JULI

Der Juli beginnt mit einem traurigen Abschied: Stefan Schneider hat nach über 25 Jahren als Stadionsprecher genug und macht auf Ibiza eine Bar auf - er verspricht aber, für die Löwen-Heimspiele einzufliegen, freilich nur noch als Fan. Die Sechziger rufen ein Casting für die Nachfolger-Suche aus. Am Ende setzt sich der “Stirnband-Willi” aus dem Bayerischen Wald durch, weil er ein ganz besonderes Unikat ist. Seine Premiere hat der gelernte Maurer, der in der vergangenen Saison noch Fahnenträger war, im Nürnberger Frankenstadion - gegen Jahn Regensburg. Vor über 50.000 Anhängern trifft Rückkehrer Schäffler beim 3:0-Triumph doppelt - 1860 ist erster Tabellenführer der Zweiten Liga. Im DFB-Pokal haben die Löwen Meister Borussia Dortmund zugelost bekommen - das Spiel ist nach wenigen Stunden ausverkauft. Reisinger klagt: “Jetzt muss ich schon wieder nach Nürnberg reisen - in Giesing ist es doch viel urbaner.” Veränderung auch bei den Amateur-Löwen: Ex-Profi Jan Mauersberger wird Spielertrainer der Dritten. Als er mit dem roten Porsche zum Training vorfährt, gibt’s erste leise Kritik.

AUGUST

Die Fanartikel der Löwen florieren, erst recht seit Nike neuer Löwen-Ausrüster ist. Fanartikel-Boss Anthony Power macht einen Shop am Flughafen auf - etwas neidisch verfolgt e.V.-Präsident Robert Reisinger einen eigenen Plan: Er will das Merchandising des Klubs (grün-gold) größer aufstellen und versucht dafür Roland Kneißl zu gewinnen. Magic lehnt aber dankend ab. In der Zweiten Liga ist die Anfangseuphorie inzwischen etwas gewichen: Nach zuletzt drei Pleiten ist 1860 auf Platz 13 abgerutscht. Michael Köllner empfiehlt, dass die Mannschaft geschlossen auf den Ostfriedhof geht, um die Sinne zu schärfen. Efkan Bekiroglu, ausgestattet mit einem neuen Dreijahres-Vertrag, sagt: “Das mache ich nicht mit.” Daraufhin suspendiert Köllner Bekiroglu. Im DFB-Pokal hat 1860 gegen Dortmund keine Chance, verliert deutlich mit 1:4. Immerhin bleibt ein satter Gewinn von 600.000 Euro - die Liveübertragung in der ARD und die Zuschauereinnahmen machen es möglich.

SEPTEMBER

Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik verkündet via Facebook, dass er Schauspieler Michael Lerchenberg als Strategiechef anstellt. Reisinger ist fuchsteufelswild und schreibt Lerchenberg einen Brandbrief, doch der 67-Jährige lässt sich davon nicht aus dem Konzept bringen und sagt: “Die Bierdimpfelei bei 1860 muss endgültig ein Ende haben.” Reisinger tritt wenig später entnervt zurück: “Macht’s Euren Scheiß selber.” Kurz danach meldet sich der Ober-Löwe a.D. im db24-Kommentarbereich unter “Romirei64” an - sein Einstandspost: “Scheiß FC Bayern!” Als Reisingers Eintrag gelöscht wird, schaltet er seinen Anwalt Dr. Martin Imbeck (Experte für Wirtschaftsrecht) ein, dieser verweist auf das Grundgesetz. Sportlich hat sich der Löwe in der Zweiten Liga wieder gefangen, steht auf Platz 9. Die ersten Fans kritisieren Michael Köllner trotzdem - das Credo: “Die Mannschaft entwickelt sich nicht weiter.” Es wird eine Petition gegen den Trainer gestartet. Pro1860-Guru Hans Vonavka verschickt ungefragt SMS: “Zu limitiert! Der könnte nicht mal Obergiesing trainieren.”

OKTOBER

Den Löwen drohen Probleme - die Gemeinnützigkeit steht auf der Kippe. Der Grund: Esports wird seit der Gründung im e.V. geführt - und das ist nach den neuesten Statuten nicht rechtens. Der Verein entscheidet sich darauf hin, die Esport-Abteilung wieder abzumelden. Unterdessen werden die Löwen von Trachten Angermaier mit neuen Lederhosen ausgestattet- und pünktlich zur Wiesn gibt’s eine weitere Personalie: Weil der neue Stadionsprecher immer wieder die Spielernamen verwechselt, kehrt Stefan Schneider bis Saisonende als Stimme der Löwen zurück. Ehrenamtlich. Das erste Wiesn-“Heimspiel” in Nürnberg gewinnt 1860 mit 2:1 gegen St. Pauli.