VON OLIVER GRISS UND ULI WAGNER (FOTO)

Die Löwen und das liebe Geld - eine schier unendliche Geschichte…

Zur Erinnerung: Im Sommer 2018, kurze Zeit nach dem Aufstieg in die Dritte Liga, gewährte Mehrheitsgesellschafter Hasan Ismaik dem TSV 1860 für zwei Jahre zwei Millionen Euro in Form von Genussscheinen. Für Spieler-Transfers und Trainer-Verlängerungen. Das Treffen mit Daniel Bierofka und Günther Gorenzel hatte den Jordanier überzeugt.

Es dauerte nicht lange, dass Präsident Robert Reisinger aus dem eigenen Lager die Millionen-Spritze aus Abu Dhabi übel genommen wurde, weil der Verein - entgegen der ursprünglichen Aussagen - wieder Geld von Ismaik angenommen hat. Der 55-jährige Unternehmensberater rechtfertigte sich dann in einem “Wochenanzeiger”-Interview so: “Hätte ich in der damaligen Situation auch das kategorisch abgelehnt, wäre das Präsidium politisch tot gewesen. Bierofka galt den Medien beinahe als Heiliger und hat offen mit seinem Abschied kokettiert, wenn die Mittel nicht angenommen worden wären.”

Im Dezember 2018 war dann doch wieder alles ganz anders. Nachdem Ismaik erst auf den letzten Drücker 1,5 Millionen Euro überwiesen hatte (aber immer noch rechtzeitig), reichte es Reisinger. Er ging in die Offensive und verkündete via Presseerklärung den Start des Konsolidierungskurses. Gleichzeitig wies er den von ihm mit 50+1 eingesetzten Geschäftsführer Michael Scharold an, künftig ausschließlich Sponsorengelder aus Abu Dhabi in Empfang nehmen zu dürfen - Zitat: “Genussscheine, Darlehen und vergleichbare Finanzierungsformen können auf Grund der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens künftig nicht mehr akzeptiert werden.” Ismaiks Antwort darauf: Er wandelte ein fälliges Darlehen nicht mehr in Genussscheine um, so dass 1860 seitens des DFB eine Geldstrafe von rund 150.000 Euro erwartet.

Dann der Salto rückwärts. Vier Monate später will Reisinger von seinem Statement offenbar nichts mehr wissen - gegenüber der “Süddeutschen Zeitung” erklärte er: “Es stimmt nicht, dass wir sein Geld nicht wollen. Wir wollen es bloß nicht in der Form, wie er es in der Vergangenheit zur Verfügung gestellt hat… Ich hätte lieber eine Million Euro Genussscheine mit Sofortkasse und eine Million Euro als Sponsoring…Es muss festgeschrieben werden auf drei Saisons. Ich will nächstes Jahr nicht noch einmal verhandeln müssen. Und das ist auch das, was die Geschäftsführer bei jeder Sitzung sagen: Wir müssen Planungssicherheit haben für die nächsten drei Jahre.” Zunächst gab es bei 1860 einen Fünf-Jahres-Plan, dann einen Zwei-Jahres-Plan - und nun eine Version über drei Jahre.

Reisingers Zick-Zack-Kurs bei 1860: Geht es wieder um das eigene Schicksal oder will der Präsident Ismaik wieder den schwarzen Peter zuschieben?