VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Wird die Personalplanung beim TSV 1860 wieder zur Hängepartie, weil sich die Gesellschafter nicht einig werden? Es geht nicht nur um die Verwendung des Pongracic-Bonus und den Vertragsverlängerungen der Leistungsträger, sondern auch um die Nachbesetzung der Stelle für Finanz-Geschäftsführer Michael Scharold. Nachdem die für Mittwoch geplante Aufsichtsratssitzung kurzerhand abgesagt wurde, sollen die Themen jetzt in Arbeitsgruppen abgearbeitet werden.

Günther Gorenzel, der Geschäftsführer Sport bei den Löwen, ist sichtlich verärgert. Dies brachte er am Donnerstag in der Spieltags-PK vor dem Auswärtsduell in Meppen (Samstag, 14 Uhr, dieblaue24-Liveticker) zum Ausdruck. Die Außendarstellung leidet mal wieder, weil es die beiden Gesellschafter nicht schaffen, mit dem florierenden Sportbereich Schritt zu halten. Manchmal hat man sogar das Gefühl, dass Absicht dahinter steckt, den Sport auszubremsen. “Ich bin für die Außendarstellung im Bereich Sport zuständig”, sagt Gorenzel: “Daher kommentiere ich nur diesen Bereich final nach außen. Alles andere müssen die Herren in ihren Geschäftsbereichen kommunizieren.”

Doch beim Thema Kommunikation gibt der TSV 1860 - außerhalb des Sports - sowieso ein höchst verwunderliches Bild ab. Nicht nur, dass der scheidende 50+1-Geschäftsführer Michael Scharold mit seiner Aufgabe überfordert war und unangenehmen Fragen meist aus dem Weg ging, sondern auch Präsident Robert Reisinger eine merkwürdige PR-Strategie fährt. Bei seinem Besuch im Landtag vor einigen Wochen trat der Unternehmensberater aus Kirchheim gleich mehrmals ins Fettnäpfchen, weil er nachweisbare Falschaussagen machte, die wenig später für großes Kopfschütteln sorgten. Er hatte nicht nur ausgeplaudert, dass Trainer Michael Köllner schon vor Bierofkas Aus kontaktiert worden war, sondern auch die Budgetzahlen schon feststehen würden. Außerdem sagte Reisinger zum Thema Untervermietung im Hachinger Sportpark: “Manni Schwabl freut sich schon, wenn wir kommen und ihm seinen Stadionausbau finanzieren.” Für die Köllner-Aussage musste sich Reisinger hinterher sogar öffentlich entschuldigen. Obendrein tauchte die Rückzugsmeldung von Geschäftsführer Michael Scharold schon einen Tag vorher im e.V.-nahen Anzeigenblatt “Wochenanzeiger” auf. Professionalität geht definitiv anders.

Aber auch die Personaldiskussion rund um die Scharold-Nachfolge ist wenig geschickt. Nachdem Ex-Boss Robert Schäfer am vergangenen Samstag beim 1:1 gegen Mannheim auf Einladung des Klubs - kurz vor der Scharold-Bekanntgabe - auf der Ehrentribüne saß, verkündete Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik kurz darauf via “AZ”, dass er sich gut vorstellen könne, dass Schäfer zum TSV 1860 zurückkehrt. Ob beide Gesellschafter eine einvernehmliche Lösung bei der Geschäftsführer-Suche hinbekommen, ist sowieso fraglich. Zieht Reisinger am Ende wieder 50+1?

Gorenzel versucht immer wieder auf die Gesellschafter einzuwirken. “Ich kann nur sagen, dass ich den ganzen Tag spreche. Ich spreche sogar so viel, dass ich am Abend nicht mehr mit meiner Frau telefonieren will - und das liegt nicht an meiner Frau.” Sondern an Sechzig.