VON OLIVER GRISS

Wer in den letzten Tagen diverse Social Media-Kanäle mit dem Stichwort 1860 verfolgt hat, musste sich verwundert die Augen reiben: “Was willst mit dem alten Sascha Mölders? Der soll aufhören!” Der Mölders lähmt unser Spiel! Auf die Bank mit ihm!”. Und: “Wir sind ohne ihn viel besser!” Das waren noch die harmlosesten Kommentare. Es ist zum Fremdschämen!

Wir reden über den Fußballer, der dem TSV 1860 in den letzten Jahren so viel Spaß bereitet hat. Noch im Mai durften die Löwen von der Rückkehr in die Zweite Liga träumen. Dank Mölders. Er hat alle mitgerissen. Auf der Zielgeraden ist ihm die Luft ausgegangen. Seine Kollegen konnten das nicht auffangen.

Mölders war das Gesicht des sportlichen Aufschwungs - ab dem Jahrhundertabstieg 2017. Seine Tore haben den TSV 1860 auf die nationale Fußball-Landkarte zurückgebracht. Statt Buchbach und Illertissen durften die Fans wieder nach Kaiserslautern und Magdeburg fahren.

Natürlich kann man über Mölders’ Eigen-Vermarktung “Die Wampe von Giesing” streiten. Fakt ist aber: Mölders hat es nicht verdient, beleidigt und diskreditiert zu werden. Der 36-Jährige bekommt in diesen Tagen die ganze Häme ab und damit in aller Schärfe die Undankbarkeit dieses scheinheiligen Geschäfts zu spüren - und das nur, weil er nicht mehr so wie früher kann. Auch Mölders selbst muss umdenken - und sich darüber klarwerden, dass er nicht mehr jedes Spiel 90 Minuten auf dem Platz stehen kann. Der Körper gibt das einfach nicht mehr her.

Nein, ich habe keine Aktien bei Mölders! Aber: Ich vergesse nur nicht, was Mölders für 1860 in den letzten Jahren bewirkt hat. Hätte Daniel Bierofka Mölders nicht seinerzeit zum Bleiben überredet, könnten wir wahrscheinlich immer noch mit dem Radl nach Pipinsried fahren. Mölders hat, egal ob man ihn mag oder nicht, Respekt verdient!

Es ist zu einfach, den Löwen-Fehlstart an Mölders festzumachen und zu glauben, dass der TSV 1860 ohne seinen Kapitän plötzlich auf Dauer Hurra-Fußball spielt. Die Fehler sind in der nicht ausreichenden Kaderzusammenstellung zu suchen (Thema Vorsorge!) - und nicht bei einem Fußballer, dessen biologische Uhr leider schneller tickt als gewünscht.