VON OLIVER GRISS

Wer braucht die feine exklusive Super League ohne Auf- und Abstiegsregelung und ohne Rücksicht auf die Fans, wenn er die deutsche Ausgabe der “Super 2” haben kann?

Sollte die perfekte Konstellation eintreffen, könnten in der nächsten Saison sage und schreibe 15 ehemalige Erstligisten das deutschen Unterhaus rocken, u.a HSV, Hertha, Köln, Dresden, Nürnberg, Schalke, Düsseldorf, Karlsruhe, Rostock, St. Pauli - und natürlich auch 1860 München. Diese Liga würde dem Oberhaus in fast nichts nachstehen.

Die Löwen haben es nun selbst in der Hand, in den restlichen fünf Spielen, die Gunst der Stunde zu nutzen und auf einen Aufstiegsplatz zu springen. Nachdem die Köllner-Elf in der Rückrunden-Tabelle zeitweise auf Platz 11 stand, ist sie mittlerweile auf Position 3 gesprungen - was eindrucksvoll beweist, wie stark die Aufholjagd der Löwen wirklich ist: Die Jägerrolle ist auf die Sechzger perfekt zugeschnitten. Doch irgendwann müssen sie raus aus der Deckung.

Über Mannheim, Lautern, Wiesbaden, Bayern und Ingolstadt will 1860 nach Gelsenkirchen - in die Veltins Arena, wo einst Superstar Raul (früher Real Madrid) wirbelte. Jetzt liegt’s ganz allein an Sascha Mölders & Co., diesen Traum auch zu leben.

Gelingt den Löwen die Rückkehr ins Unterhaus, dann wird sich der Verein vor Ticketanfragen nicht mehr retten können, schließlich will keiner die großen Spiele gegen Schalke, Nürnberg oder St. Pauli verpassen. 1860 wäre endlich zurück im großen Fußball. Top-Namen, bessere Stadien, noch mehr Interesse - und die Aussicht, neue Fans zu generieren. Der Aufstieg wäre das beste Marketing. Unbezahlbar.

Jetzt schon sicher: Es würde im Aufstiegsfall auch deutlich mehr TV-Kohle für 1860 geben - rund 9 Millionen Euro (statt bislang 1,2 Millionen in der Dritten Liga). Dass die TV-Ausschüttung nicht zweistellig ist, liegt auch an der besonderen Corona-Situation.

Ein Aufstieg würde aber auch einen kleinen Wermutstropfen mit sich bringen: Die exzellente TV-Versorgung mit MagentaSport wäre dann Vergangenheit, auch Löwen-Spiele im Bayerischen Fernsehen würden gestrichen. Sky besitzt weiterhin die Exklusivrechte, Sport1 zeigt aber in der neuen Saison am Samstagabend um 20.30 Uhr das Topspiel.