VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Wie wichtig eine Zweitliga-Rückkehr für den TSV 1860 ist, verdeutlicht einmal mehr die kürzlich veröffentlichte Geschäftsbilanz der KGaA für das Jahr 2019/2020 - in der Kurz-Analyse: Der im Jahr 2017 eingeläutete Konsolidierungskurs bringt die Löwen nicht groß weiter. Zwar wurde der Umsatz auf 13,4 Millionen Euro gesteigert (im Vorjahr 10,5 Millionen Euro), doch die Schulden in Höhe von 68,8 Millionen Euro konnten nicht minimiert werden. Im Gegenteil: Sie stiegen um 4572 Euro. Angesichts der Coronakrise ist das Ergebnis im Vergleich zu vielen anderen Profiklubs durchaus positiv zu werten.

Überlebenswichtig für die Löwen: Die Transferbeteilungen an den ehemaligen Talenten Felix Uduokhai, Julian Weigl und Marin Pongracic, die insgesamt 3,4 Millionen Euro in die Kassen spülten. Im Jahresabschluss steht folgerichtig: “Durch diese Einmaleffekte konnten die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie abgeschwächt werden.” Weitere große Sondereinnahmen durch Transfers sind aktuell nicht zu erwarten.

Kurzum: Ohne fremde Hilfe (Hasan Ismaik, Die Bayerische) hat der TSV 1860 keine sportliche Perspektive. Beide sind in den schweren Pandemiezeiten wieder mit Darlehen eingesprungen. Dazu kam die Begeisterung beim Kauf der Saisontickets. Der Klub schreibt in seiner Bilanz: “Zwischen dem sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg eines Fußballklubs besteht eine enge Wechselwirkung. Das Erreichen eines Mindestmaßes an sportlichem Erfolg erfordert in der Regel den Einsatz finanzieller Mittel, erhöht aber gleichzeitig üblicherweise den wirtschaftlichen Erfolg. Ziel muss es daher sein, eine Ausgewogenheit zwischen den einzugehenden finanziellen Risiken und dem sportlichen Erfolg dauerhaft zu erreichen.”

Der Ausblick der Geschäftsführung Marc Pfeifer & Günther Gorenzel vom 16. Oktober 2020: “Kann die Ertragskraft nicht gesteigert bzw. können die Kosten nicht reduziert werden, könnte es als Folge notwendig sein, dass die Gesellschaft in Zukunft wieder auf die Zuführung von finanziellen Mitteln von Gesellschafterseite angewiesen ist.”

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Der TSV 1860 hat bis zum zum 30. Juni finanzielle Verpflichtungen in Höhe von 5,5 Millionen Euro, von denen 796.000 Euro innerhalb eines Jahres sowie weitere 752.000 Euro innerhalb von zwei bis fünf Jahren fällig sind. Aufgeführt wird in der Bilanz die jährlichen Erbpachtzinsen für das Trainingsgelände an der Grünwalder Straße 114. Die Einnahmen durch den Spielbetrieb (u.a. Ticketverkäufe) lagen bei rund 3,2 Millionen Euro (in der Saison 2018/2019 rund 3,5 Mio). Die Werbeeinnahmen haben sich dagegen von 3,9 auf rund 4,7 Millionen Euro gesteigert.

Was die abrufbare Bilanz im Bundesanzeiger auch verrät: Für die laufende Saison hat der TSV 1860 10.200 Dauerkarten verkauft, von denen 6800 auf die Herzvariante (kein Geld zurück!) entfallen - und, dass Michael Köllner im Oktober 2020 seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2023 verlängert hat.