VON OLIVER GRISS UND BERND FEIL (MIS)

Der TSV 1860 präsentiert sich in der Öffentlichkeit als zerrissener Klub. Die “Löwenfans gegen Rechts” sorgen mit ihrem geplanten Verkauf von Anti-Ismaik-Shirts für Aufruhr in der Fangemeinde - am Donnerstag reagierte die Geschäftsführung auf die Attacken. Von Präsident Robert Reisinger, der sich von dieser peinlichen Aktion eigentlich auch distanzieren müsste, gab es unterdessen wiederholt kein Statement. Die Presseerklärung der KGaA im Wortlaut:

Mit großem Bedauern und großer Besorgnis nehmen wir in den letzten Wochen eine immer aggressivere Stimmung und immer größere Gräben in unserer Fanlandschaft war. Statt gemeinsam für eine positive Zukunft unserer Löwen zu kämpfen, geht es um Lager und gegenseitige Vorwürfe, ob im Stadion, in der Stadt, am Stammtisch, bei Fanclubtreffen oder im Internet.

Unterschiedliche Meinungen sind die Basis jeder Entwicklung und daher ein hohes Gut. Meinungsfreiheit sollte daher eine Selbstverständlichkeit sein. Ein essentieller Bestandteil von gelebter Meinungsfreiheit ist aber das Erfordernis von Toleranz gegenüber anderen Meinungen und Respekt für denjenigen, der diese vorbringt. Fußball und insbesondere 1860 steht für Zusammenhalt, für sich gegenseitig helfen, für ein Miteinander, für die in unserem Vereinslied besungene „Kameradschaft”. Wir sollten daher alle gemeinsam daran arbeiten, vorhandene Gräben zu schließen. In diesem Zusammenhang sind wir sehr enttäuscht über eine Aktion der Löwenfans gegen Rechts, die mit einem T-Shirtverkauf eine weitere Eskalation der Situation billigend in Kauf nehmen.

Insbesondere von einer Institution, die sich in der Vergangenheit oft vorbildlich für ein Miteinander und gegen Diskriminierung und Gewalt eingesetzt hat, hätten wir erwartet, dass sie mithilft Gräben zu überwinden. Wir distanzieren uns mit aller Deutlichkeit von derartigen Verhalten und hoffen im Sinne der Vernunft, dass die Löwenfans gegen Rechts von dem geplanten Verkauf Abstand nehmen. Die Gräben sind aber unabhängig davon tief und beängstigend. Lasst uns daher alle endlich gemeinsam anfangen aufeinander zuzugehen. Wir appellieren insbesondere auch an die Printmedien, an Blogs, an Kommentarschreiber und Forenteilnehmer, an alle Meinungsbildner: STOP mit dem Gegeneinander.

Eine polarisierende Berichterstattung schadet allen, egal in welche Richtung sie geht. Wir, über die es dabei geht, sind alle Sechzig und wir können nur gemeinsam etwas erreichen. Wir als Geschäftsführung stehen für Meinungsfreiheit, Respekt und Toleranz und wir verurteilen jegliche Art von Diskriminierung, Rassismus und Gewalt. Wir wünschen uns ein Sechzig, das zusammensteht und das den Sport in den Vordergrund stellt und das unser Vereinslied beim Wort nimmt.