VON OLIVER GRISS UND SVEN SIMON (IMAGO)

Deutschland gegen England - der Klassiker in der Allianz Arena (heute, 20.45 Uhr, ZDF live). Auf der Ehrentribüne werden auch zwei 1860-Idole Platz nehmen: Bernd Patzke (79) und Fredi Heiß (81). Beide wurden vom DFB für dieses Länderspiel eingeladen. Das db24-Interview mit Patzke, der mit 18 Länderspielen im 1860-Trikot auch heute noch immer Rekord-Löwe ist. Früher war der gebürtige Berliner auch Trainer des TSV.

db24: Waren Sie überrascht, als die Einladung vom DFB für dieses Länderspiel kam?

BERND PATZKE: Nein, überhaupt nicht. Der DFB hat seine Ehemaligen nicht vergessen. Das ist ein ganz feiner Zug. Seit einigen Jahren wird aufgrund der Fülle der Länderspiele aber regional unterteilt. Heißt: Wenn Spiele in Bayern sind, dann sind wir Münchner (lacht). Aber weil ich auch bei Hertha BSC gespielt habe, bekomme ich auch immer wieder Einladungen für andere Städte. Aber das ist mir zu heutzutage zu weit.

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db24: Auf welches Gesicht freuen Sie sich auf der Tribüne am meisten?

Ich weiß nicht, ob der Franz (Beckenbauer, d. Red.) oder der Sepp (Maier, d. Red.) kommen. Ich gehe jedenfalls mit Fredi Heiß in die Allianz Arena. Wir sehen uns ja auch öfter bei 1860 im Grünwalder Stadion - und dann sagen wir uns oft: Wer ist der Nächste, der sich verabschieden muss? Leider haben wir nicht das ewige Leben. Im letzten Jahr hat sich ja unser Freund Peter Grosser verabschiedet. Er war der Macher unserer Meister-Mannschaft. Er fehlt uns sehr.

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db24: An welches Ihrer ingesamt 24 Länderspiele können Sie sich am besten erinnern?

Ich war bei den Weltmeisterschaften 1966 und 1970 dabei. 1966 war ich allerdings nur Reservist, 1970 stand ich u.a. bei diesem Jahrhundertspiel gegen Italien auf dem Platz, als wir im Aztekenstadion in Mexiko 3:4 verloren hatten. Auch beim anschließenden 1:0-Sieg im kleinen Finale gegen Uruguay war ich dabei. Tore habe ich leider im DFB-Trikot keine erzielt. Als Verteidiger bist du früher nicht so weit nach vorne gekommen (lacht).

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db24: Wie sehen Sie den deutschen Fußball heute?

Er ist unglaublich schnell geworden. Ich schaue mir den FC Bayern gerne an. Das sind die Besten in Deutschland. Aber ein richtiger Fan bin ich von Real Madrid. Die sind schlau, eiskalt und effektiv. Denen reicht eine Chance. Der Sieg in der Champions League gegen den FC Liverpool war absolut verdient. Ich konnte es überhaupt nicht verstehen, dass dieser ZDF-Reporter Toni Kroos von der Seite schwach anmacht. Kroos hat zum fünften Mal die Champions League gewonnen. Hätte der Reporter ein bisschen Ahnung von Fußball, hätte er nicht so einen Blödsinn gefragt. Das Interview war eine Unverschämtheit.

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db24: Lassen Sie uns über die Löwen sprechen, die wieder knapp am Aufstieg gescheitert sind.

Naja, knapp war das nicht. Man muss das schon relativieren. Wäre nicht Türkgücü aus der Wertung genommen worden, wäre die Saison versaut gewesen. So konnte man sich wenigstens in den DFB-Pokal retten. Ich würde mir so den Aufstieg für den Verein wünschen. Mit Michael Köllner haben sie den richtigen Trainer, aber hexen kann auch er nicht. Es ist immer eine Frage der Qualität. Oft wurde in den letzten Minuten Punkte weggeworfen, weil ein Chef gefehlt hat. Sie bräuchten einen im Mittelfeld wie früher Stefan Effenberg oder Mark van Bommel.

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db24: Trotz des Nichtaufstiegs kommen die Löwen in den Genuß eines echten Highlights in der kommenden Saison - den Pokal-Hit gegen Borussia Dortmund. Wie groß ist die Vorfreude?

Ich habe mal mit Hertha BSC 9:1 gegen Dortmund gewonnen - aber das war eine andere Zeit (lacht). Ich freue mich auf dieses Spiel zwischen 1860 und Dortmund. Die Löwen könnten mehr als 60.000 Karten verkaufen. Aber das ist mit der Rückkehr ins Grünwalder Stadion vorbei. 1860 braucht erst eine Mannschaft, dann kann man übers Stadion sprechen. Klar ist aber: Die Stadt München verträgt locker zwei Erstligisten. Wenn nicht München, welche Stadt sonst neben Berlin?