VON OLIVER GRISS UND KIRCHNER-MEDIA (IMAGO)

Die Abschiedstour von Türkgücü München in der Dritten Liga hat längst begonnen. Nach db24-Informationen stehen nur noch zwei Spiele gegen Magdeburg und Wiesbaden auf dem Plan, dann gehen Tim Rieder, Albi Vrenezi & Co. direkt in die Arbeitslosigkeit…

An ein Wunder glaubt an der Heinrich-Wieland-Straße keiner mehr. Gespräche mit einem amerikanischen Investor haben sich zerschlagen, erst recht nach der Bestätigung des 11-Punkte-Abzugs. Der Traum vom Klassenerhalt ist damit reine Utopie am Ostpark.

Verabschiedet sich Türkgücü - wie erwartet - Ende März aus dem Spielbetrieb, dann bekommt die Tabelle der Dritten Liga ein neues Gesicht - einer der größten Profiteure wäre dann der TSV 1860, der sich in der “Ohne-Türkgücü-Wertung” ganz nah an die Aufstiegsplätze heranpirschen würde.

Löwen-Geschäftsführer Günther Gorenzel will das Procedere genau verfolgen - damit alles sauber über die Bühne geht. Auf db24-Anfrage sagte der Österreicher gestern in der Zoom-PK: “Man muss sich schon fragen, warum das im zweiten Jahr wieder passiert? Wir haben voriges Jahr einen Insolvenzfall gehabt (KFC Uerdingen, d. Red.) - jetzt wieder. Da muss man sich hinterfragen, was besser laufen kann. Wenn wir schon immer von Sorgfaltspflicht sprechen, dann muss der DFB auch schauen, was er besser machen kann, damit wir nicht jedes Jahr einen Insolvenzfall haben. Es wünscht sich niemand, dass Entscheidungen am grünen Tisch in die Praxis hineinwirken.” Das Lizenzierungsverfahren des DFB weist offenbar große Lücken auf.

Und Kölns Fußballboss Andreas Rettig, ehemaliger DFL-Geschäftsführer, wettert gegenüber BILD: “Dieses unseriöse, wirtschaftliche Gebaren muss drakonisch bestraft werden. Dass dies jetzt auch noch Einfluss auf Auf- und Abstieg hat, ist skandalös!“ Und Saarbrückens Trainer Uwe Koschinat meinte gegenüber dem Blatt: „Es wäre eine absolut unfaire Situation, wenn wir, die das Optimum aus den beiden Spielen herausgeholt haben, dann schlechter dastehen würden, als Mannschaften, die sportlich weniger Glück hatten. Ein Szenario, das ich mir gar nicht ausmalen möchte.“

Kurioserweise war die Empörung bei der Insolvenz des viermaligen deutschen Meisters 1. FC Kaiserslautern nicht so groß, als der Traditionsklub vor zwei Jahren mit mehr als 20 Millionen Euro zahlungsunfähig war und vom DFB aufgrund der Corona-Krise sogar von einem Punktabzug verschont geblieben ist. 24 Monate später klopft der FCK wieder ans Tor zur Zweiten Liga…

Wie geht’s nach dem Intermezzo in der Dritten Liga bei Türkgücü weiter? Die Kapitalgesellschaft wird nach der Abmeldung aus dem Spielbetrieb ausgelöscht, die Spiellizenz dann an den e.V. übertragen - ein Neustart in der Regionalliga Bayern wäre im Sommer 2022 der Optimalfall, aber selbst in dieser Spielklasse benötigt man einen Gönner…