VON OLIVER GRISS

Klar, die Frankfurter Eintracht ist der Sieger der Herzen. Unglücklich im Elferschießen das Finale der Euro League verpasst. Die Leistung der Frankfurter war fantastisch. Die Hütter-Elf hatte den FC Chelsea, den einstigen Champions League-Sieger, an den Rand des Abgrunds gebracht. Es war der Abschluss einer furiosen Europapokal-Woche: Erst der Wahnsinn des FC Liverpool (nach 0:3 im Hinspiel 4:0 im Rückspiel), dann der irre Fight zwischen Ajax Amsterdam und Tottenham Hotspurs mit dem Siegtor in letzter Sekunde und nun der Krimi von der Stamford Bridge. Leckerbissen für echte Fußball-Fans - und das ganz ohne Pyro und Gewalt. Fußball ist eben doch die schönste Nebensache der Welt.

Und nun zu den Fakten: Vier Mannschaften aus der Englischen Premier League stehen in den beiden Endspielen - ein Zufall? Sicher nicht! Mein geschätzter Kollege Pit Gottschalk schrieb heute in seiner täglichen Kolumne folgerichtig: “Die Nachwuchskonzepte im englischen Fußball sind so zukunftsweisend, dass die Jammerei über bessere TV-Verträge auf der Insel das Thema verfehlt. Das Dreieck aus Investoren, Talentförderung und Vermarktung schiebt das Level an Qualität immer weiter nach oben.”

Besser kann man die Situation nicht beschreiben. Provokant gesagt: Geld schießt halt doch Tore! Dem deutschen Fußball wurde auf höchster Ebene erneut eine Lehrstunde erteilt. Der DFB wird seine Probleme vermutlich weiter aussitzen, ohne Mut auf Veränderungen: Wer Investoren mit der Old-School-50+1-Regel abschreckt und sich dem Kommerz verschließt, aber im Gegenzug mit den Ultras auf Kuschelkurs geht, der braucht sich nicht zu wundern, wenn der deutsche Fußball im internationalen Vergleich bald keine große Rolle mehr spielt.

Wer rüttelt die Bundesliga wach?