Staudes Elfmeter-Flop: Erinnerungen an Kioyo
- VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER UND IMAGO (Foto)
- 01.12.2021 16:04
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VON OLIVER GRISS, ULI WAGNER UND IMAGO (FOTO)
Wenn man in München Lust auf gute bayerische Küche hat und dazu auch noch Gleichgesinnte treffen will, dann steuert man in der Regel die Traditionswirtschaft “Sedlmayr” unweit des Viktualienmarkts an - heute nach dem düsteren 1:3 gegen Waldhof Mannheim war so ein Tag, an dem ich Lust hatte, den aufgestauten Löwen-Frust der letzten Stunden mit etwas mehr Kalorien als sonst zu tilgen.
Nach der 1:3-Heimpleite gegen Mannheim: Wie groß ist Dein Vertrauen noch in die sportliche Kommandobrücke des TSV 1860?
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Kaum hatte ich nach einer ausführlichen Impfpass-Kontrolle Platz genommen, saß der Münchner Kult-Wirt Rudi Färber, ein seit Jahrzehnten bekennender Löwen-Fan, schon bei mir am Tisch. “Mei, ich bin stocksauer.” Ich wusste zunächst gar nicht, worum es eigentlich ging. Dann schoß es bei ihm wie aus der Pistole: “Feig sind die alle! Warum schießt der Staude überhaupt den Elfmeter?” Färber sank bei seinem Monolog fast unter den Tisch: “Die Sechzger haben doch viel bessere Schützen. Aber haben die sich nicht getraut! Das war eine Kopie von 2004, als Francis Kioyo in der 90. Minute beim 1:1 gegen Hertha BSC einen Elfmeter verschossen hatte. Danach sind wir aus der Bundesliga abgestiegen.”
Ein Abstieg droht 1860 in dieser Saison vermutlich nicht. Dafür eine Saison ohne jegliche Perspektive. Und genau deswegen ist der Fauxpas von Keanu Staude neben der grauen Zukunft DAS Gesprächsthema an den blau angehauchten Stammtischen - und natürlich dazu die Frage, warum nicht die etablierten Spieler wie Sascha Mölders, Phillipp Steinhart und Quirin Moll die Verantwortung bei diesem Elfmeter übernommen hatten, sondern ein Spieler, der in dieser Saison erst einmal in der Startelf gestanden hat. Die provokante Ausführung von Staude war eine bessere Rückgabe, Waldhof-Torwart Timo Königsmann konnte locker parieren. Natürlich, einen Elfmeter kann jeder verschießen. Von der C-Klasse bis hoch in die Champions League. Das ist schon den größten Fußballern passiert - sogar Lothar Matthäus.
Normalerweise ist Steinhart Köllners Schütze Nummer 1. Warum der Linksverteidiger letzlich gekniffen hat, ist nicht überliefert - möglicherweise hängt Steinharts Verzicht auch damit zusammen, dass er zuletzt beim 3:2 gegen Duisburg einen Elfmeter verschossen hatte und somit Staude den Vortritt lassen wollte. “Das war so nicht abgesprochen”, meinte hinterher auch Trainer Michael Köllner nach Staudes Fehlschuß. Eingegriffen hat der Trainer selbst aber nicht. Der Oberpfälzer nahm Staude bei seiner Analyse auch in Schutz, weil der Ex-Bielefelder wenigstens Verantwortung übernehmen wollte. Und damit schnitt Köllner auch ein Thema an, das die Mittelmaß-Löwen im Jahr 2021 erklärt: Sie sind ein Team aus vielen Mitläufern und nur wenigen Entscheidern.
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