VON OLIVER GRISS

Eigentlich wäre es ein Kinderspiel, in der Dritten Liga - mit diesem Background und diesem Publikum - eine aufstiegsreife Löwen-Mannschaft zu formen. Es geht wirklich nicht darum, das Hinterteil von Michael Köllner (sorry für diese Bezeichnung) zu retten, aber auch nicht um das Ego von Günther Gorenzel, sondern einzig allein um die verstaubte Fußball-Marke 1860 München. Es geht um den bestmöglichen Erfolg dieses wunderbaren Klubs. Auf dem Fußballplatz.

Doch dazu bräuchte man nicht nur den entscheidenden Weitblick, dass 1860 kein Spielzeug oder Versuchslabor ist, sondern ein Verein, der aufgrund seiner Geschichte Besseres als den Ist-Zustand verdient hat. Beide Gesellschafter stehen sich seit dem Zwangsabstieg 2017 gegenseitig im Weg. Einen überzeugenden Plan gibt es weder vom e.V., noch von Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik (zumindest ist der Öffentlichkeit nichts bekannt).

Ist eigentlich beiden Gesellschaftern bewusst, dass der aktuelle Kurs die sportliche Situation nicht verbessern wird und viele Fans frustriert und müde werden lässt? Zehntausende Fans sind die Gelackmeierten. Es ist zudem alarmierend, dass die Münchner Presse seit Tagen kaum noch Notiz von den Löwen nimmt. Der Boulevard ist beim Thema 1860 mehr oder weniger eingeschlafen. Es lohnt sich nicht mehr, am Morgen zum Kiosk zu gehen.

1860 muss seinen treuen Anhängern endlich wieder was bieten. Nicht nur von der Zweiten Liga reden, sondern auch dafür die nötigen Schritte einleiten. Nein, ich bin kein Party-Crasher, sondern seit 31 Jahren kritischer Begleiter des TSV. Kein ehemaliger erfolgreicher Spieler denkt übrigens anders.

Geschäftsführer Gorenzel hat beiden Gesellschaftern in den letzten Monaten immer wieder aufgezeigt, wie tief 1860 in die Tasche greifen müsste, um seriös um den Aufstieg in die Zweite Liga mitzuspielen. Gorenzel hat dafür fünf Millionen Euro Budget veranschlagt. Doch an diesen Richtwert kommen die Löwen bei weitem nicht hin. Der KSC ist vor zwei Jahren mit einem Budget von 5,7 Millionen Euro ins Unterhaus zurückgekehrt. Natürlich, Ausreißer gibt es immer wieder. Derzeit hat 1860 rund drei Millionen Euro zur Verfügung - eine Marke, die unter normalen Umständen keine großen Sprünge zulässt. Ist das der Anspruch des TSV 1860? Wann erklärt der Verein transparent seinen Mitgliedern und Fans, warum das Finanzkonstrukt nicht mehr für die Fußballer hergibt?

Freilich, aktuell ist es mit Corona schwerer als sonst, Geld für den Fußball zu generieren - und doch gibt es potente Firmen und viele reiche Menschen in München, die 1860 lieben und mit dem Verein leiden. Doch dazu müsste man vor allem eines: Image korrigieren und arbeiten, arbeiten, arbeiten.