VON OLIVER GRISS

Um vorab gleich mit irgendwelchen Missverständnissen aufzuräumen: Timo Gebhart ist absoluter Wunschspieler von Daniel Bierofka. Es gibt nicht wenige Fans in den Social Media-Kanälen, die nach dem Drittliga-Aufstieg 2018 behauptet hatten, Bierofka und Gebhart könnten sich nicht mehr riechen! Falsch! Gebhart stand damals aus gesundheitlichen Gründen vor dem Karriere-Aus: Die stark lädierte Achillessehne spielte nicht mehr mit. Und 1860 konnte es sich nicht leisten, einen verletzten Spieler weiter zu verpflichten. In den letzten 12 Monaten hat sich der Gesundheitszustand von Gebhart aber entscheidend verbessert, den Berliner Regionalligisten Viktoria Berlin führte Gebhart mit starken Leistungen in den DFB-Pokal. Diese positive Entwicklung hat Bierofka genauestens verfolgt und so ist es kein Wunder, dass Bierofka wieder auf die Gebhart-Idee kam. Der Trainer weiß ganz genau, zu welcher Leistung ein gesunder Gebhart imstande ist. Und der Medizincheck bei Gebhart in der vergangenen Woche war sehr erfreulich.

Die Gespräche zwischen dem Trainer und dem ehemaligen U21-Nationalspieler liefen nach db24-Informationen seit Wochen, weit vor der Mitgliederversammlung oder sonstigem Gedöns. Doch weil der TSV 1860 - anders als Vize-Präsident Hans Sitzberger behauptet - handlungsunfähig ist, hat Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik kurz vor Saisonstart dem Trainer einen Wunschspieler spendiert. Der Jordanier kommt für die nächsten 12 Monate für Gebhart auf. Und das ganz ohne Genusscheine oder Darlehen. Ein kreatives Geschenk und cleverer Schachzug. Bierofka hat zu Ismaik ein spezielles Verhältnis, das auf 2016 zurückzuführen ist: Ismaik verhinderte Bierofkas Aus als U21-Trainer.

Bringt man Ismaik entsprechend Respekt und Fairplay gegenüber, kommt vom schwerreichen Investor meist auch etwas zurück. So wie 2016: Als die Fans von einer Rückkehr von Stefan Aigner träumten, ließ sich Ismaik vom damaligen Präsidenten Peter Cassalette überreden, den verlorenen Sohn aus Frankfurt zurückzuholen. Der Ex-Kapitän kostete drei Millionen Euro Ablöse inklusive 1,7 Millionen Euro Jahresgehalt. Dass am Ende der bittere Abstieg stand, ist freilich Schicksal.

Zurück zu Gebhart: Mit dem Zehner hat der TSV 1860 nicht nur einen absoluten Liebling der Kurve wieder in seinen Reihen, sondern auch einen Fußballer, der mit seiner Technik und Dynamik eine wahre Augenweide ist. Gebhart zuzuschauen ist erfreulich und wohltuend, wenn man das Niveau in der Dritten Liga zum Maßstab nimmt. Bleibt Gebhart gesund und lebt im letzten Abschnitt seiner Karriere endlich ausschließlich für den Profifußball, gehört er mit weitem Abstand zu den besten Spielern in der Dritten Liga. Gebhart ist ein spezielles Geschenk aus Abu Dhabi für die Freunde des gepflegten Rasensports - und auch für die Ultraszene des TSV 1860. Gebhart ist einer von ihnen, ein Kumpeltyp. Einer, mit dem man - mit Verlaub - auch mal einen “draufmachen” kann.

Die Minderheit in der großen Löwen-Familie muss sich jetzt entscheiden: Gebhart anfeuern oder Ismaik weiter niedermachen? Beides würde sich beißen.