kontakt für Geldgeber ist der mit den Fans am Spieltag. Man kann das natürlich heutzutage durch das Internet etwas auffangen. Aber das ersetzt nicht den Kontakt am Spieltag im oder vor dem Stadion.