VON OLIVER GRISS

Es ist davon auszugehen, dass der Großteil der Mannschaft des TSV 1860 am Dienstag und Mittwoch die galaktischen Fußballnächte mit dem 4:0-Triumph des FC Liverpool über den FC Barcelona sowie dem irren 3:2 der Tottenham Hotspurs bei Ajax Amsterdam verfolgt hat - warum wir genau auf diese beiden Spiele eingehen? Das war für die Löwen Anschauungsunterricht pur, nicht nur in punkto Technik und Dynamik, sondern diese beiden außergewöhnlichen Spiele haben auch bewiesen, dass jeder Fußballer - egal mit welcher Qualität er ausgestattet ist - mit Herz, Leidenschaft und Seele die Kraft hat, Berge zu versetzen. Aus schier aussichtslosen Positionen wurde jeweils die Kehrtwende geschafft: Liverpool lag nach dem Hinspiel mit 0:3 zurück und drehte mit einer Energieleistung das Ergebnis. Nicht anders Tottenham: Die Briten verloren das Hinspiel gegen Ajax mit 0:1, lagen im Rückspiel schon mit 0:2 im Hintertreffen und gewannen in der letzten Sekunde mit 3:2 gegen die Holländer. Natürlich sind diese beide Duelle Extrembeispiele aus der Champions League, aber ein klares Zeichen, dass im Fußball alles möglich ist, wenn der Kopf klar ist.

Die Löwen sind nach fünf Niederlage in Folge in der Dritten Liga ebenfalls in eine Negativspirale gekommen. Die Moral ist im Keller. Doch, dass die Sechzger über gute Qualität verfügen, haben sie in dieser Saison schon oft genug bewiesen. Im Heimspiel gegen Fortuna Köln am Samstag können Mölders & Co. mit einem Sieg das Jahr versöhnlich abschließen und vorzeitig den Klassenerhalt feiern. Vorausgesetzt, wenn Herz und Seele reaktiviert werden. Erinnert Euch an die Momente vom Relegations-Rückspiel am 27. Mai 2018 gegen Saarbrücken: 0:2 lag man schon aussichtslos zurück, bis Sascha Mölders per Elfmeter das 1:2 gelang. Simon Seferings erzielte sogar kurz später den 2:2-Ausgleich. Danach Party ohne Ende. Es sind Bilder für die Ewigkeit.

Der größte Fehler wäre jetzt, sich selbst zu bemitleiden oder schon mit der Zeit nach Sechzig sich zu beschäftigen. Macht es für Euch selbst, aber auch für Sechzig! Wer will schon einen Abstieg in seiner Vita stehen haben?