VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (FOTO)

Das exklusive AZ-Interview von Hasan Ismaik, das von Matthias Eicher in Los Angeles geführt wurde, ist auf jeden Fall streitbar. Im zweiten Teil spricht der Mehrheitsgesellschafter des TSV 1860 über:

sein Investment-Ziel: “Wer mich kennt, der weiß: Ich akzeptiere keine Niederlage! Wenn ich mir etwas vorgenommen habe, ist es das: Ich muss aus dem Investment bei den Löwen mit einem Sieg herauskommen. Der größte Sieg wäre, es trotz aller Widerstände nach oben zu schaffen.”

die umstrittene 50+1-Regel: “Ich kann auch warten, bis die 50+1-Regel fällt. Oder ich könnte es wie Jean-Marc Bosman machen und klagen. Alle Experten sagen, dass 50+1 auf wackligen Beinen steht. Es muss nur einer klagen. Ich werde die Gesetze akzeptieren, aber ist es gerecht, dass ich für eine Klage den Verein brauche? Ich appelliere – mit allem Respekt und aller Bescheidenheit – an den DFB und die DFL, auch an die deutsche Politik: Lasst die Diskussion über 50+1 zu. Die Bundesliga könnte die beste Liga der Welt werden, wenn alle Beteiligten endlich aufwachen.”

die Werte des TSV 1860: “Es heißt immer, Ismaik wolle nur die ganze Macht an sich reißen. Ich war noch keine zwei Monate am Stück in Deutschland und habe mich in den Vordergrund gedrängt. Und was Werte und die Tradition anbelangt: Das ist mir sehr wichtig. In der arabischen Welt wird so etwas großgeschrieben – Tradition spielt bei uns eine wichtigere Rolle als in Deutschland.”

seine Botschaft an die Löwen-Ultras: “Haben die Ultras des FC Bayern die Partner ihres Vereins jemals so respektlos behandelt, wie ich bei 1860 beschimpft werde? Profitieren nicht sogar alle Fans von Geldgebern, genießen erfolgreichen Fußball? Warum sehen die Löwen-Fans nicht die Kehrseite der Medaille? Ich rufe die Ultras dazu auf, 1860 wieder Stolz zu geben! Sie sind die Fans mit Herz und Seele. Ein Verein ohne Ultras und seine Fanbasis ist nichts wert. Ich bin ihnen nicht böse, denn sie stehen voll hinter ihrem Herzensverein. Aber ich rufe sie dazu auf, wie auch “Pro1860”, die ARGE und alle Fans: Lasst uns den Verein wieder groß machen. Sechzig hat so großes Potenzial, es gibt so viele Anhänger, die zu großen Unternehmen gehören und investieren würden, wenn es ein Ziel vor Augen gäbe.”

Wem vertrauen Sie bei 1860 am meisten?

Umfrage endete am 22.08.2019 12:00 Uhr
Daniel Bierofka
73% (6451)
Hasan Ismaik
10% (884)
Robert Reisinger
8% (707)
Günther Gorenzel
4% (328)
Saki Stimoniaris
2% (202)
Hans Sitzberger
1% (107)
Sebastian Seeböck
1% (68)
Heinz Schmidt
0% (43)
Michael Scharold
0% (29)

Teilnehmer: 8819

den Konsolidierungskurs: “Der Verein jammert immer, dass er keine Einnahmen generiert. Andererseits unternimmt er nichts, um an die Geldtöpfe in der Zweiten Liga zu kommen. Wir würden dort rund 12 Millionen Euro aus dem TV-Vertrag bekommen. Das ist fast zwölfmal so viel, wie wir aktuell daran verdienen. Jetzt frage ich Sie: Wollen bei 1860 wirklich alle aufsteigen? Der Verein versteckt sich hinter einem unvernünftigen Konsolidierungskurs – wohlwissend, dass dieses Konzept niemals aufgehen wird.”

ein angebliches Konsortium als dritter Gesellschafter: “Ich bin jedem Sponsor oder Geldgeber dankbar, der 1860 unterstützen möchte. Aber glauben Sie, dass “die Bayerische” dies aus reiner Nächstenliebe macht? Natürlich nicht. Das ist eine Versicherung, die durch ihr Sponsoring bekannter werden will. Das ist legitim, aber der Verein hat auch einen gewissen Marktwert. Ein Beispiel: VW zahlt Eintracht Braunschweig 1,5 Millionen Euro pro Jahr. Diese Summe ist für mich die Messlatte, vor allem weil der Standort München und die Marke 1860 besonders attraktiv sind. “Die Bayerische” bewegt sich unter diesem Preis. Dass ich damit unzufrieden bin, sollte jeder verstehen. 1860 braucht auch kein Konsortium, sondern leistungsstarke Unternehmen. Wenn diese da sind, bin ich bereit, die Kapitalerhöhung zum Wohle von 1860 zu diskutieren. Aber der Verein sollte auch endlich akzeptieren, dass der Kooperationsvertrag nicht anfechtbar ist.”