VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Anton Bobenstetter ist der Baumeister des TSV Buchbach. In 19 Jahren als Trainer formte er aus dem Dorfklub eine echte Fußballmarke auf der bayerischen Fußball-Landkarte. Er führte den Klub von der C-Klasse bis in die Regionalliga. Seit einiger Zeit ist Bobenstetter, der vor einigen Wochen 60 Jahre alt wurde, nur noch Sportlicher Leiter. Das db24-Interview vor dem Toto-Pokal-Achtelfinale gegen 1860 (Freitag, 19 Uhr).

db24: Herr Bobenstetter, wie feiert Buchbach dieses Spiel des Jahres?

ANTON BOBENSTETTER: Dass 1860 wieder nach Buchbach kommt, ist natürlich ein Traumlos für uns. Unsere Mannschaft hat sich das mit Siegen gegen Heimstetten und Unterhaching sportlich verdient. Wir freuen uns alle auf die Löwen, schließlich ist Buchbach blau. Es gibt zwar schon einige Rote in Buchbach, aber die werden bei uns nur geduldet (lacht).

db24: Woher kommt das, dass ein oberbayerischer Ort überwiegend blau ist?

Der Rudi Zeiser (früherer Meisterspieler des TSV 1860, d. Red.) ist in Buchbach aufgewachsen. Uns sind die Löwen quasi in die Wiege gelegt worden. Wir haben seit 1977 einen Löwen-Fanclub, bei dem ich auch Gründungsmitglied bin.

Wir spielen als kleines Dorf nur eine Klasse tiefer als Sechzig - was läuft da falsch?

db24: Wieviele Karten hätte der TSV Buchbach für dieses Highlight verkaufen können?

Wir hätten bestimmt 7000 Karten verkaufen können. Aufgrund der Corona-Auflagen dürfen aber nur 2500 Fans rein. Die Karten waren in 80 Minuten weg. Der Name 1860 zieht bei uns immer. Das spricht für Buchbach. Manche nennen uns vielleicht Feierabendfußballer, aber wenn man ehrlich ist, spielen wir seit drei Jahren als kleines Dorf nur eine Klasse tiefer als Sechzig, in der Saison 2017/2018 waren wir sogar in der selben Liga. Was läuft da falsch? Früher spielten wir in der Bezirksliga - und die Löwen in der Bundesliga. Das wäre ein normales Verhältnis. Ich kann das nicht verstehen: für mich ist 1860 weiterhin ein Weltverein mit weit über 100.000 Fans…

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db24: In dieser Saison droht nur Mittelmaß in der Dritten Liga. Die Löwen konnten ihre gute Form aus der Vorsaison nicht in die neue Spielzeit mitnehmen.

Abwarten. Ich hoffe, dass 1860 die Ruhe bewahrt. Aufgestiegen wird am Schluß - und nicht nach dem 11. Spieltag. Es ist ja nicht so, dass die Löwen jedes Spiel mit 0:5 verlieren. Wenn die Unentschieden zu Siegen werden, dann sieht die Welt schon wieder freundlicher aus. Ich habe die Bayern-Amateure und Würzburg im Kopf. Die sind zur Winterpause im hinteren Mittelfeld gestanden - und am 38. Spieltag standen sie auf direkten Aufstiegsplätzen. Das ist Dritte Liga. Ich sehe keine Mannschaft, die enteilt. Trotz des Punkterückstands traue ich 1860 zu, am Ende der Saison auf Platz 1, 2 oder 3 zu stehen.

Wenn Unruhe reinkommt, dann kommt der selbe Mist raus wie in den letzten 20 Jahren

db24: Wie bewerten Sie die Arbeit von Michael Köllner?

Er hat bewiesen, dass er es kann - auch schon beim 1. FC Nürnberg. Ich finde Köllner richtig gut. Ich bin immer auf der Seite der Trainer. Nicht nur Köllners Arbeit auf dem Platz, sondern auch die Art und Weise, wie er den Verein, Fans und die Gesellschafter verbindet, finde ich herausragend. Das ist manchmal mehr wert als ein Sieg in der Dritten Liga. Frieden tut uns allen gut. Wenn die Löwen das weiter fertig bringen, dann glaube ich an eine gute Zukunft. Wenn Unruhe reinkommt, dann kommt der selbe Mist raus wie in den letzten 20 Jahren.

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db24: Wie groß ist die Chance, dass Buchbach wieder eine Sensation erlebt?

Wir wissen ja, wie man 1860 schlagen kann. Wir haben den Löwen in der Regionalliga vor vier Jahren die erste Niederlage beigebracht - auch das Rückspiel war denkbar knapp. Erst in der 96. Minute haben wir im Grünwalder Stadion mit 1:2 verloren. Dieses Spiel hätten wir nicht verlieren müssen. Klar, 1860 hat die bessere Mannschaft. Aber in einem Spiel ist alles möglich. Es kann auch dieses Mal knapp werden.

Welcher Löwen-Kopf macht für Sie die beste Arbeit bei 1860?

Umfrage endete am 21.10.2021 08:00 Uhr
Marc Pfeifer
54% (1350)
Michael Köllner
30% (739)
Günther Gorenzel
9% (213)
Robert Reisinger
7% (178)

Teilnehmer: 2480

db24: Hoffen Sie auf 1860 mit oder ohne Mölders?

Wenn Mölders so trifft wie in der Vorsaison, dann können wir gerne auf einen Mölders-Besuch in Buchbach verzichten. Ich gehe davon aus, dass er gegen uns spielt. Er hat auch mit seinen 36 Jahren noch die Qualität. Er kann immer ein Tor machen.