VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Aufstiege mit 1860 - das ist etwas ganz Besonderes. Eine herausfordernde Mission sozusagen. Einer, der weiß, wie schwer dies ist, ist Karsten Wettberg. Nach dem Zwangsabstieg 1982 versuchten insgesamt 12 (!) Trainer die Löwen von der drittklassigen Bayernliga in die Zweite Liga zu führen. Der Traditionsklub aus München-Giesing musste auf Wettberg warten, bis die Löwen wiederbelebt wurden. Nach neun Jahren Bayernliga-Tristesse.

Warum ist es so schwer, mit 1860 aufzusteigen? Wettberg am Dienstag gegenüber db24: “Für mich war das trotz der Konkurrenz aus Unterhaching, Ingolstadt, Regensburg oder Augsburg nicht so schwer. Man muss nur die richtigen Spieler zusammenstellen. Natürlich ist die Erwartungshaltung immer groß. Bei 1860 ist immer die Sehnsucht da, aufzusteigen, weil der TSV einer der größten deutschen Traditionsvereine ist.”

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Was hat Wettberg besser gemacht als seine Vorgänger? “Ich habe erkannt, wer wirklich alles geben will für 1860: Es gab die Jungen, die mit wenig zufrieden waren - und die Alten, die unbedingt rauf wollten. Und ich habe mich mit dem besten Spieler angelegt - mit Roland Kneißl. Ich wollte ihn in einem fitten Zustand. Kneißl war dann in der Aufstiegsrunde der Beste”, erklärt die Trainer-Legende.

1860 sollte mal nach Regensburg rüberschauen

Aus Wettbergs Sicht sollte sich 1860 an Zweitliga-Tabellenführer Jahn Regensburg orientieren und sich bei dessen Transferaktivitäten was abschauen. “Der Jahn zeigt, wie man es macht”, lobt Wettberg: “1860 sollte mal nach Regensburg rüberschauen. Die leihen sich mit wenig Geld Spieler aus, die immer wieder einschlagen.” Es heißt, dass in Regensburg nicht viele Spieler monatlich über 15.000 Euro brutto verdienen - bei 1860 wird teilweise mehr bezahlt.

Fehlt den Löwen in dieser Saison das Spielglück? “Nein”, behauptet Wettberg: “Wir hatten doch beispielsweise gegen Wiesbaden oder Türkgücü richtig Glück. Mir fehlt das Durchsetzungsvermögen. Wenn man gegen ein mittelmäßiges Halle 60 Minuten in Überzahl spielt und eigentlich keine zwingenden Torchance hat, dann stimmt was nicht. Ich kann nicht so blauäugig sein und die volle Verantwortung auf Sascha Mölders legen. Es war klar, dass Sascha nicht mehr das bringen kann, was er im Vorjahr geleistet hat. Das hätte die sportliche Leitung erkennen müssen.” Nicht zufrieden sei Wettberg auch mit der Performance der drei Neuzugänge: “Dass man Verstärkungen geholt hat, das sehe ich noch nicht. Da muss deutlich mehr kommen.”

Trotz des derzeitigen negativen Laufs will Wettberg die Saison noch nicht abschreiben. “Ich bin nicht zufrieden mit Platz 12 - wie viele Fans auch. Trotzdem ist noch nichts entschieden, die Saison ist noch jung. Es kann sich noch viel ändern”, erklärt Wettberg vor dem Heimspiel gegen den FSV Zwickau (Samstag, 14 Uhr) und nennt als positives Beispiel Magdeburg: “Wo standen die in der vergangenen Saison? Am Abgrund. Jetzt sind die Magdeburger Tabellenführer. Im Fußball kann’s manchmal sehr schnell gehen.”