VON OLIVER GRISS UND IMAGO (FOTO)

Als vor über 40 Jahren die Münchner Schickeria ihre Hochzeit erlebte, berichtete Michael Graeter aus der ersten Reihe. Er war seinerzeit der bekannteste Klatschreporter Deutschlands. Er schrieb für die “AZ”, “BILD” - und die “Bunte”. Seine spitze Feder war legendär. Er war der Mann, der als Vorbild für Helmut Dietls Reporter Baby Schimmerlos (Kir Royal) galt. Graeter gehörte das legendäre “Cafe Extrablatt” - und mehrere Kinos in München.

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Mit dem Journalismus von heute kann Graeter nur noch wenig anfangen. Auf die Frage, was sich heute geändert habe, antwortete Graeter in einem aktuellen AZ-Interview: “Alles und nichts! Nichts, weil es immer Menschen mit Geld und Macht gibt. Alles aber, weil viele sogenannte Promis sich über Social Media selbst inszenieren, Agenturen und Agenten zwischenschalten. Und wenn ich dann sehe, wie Kollegen sich am Roten Teppich akkreditieren - wie Hündchen, die einen Platz zugewiesen bekommen, um dann oberflächliche Fragen und PR-Häppchen zu apportieren. Das ist kein Journalismus. Wer nicht eingeladen ist, drinnen dabei zu sein, sollte nicht hingehen.”

Heute wird Graeter stolze 80 Jahre alt. Er feiert nicht pompös, sondern mit seinem Sohnemann auf dem Land. Das Handy klingelt durch. Er will für ein paar Tage seine Ruhe genießen.

Warum wir über ihn schreiben? Graeter ist nicht nur 1860-Fan, sondern er wurde unter dem damaligen Präsidenten Karl Heckl (“Ich bin der einzige Präsident, der bei 1860 zum Millionär wurde - ich war vorher Milliardär”) auch Lebensmitglied. Bei der einzigen deutschen Meisterschaft des TSV 1860 im Jahr 1966 durfte er an der Seite von Torjäger Rudi Brunnenmeier in einem Porsche zum Rathausbalkon mitfahren. Er war immer ganz nah dran. Im Klatsch, aber auch bei den Löwen. Er weiß über das alte Sechzig eine Menge. Sein größter Wunsch aus 1860-Sicht ist die Rückkehr in den großen Fußball: “Wer das erlebt hat, weiß, wovon ich spreche. Es waren Zeiten, die heute unvorstellbar wirken.”

Alles Gute, Michael Graeter!

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