VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Nichts geht mehr! Das Transferfenster ist geschlossen - der TSV 1860 geht mit seinem Bestandskader in die restlichen 16 Spiele in der Dritten Liga. Offenbar beeindruckt durch die letzten vier Siege (Dortmund 2, Würzburg, Wiesbaden und Viktoria Köln) und der neuen Harmonie nach dem Abgang von Kapitän Sascha Mölders hat sich Michael Köllner gegen einen Last-Minute-Transfer entschieden - zum einen, um an die Mannschaft ein Statement zu richten (“Ich stehe hinter Euch!”); und zum anderen, weil die Löwen nicht bereit waren, in der Corona-Zeit diskutierbare Ablösebeträge hinzulegen. Schweinfurts Stürmer Enes Skenderovic, zweimaliger Jugend-Bundesliga-Torschützenkönig, hätte 1860 ursprünglich gerne verpflichtet - aber eben nicht für einen mittleren fünfstelligen Betrag plus Aufschlag, nachdem Skenderovic im Sommer ohnehin ablösefrei wechseln darf.

Am Ende muss die sportliche Kommandobrücke der Giesinger diese Entscheidung verantworten. Ein Risiko ist der Köllner-Weg in jedem Fall, angesichts der wesentlich besseren finanziellen Perspektiven in der Zweiten Liga.

Gleichwohl sind Winter-Transfers an der Grünwalder Straße 114 nicht immer von Erfolg gekrönt. Wir schauen in die Vergangenheit, was der Löwe in den letzten acht Jahren jeweils in der zweiten Wechselperiode gemacht hat - und was am Ende rausgekommen ist. Die Übersicht:

2020/2021: Die Löwen waren in der Winterpause Tabellendritter - und verplichteten mit Merv Biankadi (Heidenheim) und Keanu Staude (Würzburg) zwei Offensivspieler, um die Rückkehr in die Zweite Liga zu packen. Während Biankadi zur Stammkraft aufstieg, aber dabei kaum Tore erzielen konnte, entpuppte sich Staude als reiner Mitläufer. Am Ende wurden die Sechzger undankbarer Vierter - weil die Breite im Kader fehlte.

2019/2020: Die Löwen waren zum Jahreswechsel Zehnter - ohne große Ambitionen auf die vorderen Plätze. Sport-Geschäftsführer Gorenzel verzichtete deswegen auf Wintertransfers, nachdem im Herbst noch kurzfristig für ein Taschengeld Tim Rieder (FC Augsburg) engagiert werden konnte. Die Köllner-Elf konnte sich zeitweise in den Aufstiegskampf einschalten, wurde am Ende aber dann Achter. Der Rückstand auf Platz 4, der für die Relegationsspiele gereicht hätte? Fünf Punkte!

2018/2019: Die Löwen verpflichteten in der Winterpause auf Platz 9 stehend Angreifer Prince Owusu auf Leihbasis von Arminia Bielefeld - er erzielte drei wichtige Tore für den Klassenerhalt. Mehr aber auch nicht. Die Saison schlossen die Löwen unter Trainer Daniel Bierofka als Zwölfter ab. Erst am vorletzten Spieltag gelang mit dem 3:2 gegen Fortuna Köln der Klassenerhalt.

2017/2018: Der TSV verpflichtete den vereinslosen zweitliga-erfahrene Michael Görlitz (früher u.a. Bielefeld) - er kam über die Rolle des Bankdrückers nicht hinaus. Die Löwen wurden Regionalliga-Mesiter und stiegen über die Relegation in die Dritte Liga auf.

2016/2017: Gleich fünfmal schlug der TSV 1860 mit den Ismaik-Millionen in der Winter-Transferperiode und verpflichtete neben Trainer Vitor Pereira: Christian Gytkjaer, Abdoulaye Ba, Lumor, Amilton und Frank Boya. Die Saison endete im Desaster - Zwangsabstieg in die Regionalliga Bayern!

8549.jpg

2015/2016: Der damalige Sportchef Oliver Kreuzer schlug im Januar gleich fünfmal zu, nachdem die Löwen auf Platz 17 überwinterten: Sascha Mölders, Jan Mauersberger, Goran Sukalo, Maxi Beister und Levent Aycicek. Den Löwen gelang unter Interims-Trainer Daniel Bierofka mit einem Schluß-Finish der Klassenerhalt - Platz 15!

2014/2015: Dreimal nachgerüstet hat der Tabellen-15. TSV 1860 in dieser Winterpause - mit Krisztion Simon, Anthony Annan und Jannik Bandowksi. Am Ende musste man in die Relegation - der Krimi gegen Kiel war unvergessen, als Kai Bülow mit seinem Tor in der Nachspielzeit die Löwen vor dem Abstieg in die Dritte Liga rettete.

2013/2014: Yuya Osako, Markus Steinhöfer und Andreas Ludwig wurden von Sportchef Florian Hinterberger unter Vertrag genommen - am Ende verbesserte sich der Löwe von Platz 8 auf Rang 7.