VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Albi Vrenezi (28) ist ein sehr zurückhaltender junger Mann. Zumindest gegenüber seinen Mitmenschen. Als es im Trainingslager in Windischgarsten zum Pressegespräch auf der Terrasse im Hotel Dilly kommt, wirkt er fast ein wenig schüchtern. Doch seine Ziele sind unverkennbar: Er will mit den Löwen hoch.

Im zweiten Anlauf ist er nun endlich bei den Löwen gelandet, nachdem ein mögliches Engagement zu Zweitliga-Zeiten vor einigen Jahren misslungen ist. “Meine Mutter wollte immer, dass ich bei 1860 spiele – auch meine beiden Brüder sind Blaue. Sie wollte nie, dass ich bei Türkgücü spiele. Zuletzt sagte meine Mutter: Aus einer schlechten Sache kam das Beste für Dich heraus.”

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Die Station Türkgücü ist für ihn längst vergessen - und er gibt auch zu, dass er den Verlockungen von der Heinrich-Wieland-Straße nicht widerstehen konnte: “Ich wollte da eigentlich nie hin. Ich bin nur wegen des Geldes vor einem Jahr zu Türkgücü gewechselt und habe für zwei Jahre unterschrieben. Das war so lukrativ, das konnte ich nicht ablehnen. Das war irre.“

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Bei 1860 verdient er deutlicher weniger. Das ist für ihn aber kein Problem, denn als gebürtiger Münchner ist es für ihn ein absoluter Traum, für die Löwen zu spielen. Er hat einen Zweijahres-Vertrag unterschrieben. Wenn’s nach ihm geht, will er nicht mehr weg. “Ich bin gekommen, um zu bleiben. Mein Plan ist, hier Geschichte zu schreiben. Als die Anfrage kam, war ich erfreut und dachte mir innerlich: Endlich der Verein, bei dem ich sein möchte. Sechzig ist ein großer Traditionsverein, für den jeder Münchner Junge mal spielen will.”

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Vrenezi gilt als Unterschiedsspieler. Er kann nicht nur vorbereiten, sondern auch selbst treffen. Michael Köllner: “Albi kann ein Spiel alleine entscheiden. Davon gibt es nicht viele Spieler in der Dritten Liga.” Seine bislang beste Profi-Zeit hatte Vrenezi bei Jahn Regensburg. Dort gehörte er in einem Halbjahr laut dem Fachmagazin “Kicker” zu den besten Zweitliga-Profis. Jetzt will Vrenezi aber bei Sechzig durchstarten und dem Verein für das Vertrauen danken. Im Hinterkopf hat er auch die Nationalmannschaft des Kosovo, aber er weiß natürlich: Dazu muss er erstmal liefern bei 1860.

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Vrenezi hat sich kurz nach der Unterschrift an der Grünwalder Straße 114 die legendäre Nummer 9 gekrallt, die eigentlich für große Mittelstürmer bei 1860 steht: Rudi Brunnenmeier, Olaf Bodden, Martin Max - und zuletzt Publikumsliebling Sascha Mölders. Und trotzdem hat der Straßenfußballer aus Sendling zugegriffen. Auch wegen seines Vorbilds Samuel Eto’o, der ebenfalls die Neun getragen hat. “Ich bin ein Außenspieler und nicht der typische Neuner, aber ich habe schon Zug zum Tor.”