VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

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Die Leidenszeit von Tim Rieder (26) neigt sich dem Ende zu: Nach mehrwöchiger Verletzungspause steht die Augsburger Leihgabe vor dem Hit gegen Waldhof Mannheim (Samstag, 14 Uhr, dieblaue24-Liveticker) vor der Rückkehr in den Kader. Das db24-Interview:

db24: Herr Rieder, Sie stehen kurz vor dem Comeback: Wie schwer war es für Sie, die letzten Wochen wegen einer Knieblessur zuschauen zu müssen, während Ihre Kollegen in der Tabelle immer weiter nach oben kletterten?

TIM RIEDER: Klar, war das schwer - schon gegen Großaspach, als ich mich verletzt hatte, war das schlimm für mich, als ich den Jungs nicht mehr direkt helfen konnte und du gefühlt nicht mal zum Kühlschrank laufen kannst. Aber ich hatte Glück im Unglück. Es hätte mich mit einem Kreuzbandriss, der Worst case für einen Fußballer, auch viel schlimmer treffen können. Und natürlich freue ich mich jetzt, so schnell wie möglich wieder auf dem Platz zu stehen und Einfluss zu nehmen. Für einen Fußballer gibt es nichts Schlimmeres als untätig auf der Tribüne oder vor dem TV zu sitzen. Deswegen schätze ich jetzt jeden Tag umso mehr, gesund zu sein.

Ist die Verletzung noch im Hinterkopf?

Letzte Woche hatte ich noch einmal so eine Situation, in der ich im Zweikampf überlegt hatte. Aber die Szene hat mir Sicherheit gegeben. Seitdem ist der Gedanke weg. 

Reicht’s aus Ihrer Sicht schon für den Kader?

Auf alle Fälle! Insgeheim würde ich auch schon gern auf dem Platz stehen, aber ich denke, das ist noch zu früh. Aber klar hoffe ich, dass ich schon im Kader bin und auf der Bank sitze - und wieder näher am Platz bin. Die Tribüne ist so weit weg. Ich habe auch fleißig trainiert, als die Jungs im Trainingslager in La Manga waren - und von der Luft merke ich, dass mir jede Trainingseinheit gut tut. Deswegen bin ich bereit. Mein Vorteil war, dass ich nicht so viel verloren hatte. Es war ja keine schwerwiegende Verletzung. Ich habe ja nach ein paar Wochen schon wieder Krafttraining machen können.

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Wie bewerten Sie die kleine Erfolgsgeschichte des TSV 1860: Die Mannschaft hat zuletzt neunmal nicht verloren. Das gab es lange nicht an der Grünwalder Straße 114…

Man merkt im Verein, dass positiver Aufwind ist - und wenn man den jüngsten Auftritt in Zwickau als Beispiel hernimmt, sieht man, dass man dieses Spiel gefühlt beherrscht. Wir spüren: Die Selbstsicherheit wächst und wir wissen, dass wir in der Liga jeden schlagen können.

Was hat sich seit dem Abschied von Daniel Bierofka bei 1860 verändert?

Das ist schwierig zu beantworten. Daniel Bierofka und Michael Köllner sind zwei komplett unterschiedliche Trainertypen. Biero ist ein Trainer, der mit seiner Art und Weise pusht und elektrisiert - und Herr Köllner ist der ruhigere Trainer an der Seitenlinie, der zwar auch mal schreit, aber insgesamt anders auftritt. Zur Zeit hat jeder Spieler Selbstvertrauen, wir reiten eine Welle. Das spürt man schon in der Kabine, wie jeder mit dem anderen unmgeht - ob jung oder alt. Es harmoniert.

Gibt’s da konkrete Beispiele?

Ja, etwa Noel Niemann. Er hat in der Hinrunde nicht gespielt, aber jetzt sieht man: Jeder Spieler wird gebraucht und ist wichtig - egal, ob Nummer 17 oder Nummer 24. Die Saison ist lang. Das schweißt uns alle zusammen.

Was ist noch drin in dieser Saison?

Wir haben schon ein richtig gutes Polster zu den hinteren Plätzen - und jetzt kommt eine Floskel, auch wenn’s möglicherweise den Fans nicht gefällt: Wir sollten von Spiel zu Spiel schauen. Aber: Das Heimspiel gegen Waldhof Mannheim ist trotzdem ein Schlüsselspiel. Danach wissen wir, in welche Richtung es geht: Bei einem möglichen Sieg hätten wir noch drei Punkte nach oben. Aber wir sollten im Verein nicht durchdrehen und nur vom Aufstieg reden, sondern bodenständig bleiben - so wie in den vergangenen Wochen auch. So sind wir am besten gefahren.

Aber der Druck ist positiv.

Auf alle Fälle. Wenn du mit dem Rücken zur Wand stehst, hält den letzten Ball in Zwickau Marco Hiller vielleicht nicht und wir verlieren noch mit 2:3. Und vielleicht entscheidet dann genau dieser Punkt in Zwickau über einen Tabellenplatz. Aktuell reiten wir auf einer Welle - und das haben wir uns auch verdient, weil wir jeden Tag hart dafür arbeiten.

Auf den ersten beiden Plätzen stehen Duisburg und Ingolstadt - werden diese Klubs direkt wieder in die Zweite Liga zurückkehren? 

Durch sind sie noch nicht, aber beide Mannschaften haben ein ordentliches Polster. Aber: Duisburg und Ingolstadt kommen auch noch nach Giesing - und die Punkte wollen dann wir behalten.

Und Mannheim, der morgige Gegner, ist seit fast zwei Jahren auswärts unbesiegt. Angst?

(lacht): Niemals! Mich persönlich schockt das nicht. Weil die waren auch noch nicht bei uns. Da mache ich mir keinen Kopf, dass die seit zwei Jahren ungeschlagen sind.  Klar, das Hinspiel war jetzt nicht so positiv (0:4, d. Red.), aber bei uns daheim in Giesing ist es immer schwer, zu bestehen. Das wissen auch die Mannheimer. 

Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel hat gesagt bezüglich der möglichen Vertragsverlängerungen mit Leistungsträgern: “Jetzt sind die Spieler am Zug!” Was können Sie uns dazu verraten?

Es wurde bei mir schon leicht vorgefühlt, aber noch ist nichts entschieden. Aber ich stehe zu meiner Aussage: Ich fühle mich wohl - und wenn die Rahmenbedingungen stimmen und sich 1860 mit Augsburg einigt, bin ich ein Fürsprecher, dass ich gerne hierbleiben würde. Ich denke, die Chance ist schon groß, dass ich bei 1860 bleibe.

Rieder & 1860 - das passt also?

Ich hab’s mir vorher nicht so cool bei 1860 vorgestellt. Auch wenn’s nur Dritte Liga ist, aber du bist im Fokus im deutschen Fußball. Ich bereue keine Sekunde, dass ich zu den Löwen gewechselt bin, denn der Verein ist ja auch kein normaler Drittligist. Zudem wohne ich in meiner Heimatstadt. Das sind schon Kriterien, die alle für eine weitere Zusammenarbeit sprechen. Es passt einfach alles. Mir wär’s am liebsten, wenn’s so schnell wie möglich gehen würde mit einer Vertragsverlängerung, aber da reden auch noch andere Parteien mit…

Haben Sie Efkan Bekiroglu schon bearbeitet, dass auch er bei 1860 bleibt?

Effe war damals auch ein Grund, dass ich zu 1860 gewechselt bin. Er sagte: “Komm zu uns - wir haben eine geile Truppe!” Ich will auf jeden Fall meinen Beitrag leisten, dass meine mögliche Unterschrift auch eine Signalwirkung haben könnte - so nach dem Motto: “So, der Tim hat’s auch gemacht - jetzt bleibe ich auch hier!” Ich will mit 1860 wieder dahin, wo der Verein ursprünglich herkommt. Mit der Stadt und der Infrastruktur im Rücken muss der Verein einfach wieder höher als Dritte Liga spielen.

Sie wurden als Verteidiger verpflichtet, spielen mittlerweile aber als Abräumer und Gestalter im zentralen Mittelfeld eine glänzende Rolle - ist das jetzt ihre neue Traumrolle?

Es ist bekannt, dass der Job als Innenverteidiger immer meine absolute Wunschposition war - aber das hat sich in den letzten Monaten geändert (lacht). Ich find’s im defensiven Mittelfeld super, weil ich mehr im Spiel integriert und flexibler bin. Man hat’s dann auch gemerkt, dass ich mich von Spiel zu Spiel wohler gefühlt habe. Mit meiner Technik kann ich das ganz gut lösen - und als Innenverteidiger bist halt dann irgendwie doch limitiert.