VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Eine Legende wird 60. Peter Pacult, Spassvogel und Löwen-Aufstiegsheld von 1994, feiert heute einen
runden Geburtstag. Das db24-Interview mit dem ehemaligen Spieler und Trainer des TSV 1860.

db24: Peter Pacult, 60 wird man nur einmal: Lassen Sie es krachen?

PETER PACULT: Nein, ganz und gar nicht. Ich mache kein großes Fest. Am Abend gehen wir im engsten Familienkreis in Wien essen. Der Sohnemann muss bis 18 Uhr arbeiten. Es ist erschreckend, wie die Zeit vergeht…

Wie fühlen Sie sich?

(lacht): Auf jeden Fall nicht wie 60. Ich fühle mich eher wie ein großes Kind. Und ich werde so bleiben wie bisher. Ich werde in meinem Leben nichts ändern.

Was war Ihr schönster sportlicher Moment?

Es gab viele Highlights. Dazu gehört auch der Bundesliga-Aufstieg mit 1860 in Meppen. Ich war ja da nicht mehr der Jüngste, bin mit 34 Jahren aus Linz zu den Löwen gewechselt und sofort aufgestiegen. das war wunderbar. Einer meiner Höhepunkte - und ich habe mit Rapid Europapokal gespielt. Der Verein ist mir richtig ans Herz gewachsen. Ich hatte später auch das Glück, als Trainer Spieler wie Thomas Häßler und Davor Suker trainieren zu dürfen. Auch Bernhard Winkler und Simon Jentzsch waren ganz besondere Typen.

Konsolidierung, ständige Machtkämpfe & sportlicher Misserfolg: Welche Note geben Sie der Vereinspolitik des TSV 1860?

Umfrage endete am 10.11.2019 19:00 Uhr
Note 6
73% (5808)
Note 5
14% (1139)
Note 1
5% (439)
Note 4
3% (254)
Note 2
3% (209)
Note 3
2% (139)

Teilnehmer: 7988

Sind Sie noch traurig über ihren Rauswurf bei 1860?

Nein, das ist vergessen. Leider stand 1860 zu diesem Zeitpunkt nie wieder auf dem Platz, auf dem ich entlassen worden bin: Auf Rang acht in der Bundesliga. Das ist sehr traurig.

Wie sehen Sie die Löwen heute?

Es gibt zwei Fronten. Die Vereinsseite - und Hasan Ismaik. Aus meiner Sicht: Der Geldgeber wird mehr blockiert, als die, die nichts für 1860 bringen. Verstehen muss man das alles nicht. Es gab wahrscheinlich bei 1860 noch nie einen Präsidenten, der sich so aus der Verantwortung genommen hat wie dieser Präsident, aber gleichzeitig Ismaik den Ball zuspielt und sagt, er solle mal die Löcher stopfen. Ich würde an Ismaiks Stelle jetzt auch kein Geld geben. Es gibt kein Gesetz, dass es dem Präsidenten untersagt ist, Geld zu beschaffen. Das sollten auch mal die Fans hinterfragen.

Aktuell ist die Mannschaft wieder in Abstiegsgefahr.

Daniel Bierofka hat von Anfang an angekündigt, dass es wieder eine schwere Saison wird. Wichtig ist, dass man jetzt die Ruhe bewahrt. Der Daniel macht das aus meiner Sicht hervorragend. Man muss auch die Kaderplanung sehen. Im April hat doch noch keiner gewusst, wie es weitergeht. Soll das professionell sein? 1860 muss sich Gedanken machen, wie lange es diesen Kurs noch fahren will - zielführend ist dieser Kurs nicht. Was ich aber überhaupt nicht nachvollziehen kann, ist die Tatsache, dass der Präsident und Daniel nicht miteinander reden. Der Präsident macht sich dadurch angreifbar.

In den Social Media-Kanälen wird vereinzelt Stimmung gegen Trainer Bierofka gemacht. Ihm wird vorgeworfen, dass die Mannschaft keinen guten Fußball spiele…

Entschuldigen Sie: Das ist Blödsinn! Als wir in die Bundesliga aufgestiegen sind, haben wir auch nicht spielerisch die Punkte geholt. Kampf war Trumpf! In der Dritten Liga geht es nur über den Willen und Einsatzbereitschaft. Die richtigen Fans werden die Leistung von Bierofka honorieren, davon bin ich überzeugt.

Auch die Stadion-Thematik fesselt den Klub seit über 20 Jahren.

Ich behaupte, dass 1860 im Grünwalder Stadion keine Zukunft hat. Zu meiner Zeit haben 27.000 Zuschauer nicht gereicht, um ein Geschäft daraus zu machen. Warum soll das jetzt mit 15.000 Zuschauern klappen? Das beste Beispiel ist doch Freiburg: Die gehen aus ihrem Schmuckkästchen, das 24.000 Zuschauer fasst, raus und bauen ein größeres Stadion. Bei 1860 sollte man die Augen vor der Realität nicht verschließen - im Grünwalder Stadion kannst du nur in der Dritten Liga spielen…