VON OLIVER GRISS UND STEFAN MATZKE (FOTO)

Die Ausgangslage ist klar: Der TSV 1860 hat zur Winterpause sieben Punkte Rückstand auf Platz 2 - eigentlich ein Klacks - vorausgesetzt, man verfügt über die personelle Power im Kader. Über die Qualität des Kaders gibt es bei den Löwen seit Jahren unterschiedliche Ansichten.

Die Frage aller Fragen: Verstärkt sich der Löwe nach dem Abgang von Alpha-Löwe Sascha Mölders in diesem Transferfenster bis zum 31. Januar? “Für mich wäre es kein Problem, mit dem Kader weiterzumachen”, erklärte Michael Köllner im Trainingslager in Belek, um dann auszuholen: “Ich glaube aber, man muss sich rüsten. Ich beschäftige mich am Ende auch mit Neuzugängen, auch in den letzten Tagen. Ich habe mich mit dem einen oder anderen unterhalten oder getroffen. Das ist letztlich auch meine Pflicht, meine Aufgabe, die ich zu erledigen habe.”

Heißt: Köllner hat seinen Wunschkandidaten einen Wechsel nach München-Giesing bereits durchaus schmackhaft gemacht. “Wenn sich jetzt morgen ein Stürmer einen Kreuzbandriss zuzieht, kann ich schlecht sagen: Gebt mir noch zwei Wochen Zeit, weil wenn es am 27. Januar passiert, dann muss ich auch am 27. Januar abends den neuen Spieler haben”, begründet Köllner seine Herangehensweise.

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Welcher Wunschkandidat steht im Büchlein von Michael Köllner?

Der Oberpfälzer will bei allen Gedankenspielen aber eines nicht gefährden: Den neu gefundenen Teamfrieden. “Wichtig bei allen Transferaktivitäten ist aber auch: Du musst die Gruppe stark halten. Und ich weiß jetzt nicht: Wenn wir jetzt einen Spieler verpflichten und holen einen neuen Alphalöwen – was würde das mit der Mannschaft machen? Was würde es mit einem Marcel Bär machen, was mit einem Stefan Lex, was mit einem Merv Biankadi, was mit einem Tim Linsbichler? Deswegen muss man schauen: Was gibt es im Winter auf dem Markt? Gibt es eine gute Leihoption? Oder vielleicht sogar die Option, einen Spieler im Vorgriff zu verpflichten? Oder muss man am Ende abwarten? Wir beschäftigen uns mit dem Thema, keine Frage. Namen hängen wir aber nicht an die große Glocke. Wichtig ist immer: Es muss zu 100 Prozent passen.“

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Kommt Dresdens Bankdrücker Pascal Sohm im zweiten Anlauf zu Sechzig?

Spieler wie die beiden Dresdner Bankdrücker Pascal Sohm und Philipp Hosiner bekommen die Freigabe ihres Klubs, um zu einem anderen Verein zu wechseln. Sind das aber auch die Kandidaten, die an der Grünwalder Straße 114 aufploppen? Köllner: “Ich will es mal so ausdrücken: Naheliegende Lösungen sind nicht immer die besten Lösungen. Pascal Sohm war mal ein Thema bei uns vor eineinhalb Jahren. Damals war es nicht realisierbar – aus unterschiedlichen Gründen.” Und heute? Das lässt Köllner offen.

Prinzipiell spricht Köllner seinen Löwen weiterhin das Vertrauen aus. “Die Mannschaft hat in den letzten beiden Spielen taktisch hochkonzentrierte Leistungen geboten, auch in einer schwierigen mentalen Situation – und am Ende eines anstrengenden Jahres. Man muss der Mannschaft auch weiter das Vertrauen geben. Ich kann jetzt schlecht hergehen und sagen: Wir schmeißen fünf Spieler raus und holen fünf neue. Aus welchem Grund? Das Transferfenster ist noch bis zum 31. Januar offen. Wir sollten der Mannschaft schon auch die Möglichkeit geben, in den nächsten Wochen Vollgas Fußball zu spielen.”

Köllner nennt ein Beispiel: “Im Extremfall: Gewinnen wir alle fünf Spiele im Januar, würde jeder sagen: Spinnen die, dass die einen neuen Spieler holen? Oder wir holen einen Spieler und bringen alles durcheinander. Wichtig ist immer, dass du in alle Richtungen denkst. Das machen wir. Ich habe mich jetzt in alle Richtungen positioniert, am Ende muss ich aber dem Präsidenten Recht geben, der sagt: ‘Wer soll das am Ende bezahlen?’”