VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Als mit dem 0:5 der höchste Halbzeit-Rückstand in der Geschichte des TSV 1860 besiegelt war, kam Bewegung in die Haupttribüne des Grünwalder Stadions. Geschäftsführer Marc Pfeifer eilte von seinem Sitzplatz rüber zu Präsident Robert Reisinger. Beide steckten die Köpfe zusammen. Wohl war ihnen nicht in der Haut, der Gesichtsausdruck sprach Bände. Ein paar Minuten später kamen auch noch Wochenanzeiger-Mitarbeiter Ralph Drechsel (“Alfons Seeler”) zur seelischen Unterstützung und Vize-Präsident Hans Sitzberger dazu. Nach diesem intensiven Austausch verließen Reisinger und Pfeifer ihre Plätze und gingen auf Ismaik-Statthalter Anthony Power zu. Fast die ganze zweite Halbzeit diskutierten die beiden Gesellschafterseiten miteinander - ein Bild, das es in der Öffentlichkeit lange nicht gegeben hat. In der sportlichen Schieflage raufen sich die beiden Lager zusammen, um eine Lösung für 1860 zu finden. Das erste Ergebnis: Es wird keinen Schnellschuß geben!

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Krisengespräch der Bosse - mit Wochenanzeiger-Mitarbeiter Ralph Drechsel

Dazu passt auch die Aussage von Präsident Reisinger in der “BILD” nach dem 2:5 gegen Tabellenführer Magdeburg: „Warum muss man bei 1860 immer einen Schuldigen suchen? Wir müssen als Löwen-Einheit zusammenhalten.” Die Löwen-Einheit also? Das sind ganz neue Erkenntnisse bei Münchens großer Liebe. Bei 1860 wurde Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik nach dem Zwangsabstieg 2017 als der Hauptschuldige abgestempelt, obwohl er es gar nicht war…

1860 verliert mit 2:5 gegen Magdeburg: Was muss jetzt passieren?

Umfrage endete am 18.12.2021 16:00 Uhr
Ich würde nur die Mannschaft in die Pflicht nehmen!
41% (3345)
Köllner & Gorenzel haben fertig!
29% (2371)
Günther Gorenzel muss gehen!
21% (1748)
Michael Köllner ist gescheitert und muss die Konsequenzen tragen!
8% (677)

Teilnehmer: 8141

Fakt ist: Nach dem 18. Spieltag in der Dritten Liga weiß man, dass der Verein seine hochgesteckten Ziele (Aufstieg in die Zweite Liga) nicht einhalten kann und bestenfalls die Saison im Mittelmaß abschließen wird.

Es sind kostspielige Fehlplanungen: In den letzten beiden Jahren hat der TSV 1860 mit Hilfe der sensationellen Dauerkarten-Verkäufe, den Sponsoren und Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik jeweils ein sehr ordentliches 5-Millionen-Budget verabschieden können. Dies war jeweils ein finanzieller Kraftakt.

Das Problem: In der Personalplanung des Kaders lagen die Bosse trotz ihrer Durchhalteparolen in den letzten Monaten daneben. Es wurden auch für einige Profis übertarifliche Gehälter bezahlt, die die Konkurrenz aufhorchen lassen. Zum Vergleich: Spitzenreiter Magdeburg kommt mit einem 4,5-Millionen-Etat aus, Mannheim mit 3,8 Millionen Euro. Die vorhandenen Mittel wurden an der Grünwalder Straße falsch eingesetzt.

Startet der TSV 1860 einen neuen Anlauf in Richtung Fußball-Unterhaus? Die wichtigste Frage ist: Wer darf dieses Projekt planen? Sehr wahrscheinlich: Der Österreicher Günther Gorenzel wird die neue Saison nicht mehr planen dürfen (db24 berichtete am Samstag). Sein Vertrag muss bis zum 31. Dezember verlängert oder gekündigt werden. Schwer vorstellbar, dass Gorenzel angesichts seiner unterdurchschnittlichen Transferpolitik (zu viele Mitläufer verpflichtet!) noch einmal das Vertrauen der beiden Gesellschafter geschenkt bekommt.