VON OLIVER GRISS UND GERDA FRENKENBERGER (BILD)

Nur noch wenige Stunden bis zum Korken knallen oder Bleigießen…

Wieder ist ein Löwen-Jahr vorbei - was bleibt hängen? 1. Meister-Kapitän Peter Grosser, mein alter Freund, ist tot. 2. Kult-Stadionsprecher Stefan Schneider hat nach 30 Jahren sein Mikro weggelegt - weil er keine Lust mehr auf Sticheleien hatte. 3. Die “Wampe von Giesing” (Sascha Mölders) hat ausgedient - und: Wieder wurde der anvisierte Aufstieg in die Zweite Liga nicht gepackt. Das ist schmerzhaft, vor allem für die älteren Fans, weil die Zeit immer knapper wird, die Löwen jemals wieder auf großer Fußballbühne zu erleben.

Klar, der Pokal-Sieg im Herbst gegen Schalke war ein nettes Highlight. Aber von solchen Fußball-Partys können die Fans nicht genug haben. Martin Gräfer, der Vorstand der Bayerischen, hat es zuletzt richtig ausgedrückt: Havelse oder Würzburg sind halt nicht der HSV oder Werder Bremen.

Und genau das muss für einen Verein wie 1860 das Ziel sein. Spiele gegen große Namen. Und das schafft man nicht mit Worten, sondern mit Taten. Und nein, es liegt nicht immer am Geld, sondern allein am Fleiß, Emotion, Netzwerk und dem Auge für die richtige Mannschaftszusammenstellung. Fußball ist keine Wissenschaft.

Aktuell ist der TSV 1860 die Nummer 46 in Deutschland - zur Wiederholung: Die Nummer 46. Keiner verlangt die finanzielle Brechstange, aber einen Plan und Ergebnisse, die 1860 wieder dort hin bringen, wie es Kulttrainer Werner Lorant nach dem Bundesliga-Aufstieg 1994 auf dem Münchner Rathausbalkon richtig formuliert hatte: “Endlich seid ihr da, wo ihr hingehört - in der Ersten Liga.” Ja, und die Löwen-Fans sind in ihrer Breite und Leidenschaft ein Phänomen. Und deswegen: Erstliga-reif.

Ergo: Der Profi-Fußball muss bei 1860 endlich wieder die Nummer 1 sein - ohne Wenn und Aber. Die Löwen sind normalerweise kein limitierter Giesinger Stadion- und Stadtteilverein, sondern nach wie vor eine der beliebtesten Fußballmarken in Deutschland. Und leider im 21. Jahrhundert auch ein Wirtschaftsunternehmen, was rentabel werden muss. Deswegen ist eine Entscheidung in der Stadion-Frage essentiell. Mit Stillstand kommt 1860 keinen Schritt voran.

Vielleicht sollten sich die Löwen auch ein Vorbild am “Giesinger Bräu” nehmen - Steffen Marx, der früher sein Bier im Giesinger Hinterhof braute und in Fremdflaschen abfüllte, hat seine Produktionsstätte in den Münchner Norden verlegt, um zu wachsen und auch irgendwann mit den Großen der Branche mitzuhalten. Und genau diesen Weg sollte auch 1860 beherzigen.

Rutscht gut rein, Löwen! Danke, dass ihr db24 in den letzten zehn Jahren zum mit Abstand größten 1860-Magazin gemacht habt.

Euer Oliver Griss