VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

DFL-Boss Christian Seifert ist das Gesicht des Jahres 2020 in Fußball-Deutschland. Er steht für den gelungenen Re-Start in der Bundesliga. Noch aber warnt Seifert vor zu vorschneller Euphorie, weil Corona noch lange nicht besiegt sei. Angesprochen, wie er auf einen möglichen Saison-Abbruch reagieren würde, sagte Seifert zur “SZ”: “Auf den Fall muss man vorbereitet sein, und selbstverständlich haben wir dazu auch verschiedene Szenarien entwickelt. Es gibt da sehr verschiedene Blickwinkel”, sagte er. Die Bundesliga hatte die Entscheidung zum Worst Case Szenario zuletzt vertagt, weil unter den Klubs keine Einigkeit erzielt werden konnte. Wichtigster Punkt: Die Regelung von Ab- und Aufstieg. “Ich verstehe, wenn Spieler von Dynamo Dresden sagen, ein Saisonabbruch wäre unfair, bevor sie überhaupt aus der Quarantäne zurück sind. Allerdings wäre es genauso unfair, wenn Klubs - ohne ausdrücklich jemandem etwas zu unterstellen - absichtlich einen Abbruch herbeiführen, damit sie sagen können: Wir dürfen jetzt nicht absteigen.”

Dass sich in der Dritten Liga gezankt wird, sieht Seifert mit Besorgnis: “Blicken Sie nach England oder in die 3. Liga hierzulande, dann drängt sich der Eindruck auf: Je nach Tabellenplatz entdeckt man plötzlich die Moral.” Der DFB hatte gestern verkündet, dass die Dritte Liga am 30. Mai wieder starten wird. Dennoch gibt es Vereine, die das nicht akzeptieren wollen.

Und zur Situation in England sagt Seifert: “In Englands Premier League trugen die sechs Klubs, die in der Tabelle unten stehen, verblüffende Argumente dafür vor, warum es sportlich oder gesellschaftlich besser wäre, nicht weiterzuspielen. Ähnlich in der dritten deutschen Liga”, sagte Seifert.