VON OLIVER GRISS

Hans Zehetmair, früherer Vizepräsident des TSV 1860, schrieb bei den Blauen Fußball-Geschichte. Am 17. April 2004, also heute vor genau 16 Jahren, verkündete der ehemalige Kultusminister nach der 1:2-Heimpleite gegen den HSV das Aus von Trainer Falko Götz. Danach wurde Zehetmair der schwarze Peter zugeschoben, er wäre ohne Legitmation vorgeprescht. “Die Aufstellung war wieder einmal daneben. Götz war immer uneinsichtig. Es war vereinbart, wenn es wieder schief geht, dann entlassen wir ihn - und ich habe dann gesagt, wir werden ihn entlassen”, erklärte Zehetmair am heutigen Freitag gegenüber dem neuen Löwen-Podcast “Radis Erben” und schiebt in diesem Interview nach: “Ich stehe dazu heute noch. Wir sind kein Marienverein, sondern das Profigeschäft ist ein hartes Geschäft. Sechzig München war DER Münchner Verein. Was da geschehen ist, ist das Ergebnis einer Misswirtschaft - bis hin zum Präsidenten (Karl Auer, d. Red.)…” Zehetmair trat einen Tag später selbst zurück.

Sie wollten mich ausschließen als Mitglied

Zehetmairs Herz (seine Handynummer endet auf 1860) schlägt aber weiterhin für den Kultklub, auch wenn er damals sogar aus dem Verein geworfen werden sollte: “Sie wollten mich ausschließen als Mitglied von 1860, aber das hatte dann doch keine Mehrheit gefunden. Ich muss sagen: Ich hatte erlebt, dass beim Sport die Frage des Anstandes noch kleiner geschrieben wird als in der Politik… 1860 hatte sich nicht mehr gefangen nach Wildmosers Zeiten…”

Auch Zehetmair ist längst aufgefallen, dass die einstigen Wildmoser-Gegner immer mehr die Macht im Klub übernommen haben. “Ich sehe das genauso”, erklärte der 83-Jährige, “aber das muss ja klar sein: Wenn ein Stein ins Rollen kommt und das Ganze schon immer mit Machtgelüsten verbunden war, der Sport ist kein Herrenverein, da geht es schon mit Haken und Ösen zu. Das ist schon eine Abgrenzung gegenüber dem Handball…”

Laut Zehetmair müsse sich bei 1860 fast alles ändern. “Der integrierteste Bestandteil ist immer noch die Mannschaft mit einem akzeptablen Trainer und auch ein paar Leuten mit Sachverstand, aber nicht viele”, erklärte das langjährige Löwen-Mitglied: “Was sich ändern müsste, dass der gesunde Verstand siegen würde. Das geht aber nur, indem sich diejenigen, die darunter leiden, sich melden würden und nicht alles so hinnehmen…”