VON MARCO BLANCO UCLES

München-Freimann oder Rottach-Egern? Viele 1860-Mitglieder haben sich bereits längst entschieden: Sie ziehen den Härtetest gegen Gladbach (14 Uhr) der Mitgliederversammlung in der Zenith-Halle vor. Einer der Gründe, die man im Trainingslager bei vielen Mitgliedern gehört hat: “Es ist eh alles in Stein gemeißelt…”

Auch Eduard Bauer (64) bleibt der MV fern - zu viele Enttäuschungen erlebte das langjährige Löwen-Mitglied in der Vergangenheit in Zusammenhang mit der Führungsetage der Sechzger. Im db24-Interview spricht Bauer, der seit seinem achten Lebensjahr Mitglied bei den Löwen ist, über die Missstände, die seiner Meinung nach seit vielen Jahren im Verein herrschen.

db24: Herr Bauer, warum besuchen Sie die diesjährige Mitgliederversammlung nicht?

EDUARD BAUER: Vor drei Jahren habe ich bei meiner bislang letzten Mitgliederversammlung schlechte Erfahrungen gemacht. Betrunkene Fans haben mich blöd angemacht, als ich zum Mikrofon gehen wollte, auch gedroht wurde mir. Wenn man eine eigene Meinung gegen diese Gruppierung hat, muss man es fast mit der Angst zu tun bekommen.

db24: Hatten Sie damals Kontakt zu Präsident Robert Reisinger?

Ich habe ihn direkt auf der Mitgliederversammlung angesprochen und gefragt, wie er sich das bei einem möglichen Aufstieg mit der Spielstätte für Sechzig vorstellt. Er hat geantwortet: “Auf einer grünen Wiese mit weißem Rand.” Ein Präsident gibt nicht eine solch saublöde Antwort.

db24: Haben Sie versucht, etwas zu unternehmen gegen Umstände, die Sie stören?

Fünfmal habe ich einen Antrag zur Satzungsänderung eingereicht - fünfmal wurde er abgeschmettert. Mal hieß es: Er wäre nicht regelkonform, mal haben sie geschrieben, dass der Antrag zu spät eingegangen ist. Ausreden, immer nur Ausreden! Mir wurde dann gesagt, ich solle mir für die Antragsstellung rechtlichen Beistand holen. Ich glaube, ich spinn! Es kann nicht sein, dass ich für 1860 einen Anwalt brauche, um einen Antrag zu stellen. Du führst einen Paragraphen auf und was du daran ändern willst, fertig. Das versteht jeder normale Mensch. Nur bei Sechzig wollen sie es halt nicht verstehen.

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db24: Um welche Satzungsänderung hat es sich gehandelt?

Ich sehe es nicht ein, dass der Verwaltungsrat lediglich einen Präsidentschafts-Kandidaten zur Wahl stellt. Ich möchte mehrere Kandidaten haben, aus denen ich meinen Favoriten auswählen kann.

db24: Haben Sie sich über die abgelehnten Anträge beschwert?

Natürlich. Mir wurde vorgeworfen, dass ich lüge und ich nicht beweisen kann, dass meine Anträge abgelehnt wurden. In Zuge dessen wurde mir sogar von Ehrenratsmitglied Stephanie Dilba mit dem Vereinsausschluss gedroht.

db24: Das mit der Ablehnung der Anträge soll kein Einzelfall sein: Wie haben Sie reagiert?

Gott sei Dank habe ich den kompletten Mailverkehr der vergangenen fünf, sechs Jahre aufgehoben. Ich habe alles eingeschickt - und nie eine Reaktion erhalten.

db24: Was muss sich ändern, damit man Sie wieder auf eine MV gehen?

Solange diese Leute am Ruder sind, habe ich keinen Bock mehr. Da fahre ich lieber ins Trainingslager mit und schaue mir die Mannschaft an. Gut - außer es passieren Dinge wie gegen Ried und keiner unternimmt etwas. Als Präsident wäre ich hingegangen und hätte die Burschen rausgeschmissen.

db24: Wie könnte man erreichen, dass wieder mehr Mitglieder als zuletzt die Versammlungen besuchen?

Ganz einfach: Mit Online-Veranstaltungen. Wir wollen ein toller Verein sein, der in die Zukunft schaut. Aber was das angeht, sind wir immer noch im Mittelalter. Ich habe das Gefühl, dass der Fortschritt verhindert werden will. Auch eine Briefwahl wäre - gerade für die ältere Generation und die, die mehrere 100 Kilometer wegwohnen - eine gute Option.