VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Früher 1860, heute Karlsruhe: db24 spricht mit KSC-Geschäftsführer Oliver Kreuzer (55) über das Pokal-Los, seinen Königstransfer Sascha Mölders, die Aufstiegschancen der Löwen, Michael Köllner - und die Stadion-Problematik ums Grünwalder. Das Interview:

db24: Herr Kreuzer, bis zum Pokal-Achtelfinale ist es zwar noch eine Weile hin, aber was war Ihre erste Reaktion auf das Los 1860?

OLIVER KREUZER: “Wow, 1860 München! Es ist immer schön, wenn man gegen einen ehemaligen Verein spielt. Und ich verbinde mit 1860 sehr schöne Erinnerungen. Dieser Verein bleibt immer ein Stück von mir. Hätte man mich weiter arbeiten lassen, wäre ich vermutlich noch heute bei 1860. Aus meiner Sicht hat das gut gepasst…Außerdem ist mein Hauptwohnsitz ja immer noch in München - in Solln. Die Löwen sind ein tolles Los, darüber beschweren wir uns nicht.

db24: Aber 1860 hat zuletzt mit Darmstadt und Schalke zwei Zweitligisten aus dem Wettbewerb geworfen…

Ja, aber von der Paarung her, ist es einfacher, als wenn du als Zweitligist nach Dortmund musst. Und die Sechzger sagen sich ja auch: “Wer Schalke besiegt, kann auch Karlsruhe besiegen.” Es wird ein 50:50-Spiel werden.

db24: Wie sehr beschäftigt Sie 1860 noch heute?

Ich verfolge alle meine Ex-Vereine. 1860 hat eine Mannschaft mit einem guten Trainer Michael Köllner, die, wenn alles gut läuft, aufsteigen kann. Aber die Dritte Liga ist extrem ausgeglichen. Aufsteigen wollen acht bis zehn Mannschaften. Am Ende brauchst du einen langen Atem, Match- und Schiedsrichterglück. Trotzdem hat 1860 keine Aufstiegsmannschaft wie im letzten Jahr beispielsweise Dynamo Dresden. Aber welcher Verein kann das von sich in dieser Drittliga-Saison behaupten? Magdeburg ist gut bei der Musik dabei, wirkt mit Christian Titz und Otmar Schork sehr stabil.

db24: Michael Köllner hat die Kurve bei 1860 wieder gekriegt: Wie sehen Sie ihn?

Ich kenne ihn persönlich. Wir haben uns mal bei einem Spiel in Ingolstadt unterhalten. Köllner ist ein sehr angenehmer Typ. Vor 1860 hat er in Nürnberg gearbeitet. Dort hat es nach einer gewissen Zeit nicht mehr funktioniert. Aber er hat danach bei 1860 sofort bewiesen, dass er ein guter Trainer ist. Er hat zwar zweimal in Folge mit 1860 den Aufstieg verpasst, aber ich traue ihm das bei 1860 weiterhin zu.

db24: Wenn er in dieser Saison wieder nicht den Aufstieg mit den Löwen packt, könnte Köllner sich anders orientieren…

Ich weiß nicht, wie sehr Köllner verwurzelt ist mit 1860. Klar ist auch, dass ein Trainer wie Köllner auch immer wieder Interesse in der Zweiten Liga weckt. Aber ich finde, dass Köllner sehr gut zu 1860 passt.

db24: Was viele nicht mehr wissen: Sie haben Ende Dezember 2015 den heutigen Löwen-Liebling Sascha Mölders von Augsburg zu 1860 gelotst…

Wenn man sieht, dass Sascha Mölders noch heute für 1860 spielt, weiß man, dass dieser Transfer ein Volltreffer war. So etwas gibt es tatsächlich nicht oft. Er hat uns ja schon in der Zweiten Liga mit seinen Toren nicht nur vor dem Abstieg aus der Zweiten Liga gerettet, sondern auch in den letzten Jahren dazu beigetragen, dass man wieder über 1860 positiv spricht. Sascha steht für den Verein, für die Werte der Löwen. Sechzig und Mölders - das passt unglaublich. Er ist inzwischen fast Kult geworden. Er hat eine hohe Identifikation mit dem Verein.

db24: Vor einigen Wochen gab es die Diskussion, ob Mölders noch gut genug für 1860 ist…

Sascha ist mit seinen 36 natürlich ein bisschen in die Jahre gekommen. Er sieht nicht mehr wie ein Modelathlet aus, aber damit muss man sich arrangieren. Ich finde, Sascha kann immer noch den Unterschied ausmachen. Klar ist aber auch: Irgendwann kommt der Tag, an dem Sascha eine andere Rolle annehmen muss, wenn er weiter bei 1860 bleiben will. Der Körper schafft keine 38 Spiele mehr am Stück. Wir haben in Karlsruhe mit Daniel Gordon einen ähnlichen Fall. Er ist der verlängerte Arm vom Trainer, aber weiß, dass er nicht mehr gesetzt ist. Das muss auch Sascha im Kopf hinkriegen.

db24: Der TSV 1860 hat sich in den letzten Jahren nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert, wenn es um die Einbindung verdienter Spieler nach der Karriere geht. Wie sehen Sie dieses Thema in Verbindung mit Mölders?

So einen Mann wie Mölders musst du nach der Karriere unbedingt in den Verein einbinden. Ich kann mir ihn in der Jugendarbeit gut vorstellen. Was ich so mitbekomme, engagiert er sich ja auch bei seinem Heimatverein in Mering. Wenn er die Trainerscheine macht, dann sollte ihn 1860 für den Nachwuchsbereich verpflichten.

db24: In Karlsruhe hat man sich endlich durchgerungen, den alten Wildpark umzubauen und zu modernisieren. Wie wichtig ist dieser Schritt für die Fußballmarke KSC?

Es ist ein Projekt für die Zukunft des Karlsruher Fußballs. Dass es so weit gekommen ist, war ein sehr mühsamer Weg. Auch der KSC hat mit der Stadt 20 Jahre gebraucht, damit dieses Stadion mit einem Fassungsvermögen für 35.000 Menschen gebaut wird. Willst du in diesem Geschäft überleben, führt der Weg nur über ein modernes Stadion - Stichwort Wirtschaftlichkeit. Wenn du nicht mitmachst, läuft dir die Konkurrenz davon. Selbst im Osten stehen lauter neue Stadien. Sie sind zwar nicht so groß, aber modern. Du musst deinen Konsumenten was bieten, sonst bleibst du auf der Strecke.

db24: Bei 1860 feiern sie sich für das Grünwalder Stadion…

Der alte Wildpark war genauso Kult wie das Grünwalder Stadion, aber dafür können wir uns nichts kaufen. Die Zukunft liegt in einem modernen Stadion. Karlsruhe und 1860 sind die beiden letzten Vereine in Deutschland, die noch so ein altes Stadion hatten bzw haben. Bei uns im Wildpark haben auch gefühlt 100.000 Fußballer gespielt - aber der war nicht mehr zeitgemäß. Wie das Grünwalder. Natürlich ist dieses Stadion Kult. Man spielt auch gerne drin, aber es bringt dich nicht weiter in der Entwicklung. Ohne Business Seats, Logen und besseren Vermarktungsmöglichkeiten bist du chancenlos gegen die Konkurrenten. Andere Klubs generieren ein Vielfaches von dem, was 1860 im Grünwalder einnehmen kann.

db24: Was kann die Lösung für 1860 sein?

Wenn der Klub Ambitionen hat, dann muss was passieren. Ein Stadion ist nicht in einem Jahr gebaut. Die Frage ist: Wer baut? Wer zahlt? Wenn du in den DFL-Ligen mitmischen willst, dann brauchst du ein neues Stadion. Das ist unerlässlich in der heutigen Zeit.